Mein Hamburg: Werner Grassmann

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir sprechen mit Werner Grassmann, dem Gründer des Abaton Kinos.

1970 hat Werner Grassmann das Abaton gegründet und damit dem Programmkino den Weg bereitet. Erste Versuche in diese Richtung hatte er schon mit einem Mini-Kino in den 50er Jahren unternommen. Auch als Filmproduzent war er erfolgreich. In diesem Jahr feierte Werner Grassmann seinen neunzigsten Geburtstag. Der Vordenker von damals ist bis heute Visionär geblieben.

Hamburg ist lebenswert, weil…

… es eine Stadt mit viel Wasser ist, der Elbe und der Alster. Mein Lebensmittelpunkt war immer das Grindelviertel nahe der Alster. Das ist meine Heimat.

Das Abaton ist eine Institution in Hamburg geworden. Was hat Sie am Kino gereizt?

Ich war alles Mögliche, habe Geschichte studiert, war Anzeigenwerber, Redakteur bei „Die Zeit“, habe als Baustoffhändler und Hafenarbeiter gejobbt. Was man halt so tut, um ein bisschen Geld zu verdienen. Über einen Freund, der Manager in einem Filmklub war, bin ich mit Film in Berührung gekommen. Dann gehörte ich zu einer Gruppe von Filmemachern, der Hamburger Filmcoop. Weil die Kinos unsere Filme nicht spielten, haben wir ein eigenes Kino gemacht. Diese Aufgabe blieb an mir hängen. Daraus hat sich dann das Abaton entwickelt.

Damals haben Sie eine neue Art von Kino, das Programmkino, erfunden. Wie ist es dazu gekommen?

Dass ich das Programmkino erfunden habe, kann man so nicht sagen. Es war ein Zufall. Die Filmbranche wollte uns zunächst nicht beliefern. So haben wir unsere eigenen Filme gespielt und ältere, die sonst keiner wollte. Aus dieser Mischung von unabhängigen Filmen und Werkschauen hat sich das Programmkino entwickelt. Neu war auch, dass es bei uns etwas zu essen und zu trinken gab. Im heutigen Bistro, das damals noch nicht vom Abaton getrennt war, haben wir Bier und Schmalzbrote verkauft.

Hat Hamburg als Standort für die Kinoeröffnung eine Rolle gespielt?

Das war Zufall. Meine Familie kommt aus Polen. Mein Großvater war bei der Eisenbahn und wurde nach Hamburg versetzt. So bin ich in Altona geboren, das damals noch zu Preußen gehörte. Ich könnte nicht in einer anderen Stadt leben.

Wie sind Sie eigentlich auf den Namen Abaton gekommen?

Wenn man kein Geld hat, muss man diesen Mangel durch Fantasie ausgleichen. Früher hatten Zeitungsanzeigen für Kinos eine große Bedeutung. Mit dem Namen Abaton stand mein Kino immer an erster Stelle. Dass das Wort im Griechischen eine heilige Stätte in einem Tempel bezeichnet, ist ein Zufall.

Das Abaton hat viele Filme gezeigt, die in Hamburg entstanden sind. Haben Sie einen Hamburg-Lieblingsfilm?

Ich weiß gar nicht, ob ich einen Hamburg-Lieblingsfilm habe. Aber „Absolute Giganten“ mag ich sehr gerne. Und von den älteren zum Beispiel Jürgen Rolands „Stahlnetz“ und „Davidswache“ und auch „Die Rote“ von Helmut Käutner mit Ruth Leuwerik, 1962 von der Hamburger Real-Film produziert.

Welche Zukunft wünschen Sie sich für Ihr Kino?

Das Abaton Kino ist ein bewährtes Modell. Das sollte so weiter gehen wie bisher. Allerdings wird es Erneuerungen geben. Wir renovieren und bauen den alten Vorführraum zu einem neuen größeren Foyer um.

Wohin gehen Sie gerne in Hamburg, wenn Sie einen besonderen Platz aufsuchen möchten?

Mein Lieblingsort ist der Hafen. Ich wäre gern Kapitän geworden. Noch vor Kriegsende war ich als Kadett auf einem Segelschulschiff. Mein Vater machte eine Schifffahrtszeitung. Wohl deshalb hat mich der Hafen immer angezogen.

Welche Zukunftsvision haben Sie für die Stadt?

Ich wünsche mir eine langsame Weiterentwicklung, bei der der hanseatische Stil erhalten bleiben sollte, sowohl in der Stadtentwicklung als auch in der Kultur.

Wie lautet Ihr Lebensmotto, Lieblingszitat, Lieblings-Schnack?

Ich nehme alles so, wie es kommt und versuche das Beste daraus zu machen. Carpe diem, so könnte man mein Lebensmotto wohl nennen.

 

Autorin:  Herdis Pabst

Foto: © Abaton Kino/Wolfgang Fischer

 

26. Oktober 2016 von Redaktion

Kategorien: Hamburg inszeniert, Kulturgenuss, Mein Hamburg

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