Frank Fechner

ETV-Chef Frank Fechner: „Ich bin stark an die Elbe gebunden“

Als ETV-Chef ist Frank Fechner für 12.000 Mitglieder verantwortlich. Der Job macht ihm Spaß. Politik und den FC St. Pauli vermisst er nicht.

Zur Person:
Er war lange Zeit Pressesprecher der Hamburger Bürgerschaft, dann für vier Jahre beim FC St. Pauli. Seit 1. Oktober 2005 ist Frank Fechner geschäftsführender Vorstand des 12.000 Mitglieder starken Vereins Eimsbütteler Turnverband (ETV). Der 51-Jährige ist zweifacher Vater, die Söhne sind 7 und 14 Jahre alt. Auch deshalb möchte Frank Fechner dauerhaft mit dem Rauchen aufhören. Derzeit qualmt er nicht. „Im Sportverein kann man nicht arbeiten, wenn man regelmäßig raucht, das passt nicht zusammen. Ich will auch Vorbild für Kinder sein.“

Frank Fechner, Sie sind Hamburger durch und durch. Hatten Sie nie den Wunsch, einmal eine andere Stadt kennen zu lernen?

Ich bin fast schon überall gewesen. Mein Vater war Luftverkehrskaufmann, der hat bei British Airways gearbeitet. So konnte ich mein Leben lang sehr günstig durch die Welt fliegen. Am Ende stand für mich fest, dass Hamburg mein Platz ist. Die Stadt gefällt mir total gut.

Was macht Hamburg für Sie so attraktiv?

Hamburg hat eine sehr eigene Identität, mit der ich mich gut zurecht finde. Es ist groß genug, um nicht eng zu sein, ziemlich grün, liberal und meistens weltoffen, mit viel Wasser, vielfältigen Kulturangeboten und einigen Schätzen.

Gibt es auch Dinge in Hamburg, die Sie ärgern und geändert werden müssten?

In der Fahrradpolitik müssen wir endlich vom Ankündigen zum Handeln kommen. Hamburg könnte die Fahrradhauptstadt Deutschlands sein, wenn man vor 15 Jahren angefangen hätte, den Fahrradverkehr richtig zu fördern.

Sie sind geschäftsführender Vorstand eines Vereins mit rund 12.000 Mitgliedern. Muss man da Animateur sein?

Animateur nicht, aber Motivator auf jeden Fall. Ich versuche, den ETV modern zu gestalten. Wir haben immer wieder neue Angebote, unter anderem auch Le Parkour und Slacklining.

Fehlt Ihnen etwas zu Ihrem Glück als Vereinschef?

Klettern wäre schön, es gibt aber keine geeignete Wand. Und vielleicht Rudern. Aber ich kann nicht sagen, dass uns wirklich etwas fehlt.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum trotz des gesellschaftlichen Trends zur Individualisierung so viele Menschen in einen Verein gehen?

Verein bedeutet: Man macht etwas vereint, mit anderen zusammen. Insofern sind Vereine auch soziale Treffpunkte, für manchen mehr denn je. Die Identifikation mit einem Verein ist schon sehr groß. Die Menschen sind aber nicht nur Mitglieder. Die sehen sich auch als Kunden und wollen qualitativ hochwertige Angebote.

Sie sprechen von aktiven Menschen. Sind die Hamburger sportlich?

Auf jeden Fall. Hamburg ist eine Sportstadt. Hier gibt es eine enorme Begeisterungsfähigkeit für Sportereignisse und eigenes Sporttreiben. Im Vergleich zu anderen Städten hat Hamburg einen sehr hohen Organisationsgrad. Dem Hamburger Sportbund (HSB) gehören rund 575.000 Mitglieder an. Ich unterstütze auch die Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024, das ist eine große Chance für Hamburg.

Sie haben acht Jahre in der Politik gearbeitet, waren Pressesprecher der Hamburger Bürgerschaft. Sehnsucht nach dem Politikbetrieb?

Politik interessiert mich noch immer, ich sehe mich auch als einen politischen Menschen. Aber ich verspüre keine Sehnsucht, wieder im Rathaus zu arbeiten. War für mich doch ein guter Schritt zum ETV, es ist eine sehr spannende Aufgabe.

Vor dem ETV waren Sie schon für einen anderen Sportverein tätig. Hatten Sie als Geschäftsführer des FC St. Pauli eine schöne Zeit?

Eine aufregende, würde ich sagen, und eine aufreibende.

Was war so fordernd?

Der FC St. Pauli hat damals in der Regionalliga gespielt. Da war das eine große Ziel immer, die Lizenz zu holen. Wir hatten den Gerichtsvollzieher mehr als ein Dutzend Mal auf der Geschäftsstelle. Am Ende haben wir uns geduzt. Er wollte werthaltige Sachen mitnehmen, da war aber nichts.

Sie haben den FC St. Pauli nach vier Jahren verlassen. Warum?

Ich war ausgepowert. Ganz einfach.

Sind Sie noch immer Fan des Klubs?

Ja, ich habe seit Mitte der 1990er-Jahre eine Stehplatz-Dauerkarte, Gegengerade, Block D. Nur in meiner Zeit als Geschäftsführer habe ich im VIP-Block gesessen.

Was halten Sie vom Lokalrivalen HSV?

Ich freue mich, wenn es dem HSV etwas besser geht als zuletzt. Als Kind war ich sogar Fan der Rothosen. In der Studentenzeit hat mich Fußball dann gar nicht mehr interessiert. Mitte 20 bin ich dann St.-Pauli-Fan geworden, ich konnte mit dem HSV nichts mehr anfangen.

Gehört das Millerntor-Stadion zu Ihren Hamburger Lieblingsplätzen?

Nein, nicht mehr. Das ist heute ein gutes Stadion, aber eher funktional als faszinierend.

Welche Orte in Hamburg sprechen Sie noch intensiv an?

Die Kehrwiederspitze. Der Hafen liegt vor einem. Das ist schön, da kann man Fernweh haben. Die Strandperle finde ich ebenfalls super. Klasse sind auch das Falkensteiner Ufer und Wittenbergen.

Reichlich Wasser bei Ihnen.

Stimmt, ich bin schon ziemlich stark an die Elbe gebunden.

Haben Sie ein Motto? Oder einen Schnack, der Sie durch alle Lebenslagen begleitet?

Da muss ich überlegen. Nein, eigentlich nicht. Sorry, ich habe keinen Schnack. Oder doch … Versuch macht klug.

Interview: Clemens Gerlach
Bildbeschreibung Titelfoto: ETV-Chef Frank Fechner: Seinen Tabakkonsum hat er dauerhaft noch nicht im Griff.

13. Oktober 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg trainiert, Sportbegeisterung

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