Nicht jeder hat vor Weihnachten Zeit für Besinnlichkeiten und kulinarisch aufwendige Köstlichkeiten. Doch das ist für ein echtes Spicegirl kein Grund, auf Gaumenfreuden und Seelenmassagen zu verzichten. Gewürz-Expertin Katharina Wilck gibt Tipps.
„Ich glaube, nun werde ich alt und spießig“, kichert meine Nachbarin. Sonja ist genauso weit davon entfernt alt zu sein wie davon als spießig zu gelten. Auf meinen daher fragenden Blick hin erklärt sie: „Ich habe letzten Sonntag ein Adventskaffeekränzchen veranstaltet“. Sonjas Augen leuchten. „Den ganzen Samstag stand ich dafür in der Küche und habe Plätzchen gebacken. Das war so retro – und richtig entspannend!“
Wenn Weihnachtszeit Arbeitszeit ist
Ich versuche gar nicht erst, den Neid in meinem Gesicht zu verbergen. Adventskaffee? Plätzchen? Einstimmen auf Weihnachten? Ich habe mein letztes Wochenende in einer kalten zugigen Messehalle verbracht – ebenso wie die zwei Wochenenden davor. Ich habe Kunden beraten, wie sie ihr Weihnachtsessen veredeln können – um mir selbst abends dann eine schnelle Tiefkühlpizza reinzuzimmern. Statt weihnachtlicher Deko stapelt sich in meiner Wohnung der Altpapierberg: The same procedure as every year…
Denn wie immer kämpfe ich vor Weihnachten gegen die Zeit. Die beiden Wandkalender in meinem Büro zeugen allerdings davon, dass ich den Kampf längst verloren habe: Der eine zeigt immer noch den November, den anderen habe ich sogar seit Oktober nicht mehr weitergeblättert. Und ich begrabe die Hoffnung, in diesem Jahr könnte alles anders werden.
Tipp: Klassische Weihnachtsgewürze mal anders
- Nutzen Sie Zimt nicht nur zum Backen oder für Desserts, sondern probieren Sie eine Prise an einer Tomatensauce oder -suppe. Der süßliche Zimt ist der perfekte Gegenspieler zur fruchtig-säuerlichen Tomate!
- Ein bis zwei Vanilleschoten nach dem Auskratzen des Marks komplett durchtrocknen (an der Luft oder bei geringer Hitze im Backofen) und in kleine Stücke schneiden. Mit einem groben Salz mischen und in die Salzmühle füllen. Das Vanillesalz passt perfekt zu Kürbis, Tomaten, Fisch und zu Fleisch.
Kulinarische Tipps für Weihnachtsgestresste
Doch irgendwie schafft Weihnachten es dann doch, sich in meinen Speiseplan zu mogeln. Nicht in Form von selbst gebackenen Vanillekipferln oder Zimtsternen. Auch für Braten mit grandiosen Saucen fehlt mir die Zeit. Nein, anstelle dessen gibt es „Fastfood deluxe“: Eine Prise Vanillepfeffer auf gebackenen Kürbisspalten schmeckt nicht nur köstlich – der vertraute Duft und Geschmack gibt mir das Gefühl einer liebevollen Umarmung. Und der Hauch Ceylon-Zimt in scharfer Tomatensuppe macht fast so viel Spaß wie das Öffnen eines Adventskalender-Türchens.
Doch der Tag wird kommen, an dem das letzte Päckchen versendet und der letzte Kunde für dieses Jahr bedient ist. Vermutlich werde ich auch dann nicht backen oder dekorieren, sondern wie ein schlaffer Sack auf dem Sofa liegen. Allerdings mit einem duftenden Chai-Tee vor mir. Und während mir die Aromen von Zimt, Nelke und Vanille um die Nase wehen, werde ich mich freuen, dass für ein echtes Spicegirl das ganze Jahr Weihnachten ist – irgendwie.
Autorin: Katharina Wilck ist mit Leib und vor allem viel Seele Unternehmerin. Mit Ihrer Mutter Bettina Matthei hat sie die Gewürzmanufaktur 1001 Gewürze in Barmbek aufgebaut. Zu den Spezialitäten der beiden gehören vor allem hochwertige und immer frisch zubereitete Gewürzmischungen. Für uns schreibt Katharina Wilck Geschichten über das Leben und seine Würze.
30. November 2016 von Redaktion
Kategorien: Hamburg speist, Lebensfreude
Schlagworte: 1001 Gewürze Hamburg, Fastfood Deluxe, Gewürze für Weihnachten, Gewürze gegen Weihnachtsstress