Futsal: Die mit dem Ball rasen

Hamburg kann doch noch Fußball: Im Futsal ist die Hansestadt zu einer Hochburg geworden und stellt in diesem Jahr zwei Meister.

Es gibt Sportarten, die sich wundervoll in Worte fassen lassen. Boliden-Kick zum Beispiel oder Formel-1-Soccer. „War das ein Gedrängel auf der Finalbahn“, heißt es Fazit des Internet-Livetickers zum Duell den Hamburg Panthers und dem VfL 05 Hohenstein Ernstthal. Oder auch: „Noch zwei Runden, Jungs, noch zwei Runden. Und der Verfolger ist psychisch in der Boxengasse.“

Von motorstarkem Sport darf der Leser (die Leserin) auch ausgehen angesichts solcher emotionalen Kommentare wie: „Labiadh, dieser kleine Mini. Hat eine Kurvenlage wie kein Zweiter auf dem Kunstasphalt. Allerdings gehen ihm im Zielspurt dann die Benzintropfen aus dem Tank. Eben lässt er drei Sachsen Bremsspuren ziehen, um dann im Stau den Ball zu verlieren. Schade.“

Klingt so, als ob ziemlich viele Pferdestärken im Spiel waren. Berichtet hat der Kommentator allerdings über eine Futsalpartie – die vom Weltfußballverband Fifa anerkannte Variante des Hallenfußballs.

„Ja, schon mal Reporter beim Handball gehört?“, antwortet Jörg Osowski auf die Frage, ob Futsal immer so leidenschaftlich beschrieben werde. „Da geht es schnell zur Sache. Deshalb sind die Emotionen auch hoch.“ Er muss es wissen. Ohne Jörg Osowski würde Futsal in Hamburg womöglich noch in den Kinderschuhen stecken, hätte er nicht am 1. Juli 2005 das „Team Norddeutschland“ gegründet.

Hamburg ist eine Futsal-Hochburg

Begonnen habe die Geschichte im selben Jahr allerdings auf einer Trainerausbildung für Fußball, erzählt Jörg Osowski. Damals sei er auf Futsal aufmerksam geworden. „Es hat mich“, sagt er, „sofort infiziert.“ Ein Jahr darauf initiierte der Hanseat die „inoffizielle Futsal Liga Hamburg“. Wiederum zwei Jahre später folgte die offizielle Hamburger Liga. „Der Hamburger Fußball-Verband hat mich dann rekrutiert, um Futsal dort mit voranzutreiben.“ 2014 übernahm Jörg Osowski schließlich das Amt des Auswahltrainers im HFV.

Welchen Erfolg er mit seinem Faible für Futsal haben würde – Jörg Osowski, der auch Vorsitzender des Vereins Futsal Hamburg e.V. ist, hat das damals womöglich nicht geahnt. Aber angesichts des Abschneidens des Hamburger SV und des FC St. Pauli in der Bundesliga beziehungsweise Zweiten Liga bleibt festzustellen: Hamburg kann doch noch Fußball. Wenigstens in der Halle.

Am 11. April 2015 gelang den Hamburg Panthers im Finale um die Deutsche Meisterschaft ein 7:4-Erfolg nach Verlängerung gegen Holzpfosten Schwerte. Es war der dritte Titel binnen vier Jahren und die Hanseaten dürfen sich vorerst als Rekordmeister bezeichnen.

Futsal
Sieht aus wie Fußball-Ballett: Zweikampf im Futsal

„Es liegt wahrscheinlich daran, dass Hamburg ein Stadtstaat und sehr multikulti ist“, sieht Jörg Osowski als einen der Gründe für den Erfolg der hier ansässigen Teams an. Zudem mache der Ehrgeiz viel aus. „Nicht zu vergessen ist auch die Durchhaltequalität. Das heißt: Auch wenn wir zurückliegen, geben wir nicht auf. Das haben wir schon oft unter Beweis gestellt.“

Schnelle Füße, schneller Kopf und Passqualität

Denn obwohl ein Cup-Spiel nur 2 mal 20 Minuten dauert und der Kick in der Halle hierzulande lange nicht das Ansehen genießt wie in anderen Ländern, Futsal ist überaus anspruchsvoll. „Schnelle Füße, schnellen Kopf“, das müsse ein Spieler mitbringen, betont Jörg Osowski. Eine hohe Fitness sei ebenfalls so notwendig, wie das eigene Passspiel zu perfektionieren. „Die Qualität muss immer auf hohem Niveau sein. In einem Spiel, in dem pro Mannschaft 500 Pässe gespielt werden, muss man Selbstvertrauen haben und kurze und lange Pässe spielen können.“

Am Ende aber siegt die Mannschaft, die einen Treffer mehr erzielt hat. Das ist im Futsal nicht anders als im Fußball oder Handball. Doch wenn der Torschütze hier wie da oft der gefeierte Mann auf dem Feld ist, macht Jörg Osowski deutlich: „Es gibt eine Mannschaft, die hinter dem Torschützen arbeitet. Und manchmal wird diese Arbeit nicht hoch genug bewertet.“

Nicht so im Liveticker. „Aber am Ende“, stellt der Kommentator fest, „war der Bolide der Panthers einfach eine Spur zu flott für den Trabant aus Sachsen.“

Autor: Markus Tischler
Bildbeschreibung Titelfoto: Beim Futsal ist ein hohes Niveau an Passsicherheit gefordert.

8. April 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg jubelt, Sportbegeisterung

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