Kanupolo ist ein echter Hingucker, wird aber leider kaum wahrgenommen. Dabei sind die Hamburger auf dem Wasser auch noch sehr erfolgreich.
Eigentlich hat diese Sportart alles zu bieten: Es müssen Tore erzielt werden wie beim Fußball. Der Ball wird gespielt wie beim Handball. Die Tore sind ähnlich klein wie beim Eishockey und hängen ähnlich hoch wie die Körbe beim Basketball. Und Würfe dürfen mit dem Paddel abgewehrt werden wie Schüsse mit dem Schläger beim Hockey.
Dann findet das Ganze noch auf dem Wasser statt. Und wenn beim Anstoß die Spieler aufeinander zu paddeln und es im Kampf um den Ball auch mal ordentlich kracht, erinnert das an die Lanzenreiter-Duelle der Ritter. Mit ein wenig Fantasie jedenfalls.
Spezielle Typen und Spaß am Campen sind gefordert
Dennoch: Kanupolo fristet hierzulande weitgehend ein Randdasein. Vor allem – oder auch gerade – in einer Metropole wie Hamburg. „Es gibt hier viele erfolgreiche Klubs, die den Nachwuchs anziehen. Und um als Spieler Begeisterung am Kanupolo zu finden, muss man schon ein sehr spezieller Typ sein“, sagt Harald Knoop vom Alster Canoe Club (ACC).
Gilt auch für den geselligen Teil. Wer lieber im Hotel nächtigt als im Zelt, der wird in diesem Sport ziemlich schnell stranden. „Man sollte“, weiß Harald Knoop, „die vielen Wochenenden auf Campingplätzen schon mögen.“
Kanupolo ist spritzig und rasant
Der 25-Jährige, bei der HASPA Referent für Firmenkunden, ist Kanupolospieler aus Leidenschaft. Obwohl er von selbst wohl gar nicht ins Boot gestiegen wäre. Im Alter von 13 Jahren habe er wegen anhaltender Knieprobleme mit Basketball aufgehört und sich nach einer anderen Ballsportart umgesehen. „Kanupolo war die einzige Idee, die meine Mutter dann hatte“, grinst Harald Knoop.
Triumph bei World Games und EM
Schlecht war der Einfall nicht. Harald Knoop gewann 2013 bei den World Games in Cali (Kolumbien) Gold mit der deutschen Nationalmannschaft, der auch sein Vereinsgefährte Lukas Richter angehörte. „Die Begeisterung für Kanupolo und uns Deutsche in Cali war riesig und atemberaubend. Wir konnten uns bei Sightseeing-Touren zum Teil kaum frei auf den Straßen bewegen“, erzählt Harald Knoop. Einige Monate später folgte auch noch der Triumph bei der EM in Polen.
Vom Bundespräsidenten ausgezeichnet
Für den Sieg bei den World Games, den Spielen der nicht-olympischen Sportarten, wurden die Nationalspieler schließlich im vom Bundespräsidenten Joachim Gauck mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt, der höchsten nationalen Auszeichnung im deutschen Sport. „Für uns“, sagt Harald Knoop, „war das eine riesige Ehre, ins Schloss Bellevue eingeladen zu werden.“
Lukas Richter kann den Ball behaupten
Das Team vom ACC indes hat nach dem Bundesliga-Auftakt mit sechs Siegen in sechs Partien in der zweiten Runde weniger erfolgreich agiert. Ausgerechnet vor heimischem Publikum konnte der Gastgeber nur eines von fünf Spielen gewinnen, musste aber drei Niederlagen hinnehmen und fiel vom ersten auf den vierten Tabellenplatz zurück.
Turnier in der schönsten Wassersportarena Hamburgs
„Es war vielleicht ein Dämpfer zur richtigen Zeit. Wir müssen nur die richtigen Schlüsse daraus ziehen“, stellte Harald Knoop anschließend fest. Zwei Spieltage stehen noch an. Ende August kämpfen die besten acht Mannschaften dann in Duisburg um den Titel.
Im Rahmen des E.ON Hanse Alster Cups am 13. und 14. September wird zudem ein kleines internationales Turnier ausgetragen. Und eine schönere Kulisse als die Binnenalster können Fußball, Eishockey, Handball oder Hockey sicher nicht bieten.
Autor: Markus Tischler
Headerfoto: Markus Tischler / Harald Knoop gewinnt das Anstoßduell
Kategorien: Hamburg jubelt, Sportbegeisterung
Schlagworte: Alster Canoe Club, Bundesliga, Hamburg, Harald Knoop, Kanupolo, Lukas Richter, World Games