Mein Hamburg: Klaas Jarchow

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Klaas Jarchow, Hamburger Verleger von ganzem Herzen.

Der sympathische Hamburger, der mit seiner Familie in Blankenese lebt, liebt das gedruckte Wort. Diese lebenslange Leidenschaft führte 2014 dazu, dass der Autor seinen eigenen KJM Buchverlag gründete. Damit bündelt der Verleger alle seine beruflichen Stationen. Ob das Studium der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Hamburg und der MSH Paris, oder seine Zeit als freiberuflicher Autor und Journalist sowie seine Expertise als Co-Verleger von Rogner & Bernhard sowie Murmann. All diese Erfahrungen nutzt der Blankeneser, um eigene Projekte und Formate zu entwickeln und zu verwirklichen.

Was ist das Spannende an der Verlagsarbeit, was macht einen Verleger aus, Klaas Jarchow?

Die Kreation – gemeinsam, Autoren und Verlagsteam, Potential zu entwickeln, zu formatieren und auch zu verkaufen.

Warum der Sprung in die Selbstständigkeit, was ist Reiz am eigenen Verlag?

Man kann sich über andere Leute ärgern, unter anderem über sich selbst.

Wie wählen Sie die Autoren aus?

Nach Persönlichkeit und Potential – beides darf nicht zu knapp vorhanden sein.

Welche Ihrer früheren beruflichen Stationen helfen Ihnen heute als Verleger?

Alle: Schule, Studium, NDR Pressestelle, Universität, VHS Eutin, Selbsthilfe Netzwerk e.V., Segelclubs, Stadtteilschreiber und und und – alles fließt ein.

Warum haben alle Bücher einen Hamburg-Bezug?

Es ist eher ein norddeutsches Programm als ein ausschließlich hamburgisches. Warum? Es gibt vor der Tür genug Wissen und Kreativität zu entdecken!

Was hat Hamburg, was andere deutsche Städte nicht haben?

Vieles, vieles. Zentral wohl seine Lage auf dem Geestrücken des Urstromtales – im Westen der Stadt. Von dem aus der Blick in die Ferne und die Weite reicht. Und natürlich haben wir den Strom, die Elbe, in ihrem Rhythmus und immer neuen Erscheinungen.

Wie ist Hamburg aus Verlegersicht als Verlags- und Medienstandort aufgestellt?

Buchverlegerisch, nun ja, da gab es schon andere und auch bessere Zeiten als die jetzigen… Generell verlagert sich natürlich auch hier viel ins Digitale, und noch weiter in ganz andere Medien, vom Buchstaben zum Bild. Die Alltagszeit wird anders verteilt, weg vom Buch lesen.

Sind Bücher in Zeiten digitaler Medien nur noch „old school“ und ein wirtschaftlicher Anachronismus – wie wichtig sind Ihre digitalen Angebote wie „hamburgparadies.de“ oder „pikkofinte.de“ für Ihren Verlag?

Zum ersten Teil der Frage: Ja, sie sind „old school“ und wirtschaftlich anachronistisch, darum müssen wir nicht herum reden. Aber es gibt ja nun mal den Doppelcharakter der Ware… Es bleibt also etwas Wichtiges übrig! Unsere digitalen Angebote sind erstaunlich unerheblich, das ist Service, wirklich kein Profitcenter. Was zählt, auch wirtschaftlich, bleibt die Liebe zum Buch oder Gedruckten. Klingt komisch, aber natürlich ist das Bücher-machen ein Liebesakt.

Was bereitet Ihnen mehr Freude, selbst zu schreiben oder die Arbeiten anderer Menschen zu verlegen?

Das ist eine gemeine Frage. Es ist eine innere Wellenbewegung. Beides muss vorkommen, sonst verdörre ich. Im Alltag ist es zuweilen eine Kreuzsee. Übrigens gibt es neben dem Schreiben auch immer noch: das Zeichnen. Auch das bleibt wichtig.

Auf was können sich die Leser in diesem Jahr freuen?

Auf vieles, das über das Buch hinaus geht, lustige Dinge: Samenkugeln und Motivlampen zu den „Gartendrachen“ von Eleanor Bick, die Theaterstücke zu „Pikkofinte“ und „John & Maus“. Die ersten Bücher der wunderbaren Slammerin Mona Harry. Karsten Reise und Alex MacLean sind über die „Dünen der Nordseeküste“ geflogen und erzählen uns von dem Geheimnis dieser Landschaft. Ein Bruder im Geiste ist Helmut Schreier, der über das „Urstromtal“ der Elbe bei Dömitz und Dannenberg erzählt. Von Jan von der Bank kommt „Sturm“ neu heraus, ein packender Thriller, der auf einer nicht ganz unbekannten Dreimastbark spielt.

Was ist ihr „liebstes Kind“ im Verlag?

Gibt es das? Ich lasse den Blick über die Rücken der Bücher vor mir gleiten und sage: Nein.

Welchen Autoren/Fotografen würden Sie gerne verlegen?

Da schweige ich mal, wir bereiten einiges vor, das platzieren wir mal nicht über „Hamburg schnackt!“…

Wo tanken Sie in Hamburg auf und wo finden Sie Inspiration?

Ich bin ein Café-Gänger. Und daneben sind es die Treffen und Gespräche mit Freundinnen und Freunden. Ich mag die kleinen intensiven Gesprächsrunden. Und dann hilft natürlich so mancher guter Wurf in den Basketballkorb im Winter. Im Sommer dann schon eher der Sonnenuntergang von der Elbe gesehen oder von Inseln und den Sänden. Oder einfach das Bier im Garten an der Este.

Sie leben und arbeiten in Blankenese, welche Stadtteile von Hamburg mögen Sie sonst noch?

Finkenwerder, Cranz, Harburg, wo immer man mit dem Boot hinkommt…

Haben Sie ein Lebensmotto, ein Lieblingszitat oder Lieblingsschnack?

Eigentlich nicht, aber „Lass leuchten!“ von Peter Rühmkorf kommt mir gerade in den Sinn.

 

 

Ein schöner Begleiter für das Frühjahr …

… frühlingsfrische Gaumenfreude aus dem HAMBURG PARADIES des Klaas Jarchow Media Buchverlags:

Hamburgs wilde Küche: Was wächst denn da?

 

 

Autorin: Natascha Gotta
Foto: Klaas Jarchow © KJM/Andreas Fromm

7. Februar 2018 von Redaktion

Kategorien: Hamburg liest, Kulturgenuss, Mein Hamburg

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