Rika Tjakea

Hamburgs kulturell so reiche Stadtteile

An Stadtteilkultur hat Hamburg einiges zu bieten. Die Initiativen schaffen Ortsverbundenheit und beleben die Nachbarschaft.

Hamburg ist reich an Kulturläden, Kulturbüros und Kulturzentren. Sie sorgen dafür, dass Menschen sich treffen. Stadtteilkultur schafft, was die großen Institutionen nicht leisten (können): Sie geht direkt auf die Menschen ein. Denn der Kulturladen um die Ecke hat seine Wurzeln im Kiez. Damit die Menschen der Metropolregion Hamburg, auch die zugezogenen, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, braucht es Kultur für alle – und von allen.

Ordentlich was los südlich der Elbe

Kaum ein Projekt ist so groß und erfolgreich wie „48h Wilhelmsburg“ vom Bürgerhaus Wilhelmsburg. Bei dem erfolgreichen Elbinsel-Musikfestival geht es den Veranstaltern nicht allein um Unterhaltung. Das Festival soll auch dem „Community Building“ („gemeinschaftsbildende Maßnahme“) dienen. Die Musik würde auch diejenigen Menschen ansprechen, die am politischen Leben der Gemeinschaft sonst nicht teilnehmen.

Die Stadtteile auf den Elbinseln unterliegen einer „Entwicklung im Zeitraffer“, so die Initiatoren. Das Festival fördere die Identität des Bezirks. Die Ideen kommen nicht nur beim Publikum gut an.

Viele Angebote für Kinder, Ausstellungen, Kurse und Musikkonzerte in Eppendorf

Hier sieht Stadtteilkultur etwas anders aus. Das örtliche Kulturhaus Eppendorf wurde 1980 gegründet und war anfangs in einem Bauwagen namens „Kulturpalast“ unterwegs. Einige Jahre später zog die Bügerinitiative in die ehemaligen Polizeiwache Martinistraße. Heute sorgen vier Angestellte in Teilzeit für das umfangreiche Angebot.

„Unser Schwerpunkt liegt auf kulturellen Veranstaltungen und Angeboten, um selbst kreativ zu werden“, sagt Mitarbeiterin Rika Tjakea, „vom Aktzeichnen über Schreibwerkstätten bis zum Musizieren gibt es viele Möglichkeiten.“

Einen wesentlichen Teil des Angebots machen Konzerte oder Theateraufführungen am Wochenende aus. Und die Arbeit für Kinder ist sehr wichtig, Tanz-, Theater- und Musikkurse sind meist ausgebucht. „Es reicht aber nicht, dass man etwas Gutes anbietet“, sagt Rika Tjakea, „die Leute müssen es auch erfahren.“

Das Kulturhaus Eppendorf verteilt zwar Plakate, für Anzeigen fehlt aber das Geld. „Wenn eine Band vor vollem Haus auftritt, ist das toll“, sagt Rika Tjakea. Das sei die Belohnung für all die Arbeit – auf Seiten der Musiker und der Organisatoren.

Eine neue Plattform für Liedermacherinnen und Liedermacher

Und auch neue Angebote für Musiker sind in Eppendorf groß im Kommen: SONG STAR(t) ist im Kulturhaus ein neues Format für junge und junggebliebene Liedermacher und Songwriter. In erster Linie ist Songstar(t) eine Plattform für Musiker und Bands, die sich und ihre Musik ausprobieren wollen. Aber auch alte Hasen sind hier willkommen, um zu zeigen, was sie drauf haben.

Auch im gut bürgerlichen Eppendorf leben ärmere Menschen

Das Kulturhaus arbeitet zudem eng mit dem Verein MARTINIerLEBEN zusammen. Hier geht es um konkrete Nachbarschaftshilfe und generationenübergreifende Aktionen. In der Umgebung des Kulturhauses befinden sich seit jeher viele Stifte. „Hier leben viele ältere Frauen mit wenig Geld“, erklärt Rika Tjakea, „es ist nicht das typische Eppendorf-Bild.“

Über das Nachbarschaftsnetz können die Leute sich zu gemeinsamen Aktivitäten zusammenfinden: Zum Spazierengehen, Stricken oder Malen in der Natur. Im vergangenen Jahr hat sich eine Boule-Gruppe gebildet, für die der Bezirk eine eigene Spielbahn im Eppendorfer Park angelegt hat.

Reparieren statt Wegwerfen

Im Repair-Café engagieren sich Senioren mit handwerklichen Fertigkeiten und leisten einen Beitrag gegen den Wegwerf-Wahn. Sie helfen den Besuchern, defekte Dinge des täglichen Lebens instandzusetzen – vom Kleiderflicken bis zum Radio.

Ähnliche Angebote existieren auch anderenorts. So zum Beispiel im Stadtteilbüro Dulsberg, dem Kultur- und Sozialzentrum Barmbek Basch oder dem Kulturschloss Wandsbek, das gerade sein fünfjähriges Jubiläum feiert und natürlich der Zinnschmelze in Barmbek mit einem riesigen, attraktiven Programm.  Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken, HAMBURGschnackt! bleibt für Sie dran.

Bild: Rika Tjakea aus dem Kulturhaus Eppendorf – mit Hand und Herz für die Menschen in ihrem Stadtteil engagiert.

Autor: Hilmar Schulz (plus Redaktionsergänzung „Song Star(t)“ am 29.10.2015)

29. Oktober 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg künstlert, Kulturgenuss

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