LemonAid/ChariTea gibt es seit 2009, einer der drei Gründer ist Paul Bethke. Der Hamburger, Jahrgang 1981, hat Volkswirtschaftslehre studiert und war bereits in der Entwicklungshilfe tätig. Bethkes Unternehmung unterstützt Ökologie- und Bildungsprojekte in den Ländern, aus denen die Bio-Rohstoffe für Limonaden und Tees bezogen werden. Das Start-up hat mittlerweile rund 90 Mitarbeiter.
Paul Bethke, es wird viel über Nachhaltigkeit geredet. Gibt es in der Wirtschaft entsprechendes Handeln?
Vor 20 Jahren war es im Lebensmittelbereich Bio, heute ist es zusätzlich soziale Verantwortung. Diese Entwicklung ist auch in anderen Branchen sichtbar angekommen. Zum Glück.
Ihr Ansatz wurde zu Beginn skeptisch beäugt. Hat sich daran etwas geändert?
Ich habe das Gefühl, dass unsere Art der Unternehmung immer mehr angenommen wird. In der jetzigen Form sind wir zwar nicht die Ausnahme, aber noch recht allein in Deutschland. In Großbritannien zum Beispiel gibt es bedeutend mehr Unternehmen, die ihren Zweck dem gemeinnützigen Engagement verschrieben haben. Sobald wir es uns leisten können, schütten wir keine Gewinne aus, sondern erhöhen den Betrag, der dem Gemeinwohl zugutekommt.
Pro verkaufte Flasche fließt ein bestimmter Betrag an gemeinnützige Projekte?
Wir wussten, dass es viele Jahre ohne Gewinne geben wird, wollten aber auch in Verlustjahren einen Beitrag leisten. Das beschriebene Vorgehen funktioniert inzwischen recht gut.
LemonAid/ChariTea ist schnell gewachsen. Gibt es Grenzen für Sie?
Ja, vor allem, da wir nur Zutaten von Plantagen und Kooperativen kaufen, die gänzlich nachhaltig wirtschaften. Das sind leider für unsere Zutaten gar nicht so viele. Dies bedeutet, dass die Warenbeschaffung bereits eine natürliche Grenze des Wachstums ist. Bio-Tee aus kleinen Kooperativen zu bekommen, der nach Fairtrade-Kriterien gehandelt wird, ist nicht einfach. Das gilt ebenfalls für unsere anderen Produkte. Auch sonst sind uns aufgrund der Nachhaltigkeit einige Grenzen gesetzt. Wir wollen etwa bei jeder Werbetafel wissen, woher sie kommt. Da ist langsames Vorgehen oft sinnvoller.
Sie wollen gesundes Wachstum?
Das Tempo der Vergangenheit können wir nicht durchhalten. Auch im Bereich Personal überfordert es die Mannschaft auf Dauer. Damit wir weiterhin ein Team von Freunden sind, die ein Projekt mit Freude vorantreiben, ist es wichtig, dass wir bei unserem Lauf nicht stolpern – sondern uns Zeit für die Dinge nehmen. Wir haben nach frisch aufgebrühtem Eistee vor etwa einem Jahr mit dem Verkauf losen Tees begonnen. Hier werden wir zunächst keine weiteren Sorten herausbringen. 18 sind ja bereits sehr viele Variationen.
Was fasziniert Sie so an Tee?
Während meiner Schulzeit in Sri Lanka bin ich fast jedes Wochenende auf die Teeplantagen gegangen. Tee ist für sehr viele Menschen in ärmeren Ländern eine wichtige Lebensgrundlage, nicht nur in Indien oder Sri Lanka. Auch in Ruanda ist es eines der wichtigsten Produkte. Hiermit die Menschen zu unterstützen, die es herstellen, erschien mir ein guter Weg zu sein, einen kleinen Beitrag hin zum Positiven zu leisten.
Welchen Bezug haben Sie zu Hamburg? Wie wichtig ist Ihnen die Stadt für sich und Ihre Unternehmung?
Ich bin in Hamburg geboren und hier bis zur 9. Klasse zur Schule gegangen. Insofern ist es meine Heimat. Ich liebe den Hafen und die Elbe. Sicher ist Hamburg eine weltoffene Stadt, die für ein Projekt wie unseres gut passt.
Autor: Clemens Gerlach
Titelfoto: Suedafrika Heiveld Kooperative © LemonAid/ChariTea – Albert Retief
Foto: Paul Bethke bei der Tee-Ernte © LemonAid/ChariTea
Kategorien: Hamburg produziert, Unternehmenslust
Schlagworte: Bio, ChariTea, Fairtrade, Hamburg, LemonAid, Limonade, Nachhaltigkeit, Paul Bethke, Tee