Designer Peter Schmidt

Alles klar, ganz einfach

Mit seinen Grafiken hat Peter Schmidt Designgeschichte geschrieben und den eigenen Namen zur Marke gemacht. Jetzt ordnet der 76-Jährige seine Dinge.

Wer je in einem Supermarkt oder einer Parfümerie gewesen ist, kennt seine Designs, ohne es zu wissen: Peter Schmidt hat vielen Marken der Warenwelt ein Gesicht gegeben. „Idee-Kaffee „, „Ricola“ oder „4711“ – deren Aussehen stammen von ihm. Dabei sticht die Schnörkellosigkeit seiner Formsprache ins Auge. Der Designer selbst kleidet sich ganz in Schwarz, sogar sein Taschentuch ist schwarz. Im Kontrast zu dem Dunkel steht die vergnügliche Art, mit der Peter Schmidt seine Gedanken formuliert. In seiner Bibliothek serviert er grünen Tee in dem Porzellan, das er für das Traditionsunternehmen Arzberg entworfen hat.

Auf dem Tisch steht Peter Schmidts neuester Entwurf: eine kantige Flasche für eine fränkische Winzergemeinschaft. Sie wird den klassischen Bocksbeutel ersetzen. Die Idee dazu kam ihm wie immer „ganz, ganz schnell“.

Klare Vorstellungen, scharfe Kanten

„Ich kann nicht sehr viel, aber ich weiß viel über Glas“, scherzt Peter Schmidt. In den 70er Jahren begann er, Flakons zu gestalten, als erster Deutscher. Das lukrative Geschäft lag bis dahin ganz in französischer Hand.

Ihm schwebten Gläser mit scharfen Konturen vor, schwierig herzustellen. Also reiste Peter Schmidt jedes Jahr für eine Woche nach Parma zu einer der Glashütten, um die Glasbläserkunst bei den Meistern des Faches zu studieren. Aber auch wegen der Steinpilze, die in der oberitalienischen Stadt am besten seien. Und wegen der Schönheit des Ortes und der Oper. Lebenslust ist überhaupt ein wichtiges Motiv für Peter Schmidt – die Verbindung von Arbeit und Menschen, Kultur und Natur. Kürzlich hat er einen Vortrag gehalten, vor 90 Frauen. Denen sagte er, das Wichtigste sei, dass Kinder ihren Neigungen folgen dürfen. Er selbst sei ein schüchterner Junge gewesen, leicht errötend – gleichzeitig sehr arrogant, „weil ich so gut zeichnen konnte“.

Bundeswehr-Logo vom Pazifisten designt

Von allen Schulen sei er geflogen. Grafiker wollte er trotzdem unbedingt werden. Das entsprach nicht dem Wunsch der Eltern, dennoch beschloss der Familienrat: wenn schon, dann richtig – und schickte ihn auf eine Kunstschule. Exzellenter Instinkt: Peter Schmidt stieg zu einem der großen deutschen Designer auf.

Er ist ein Multitalent, das auch Bücher gestaltete, Bühnenbilder erstellte, selbst Regie führte, den neuen Bamberger Konzertsaal entwarf. Peter Schmidt verpasste zudem der Bundeswehr ein aktuelles Logo und bezeichnet sich doch als Pazifist. Dem evangelischen Kirchentag gab der Atheist ein frisches Design.

Seine Agentur war in den 90er-Jahren auf 150 Mitarbeiter angewachsen. Aber die Kommunikation mit den Kunden sei immer komplizierter geworden. Statt direkt mit den Entscheidern zu sprechen, sah Peter Schmidt sich immer häufiger von einer Hierarchie von Ansprechpartnern gebremst.

„Ich arbeite nicht mehr mit den großen Konzernen“

„Überorganisiert“, urteilt er, „deshalb arbeite ich nicht mehr mit den großen Konzernen.“ 2006 verkaufte er das Unternehmen. Seither betreibt Peter Schmidt mit zwei jüngeren Designern ein Atelier im Mittelweg Auch privat wollte Schmidt Reduktion. „Mit 75 gab es eine Zäsur.“ Er trennte sich von seiner Bildersammlung, verkaufte seine Stadtvilla in Harvestehude mit dem japanischen Garten. Er zog in eine Wohnung mit Fahrstuhl, Tiefgarage und vielen Nachbarn in Winterhude. „Der Wechsel war ein Rezept gegen das Altern“, sagt Peter Schmidt. Schmunzelnd fügt er hinzu: „Ich fühle mich hier sehr behütet.“

Hamburg als stabiler Mittelpunkt des Weltbürgers Peter Schmidt

Warum er überhaupt in Hamburg lebt, wo er doch überall, auch auf seiner Finca auf Ibiza wohnen könnte? Peter Schmidt überlegt. Er reist immer noch häufig und könne sich an vielen Orten wohl fühlen. Aber für das unstete Leben, wie er es immer geführt hat, brauche man einen stabilen Mittelpunkt. Den habe die Hansestadt ihm geboten. Vollkommenheit gebe es dabei so wenig wie beim Design. Peter Schmidt: „Wir schaffen immer nur Annäherungen.“

Autor: Hilmar Schulz

19. Mai 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg designt, Kulturgenuss

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