Alte Apfelsorten, neue Freuden

Elstar, Jonagold, vielleicht noch ein Granny Smith – eine Handvoll Apfelsorten beherrscht das Angebot im Supermarkt. Es sind Massenprodukte, optisch gut, aber im Geschmack oft unterdurchschnittlich. Dabei gibt es wohl kein anderes Obst von so großer Vielfalt in Aussehen und Aromen wie den Apfel. Wer hat schon eine Ananasrenette gekostet, in den Himbeerapfel von Holowaus oder einen Ruhm aus Kirchwerder gebissen? Das sind nur drei der alten köstlichen Sorten, die heute fast vergessen sind.

Weltweit soll es mehr als 30.000 Apfelsorten geben, allein in Deutschland werden rund 2000 vermutet. Der Apfel ist eine uralte Kulturpflanze. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder Zufallssämlinge von kundigen Gärtnern entdeckt und weitergezüchtet. Vor allem im 19. Jahrhundert entbrannte ein lebhafter Wettbewerb um immer neue Sorten und Eigenschaften.

„Ein Apfel am Tag erspart den Arzt“

Die Zeiten der großen Vielfalt sind inzwischen vorbei, wozu auch gesetzgeberische Normen und die Globalisierung beigetragen haben. So wurde aus dem Apfel ein agroindustrielles Produkt gemacht, das rund ums Jahr zuverlässig im nächsten Discounter zu haben ist. Doch es lohnt sich, nach den anderen, alten und besonderen Sorten zu suchen. Diese sind nicht nur gesünder und auch für Allergiker geeignet, sie schmecken auch interessanter.

Aber wo verbergen sich die alten Apfelsorten? Nicht zuletzt in der Region Hamburg – auf Höfen und in Kleingartenanlagen. Insbesondere die Elbniederungen sind Apfelland. Auf Wochenmärkten bieten Obstbauern aus dem Alten Land oder den Vier- und Marschlanden immer wieder auch seltene Sorten an. Ganz ähnlich wie für Wein gibt es sogar Apfelverkostungen, bei denen man die Geschmackseigenschaften der unterschiedlichen Sorten im direkten Vergleich erfahren kann.

Die ökologische Streuobstwiese ist ideal

Im besten Fall kennt man eine Streuobstwiese oder einen Obsthof, auf dem alte Apfelsorten ökologisch angebaut werden. Direkt beim Erzeuger zu kaufen ist auch ein guter Weg, die alten und selteneren Sorten zu erhalten. Einige Obstbauern bieten auch eine Patenschaft für einen Apfelbaum an. Gegen eine Gebühr wird der Baum gepflegt, die Ernte bekommen Patentante oder -onkel.

Natürlich geht nichts über einen eigenen Baum. Wer eine alte Apfelsorte pflanzen möchte, sollte zuerst mit einem Pomologen sprechen und einen Baum wählen, der zu den besonderen Gartenbedingungen wie Boden und Mikroklima passt. Selbst auf der Terrasse kann man einen Apfelbaum im Kübel pflanzen. Hier bietet sich ein Säulenapfel wie Cox Orange Renette an. Wichtig: Der Kübel muss im Winter vor Frost geschützt werden. Es gibt übrigens sogar Zwergapfelbäume, die im Topf auf dem Balkon gedeihen.

Noch zwei Tipps:

Nördlich der Alsterniederung verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse ein Radwanderweg. Die rund 23 Kilometer lange Strecke ist gleichzeitig ein Obstlehrpfad mit alten Apfelsorten und Informationstafeln. Probieren ist ausdrücklich erwünscht!

Und hier kann man mit Apfelspenden Gutes tun.

 

Autor: Hilmar Schulz
Foto: benjaminnolte/fotolia.com

26. Oktober 2016 von Redaktion

Kategorien: Hamburg speist, Lebensfreude, So schmeckt Hamburg

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