Mein Hamburg: Uwe Kirchner

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Uwe Kirchner, Vorstandsvorsitzender des  Hamburger Spendenparlaments.

Wie auch kleine Spenden Großes bewirken können, zeigt das Hamburger Spendenparlament. Es unterstützt Projekte, die Menschen in Not helfen. Die Aktivitäten des Hamburger Spendenparlaments hat Uwe Kirchner, Leiter der Marketing- und Kommunikationsabteilung der DG HYP, von Anfang an verfolgt. Seit knapp vier Jahren, als die Familie nicht mehr so viel Zeit erforderte, ist der 63-Jährige aktiv dabei, seit dem letzten Jahr als Vorstandsvorsitzender.

Beim Spendenparlament erleben Sie Hamburg nicht immer von der Sonnenseite. Was macht die Stadt für Sie die trotzdem lebenswert?

Hamburg hat mit seinem vielen Grün und dem Wasser eine hohe Lebensqualität, die Menschen sind weltoffen, tolerant und aufgeschlossen. Als Hamburger – ich wuchs in Barmbek auf – mag ich die hanseatische Zurückhaltung, den trockenen Humor und die offene Art, miteinander umzugehen. Mir gefällt die Vielfältigkeit der Stadt, die unterschiedlichen Stadtteile und Quartiere, aber besonders zieht es mich ans Wasser, an die Elbe, denn da entwickelt sich gerade so viel.

Warum sind Sie Mitglied des Hamburger Spendenparlaments geworden?

Weil ich Hamburg als so lebenswert empfinde, ist es mir wichtig, auch Verantwortung zu übernehmen, mich dort einzusetzen, wo die Not am größten ist. Mich hat die Grundidee des Hamburger Spendenparlaments sehr überzeugt. Bundesweit gibt es siebzehn Spendenparlamente, im Ausland drei. Hamburg war als erstes Spendenparlament Blaupause für die vielen anderen und wurde vor zwanzig Jahren gegründet. Besonders gefällt mir, dass das Hamburger Spendenparlament mit den Projekten, die es fördert, soziales Engagement entfaltet und da hilft, wo es sonst keiner tut.

Welche Menschen unterstützt das Parlament mit seinen Projekten?

Das Spendenparlament unterstützt Projekte für obdachlose, arme und isolierte Menschen, unabhängig von Herkunft, Nationalität und Religion. Es geht darum, konkrete Not zu lindern, aber auch Menschen nachhaltig aus schwierigen Lebenssituationen herauszuhelfen. Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, ist für mich ein wichtiger Aspekt. So unterstützen wir Einrichtungen für Obdachlose, zum Beispiel Tagesaufenthaltsstätten und das Winternotprogramm, im Bereich Armut Sozialkaufhäuser und die Tafeln und im Bereich Isolation Treffpunkte für Zuwanderer und Religionsgemeinschaften, Kinderschutzprojekte, Frauenhäuser oder Projekte für Asylbewerber und vieles mehr.

Wie werden die Projekte ausgewählt?

Unsere Finanzkommission, die aus neun gewählten Mitgliedern besteht, prüft die von Trägern und Vereinen eingereichten Projekte sehr sorgfältig auf Notwendigkeit, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit. Es muss sichergestellt sein, dass ein Projekt über unsere Anschubfinanzierung hinaus weitergeht. Wenn es in der Finanzkommission eine Mehrheit findet, wird in der dreimal im Jahr stattfindenden Parlamentssitzung abgestimmt. Insgesamt hat das Spendenparlament in zwanzig Jahren in Hamburg die gewaltige Zahl von 1.200 Projekten mit einem Volumen von elf Millionen Euro unterstützt.

Wie sammeln Sie die Spenden? Und wie finanziert sich das Parlament?

Wir haben 3.350 Mitglieder, die einen monatlichen Beitrag von mindestens fünf Euro zahlen. Hinzu kommen weitere Spenden, auch von Unternehmen. Wir sind alle ehrenamtlich tätig, es gibt keine Aufwandsentschädigung. So fließt jeder Cent mit hoher Transparenz in die Projekte, im Jahr zwischen 600.000 und 800.000 Euro. Es ist uns wichtig viele Mitglieder zu haben, denn sie sind unsere solide Basis und ihre Teilhabe an sozialen Themen ist auch ein Statement. Viele Spendenparlamentarier sind schon seit zwanzig Jahren dabei.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Stadt?

Die Gründer haben gehofft, dass das Spendenparlament einmal überflüssig würde. Aber obwohl Hamburg eine sehr reiche Stadt ist, leben viele Menschen in schwierigen Verhältnissen, die Notwendigkeit zum sozialen Engagement ist in den vergangenen Jahren eher größer geworden. Zum Glück gibt es in der Hansestadt einen ausgeprägten Bürgersinn. So sind das Hamburger Spendenparlament und auch die BürgerStiftung in Hamburg deutlich größer als in anderen Städten. Ich wünsche mir, dass es gelingt, die sozialen Brennpunkte zu stabilisieren, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich nicht größer wird und es möglichst viele Menschen gibt, die Verantwortung übernehmen und einen Beitrag leisten, damit Hamburg lebenswert und schön bleibt.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Es ist wichtig im Leben, dass man immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel hat und in der richtigen Bahn bleibt oder sie wiederfindet.

 

Autorin: Herdis Pabst

Foto: © Thies Ibold

30. November 2016 von Redaktion

Kategorien: Hamburg hilft, Mein Hamburg, Tatkraft

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