Mein Hamburg: Maria Köpf

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Maria Köpf, Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.

Aufgewachsen ist Maria Köpf in Bayern, mit 21 Jahren ging sie nach Berlin. Sie studierte Filmwissenschaften, arbeitete für das Berliner Kino Sputnik, begann dann Filme zu produzieren. Gleich mit ihrer zweiten Produktion konnte sie einen spektakulären Erfolg feiern, mit dem Kultfilm „Lola rennt“. Auch für einige Verfilmungen der Jussi-Adler-Olsen-Krimis war sie verantwortlich. Seit Januar 2016 leitet sie die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, kurz die FFHSH.

Sie sind jetzt ja schon eine Weile in Hamburg. Was macht für Sie die Stadt aus?

Hamburg hat ein großartiges Flair, das ich faszinierend finde. Natürlich ist es eine wunderschöne Stadt, aber was mich beeindruckt, ist dieser Spirit einer großen Hafenstadt. Ich bin definitiv eher ein “Elbe statt Alstertyp“. Ich habe inzwischen sehr viele Ecken hier kennen gelernt, mit dem Fahrrad, der S-Bahn oder dem Auto. Eine abendliche Fahrt im Sonnenuntergang, wie vor kurzem über die Köhlbrandbrücke, und vor einem das großartige Hafenpanorama – wunderbar.

Welche Eigenart der Hamburger ist Ihnen aufgefallen?

Der Hamburger wirkt anfangs ja eher verschlossen, das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber was ich sehr schätze, ist die ungekünstelte Ehrlichkeit und Direktheit, Verlässlichkeit und der nordische Humor.

Die Stadt liefert Motive für Filmproduktionen. Wie attraktiv ist Hamburg in dieser Hinsicht?

Die Vielfältigkeit der Stadt in ihrem Erscheinungsbild – Hafen, herrliche Alster, wunderbare Architektur – ist einzigartig und bietet vielerlei Möglichkeiten hier zu drehen. Es sind jedoch oft gerade die Ecken, die zu verschwinden drohen, die ein Stadtbild für Dreharbeiten attraktiv machen. Fatih Akins Bild von Wilhelmsburg in “Soul Kitchen“, auch die Motive in der Speicherstadt, das hat ein junges Bild von Hamburg transportiert, das Zuschauer neugierig auf die Stadt gemacht hat, ich kann mich noch genau an den Effekt erinnern.

Einmal im Jahr findet das Filmfest Hamburg statt. Welche Bedeutung hat das Festival?

Das Filmfest in der eigenen Stadt zu haben, ist für uns etwas ganz Besonderes. Wir haben damit wir die tolle Möglichkeit, dem Hamburger Publikum die großen und kleinen Filme zu zeigen, an denen wir beteiligt sind. In dem hochkarätigen Programm, das Albert Wiederspiel und Kathrin Kohlstedde zusammengestellt haben, sind wir sowohl mit Filmen aus der Region als auch mit internationalen Koproduktionen vertreten. Und mit der „Hamburger Filmschau“ haben wir ein Forum gefunden, in dem wir aktuelle lokale Themen präsentieren können. Dort wird zum Beispiel “Der Gipfel – Performing G20“ von Rasmus Gerlach gezeigt. Er hat live bei den G20-Demonstrationen gefilmt und die vielfältige Demonstrationskultur festgehalten, jenseits der überall präsenten Krawalle in der Schanze. Das Ergebnis ist nun als Work in Progress beim Filmfest zu sehen.

Wie sind Sie zum Film gekommen?

Übers Kino! Ich gehörte einer Gruppe Kinomacher an, die in den 1980er Jahren in Berlin ein Kino betrieben und zu denen ich 1992 dazu stieß, das war die Sputnik Gruppe. In diese Zeit fiel im Übrigen auch die Gründung des Zeise Kinos, mit dem wir damals eng verbunden waren. Aber davon abgesehen, habe ich Filmwissenschaft studiert.

Was hat Sie gereizt, von der Produktion auf die administrative Seite zu wechseln?

Das ist eine interessante Vorstellung der Arbeit der Filmförderung! Sicher gibt es einiges an Administration zu bewältigen, aber der Hauptjob ist ein gestaltend-kreativer. Wir besprechen Projekte mit den Produzenten, überlegen uns neue Veranstaltungen und Panels, um die verschiedenen Akteure der Bewegtbildindustrie besser zu vernetzen und aktuelle Diskussionen anzuregen. Unsere Arbeit steht dabei nicht immer im Vordergrund, aber die Position der FFHSH ist für das Filmschaffen in Hamburg nicht zu unterschätzen.

Wie gut ist Hamburg als Filmstadt aufgestellt, was hat die Filmbranche zu bieten?

Wir sind sehr gut aufgestellt, was die Drehorte und die Drehfreundlichkeit angeht – damit ist die Situation bei den Drehgenehmigungen gemeint – und wir hoffen, dass sich dieses Level halten lässt, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle manchmal hakt. Für die Filmbranche ist es immens wichtig, dass die Hamburgerinnen und Hamburger Dreharbeiten weiter offen und tolerant gegenüberstehen. Daran arbeiten wir. Hamburg hat sehr gute Produktionsfirmen und Dienstleister im Filmbereich. Wir wollen beim Kinofilm allerdings noch deutlich zulegen, auch beim internationalen.

Es fließt ja einiges Geld in die Branche, profitiert Hamburg eigentlich von dieser Subvention?

Hamburg profitiert doppelt: einmal auf der wirtschaftlichen Seite, da die geförderten Projekte bestimmte Ländereffekte erfüllen müssen und so mehr Geld nach Hamburg fließt als eingesetzt wird. Ein weiterer wirtschaftlich wichtiger Aspekt ist, dass angrenzende Sektoren der Kreativwirtschaft wie die Musikwirtschaft durchaus auch davon profitieren, wenn z.B. Musik für Produktionen hergestellt wird. Aber natürlich profitiert Hamburg auch durch internationale Sichtbarkeit. Filme, die auf internationalen Festivals laufen und im Ausland ins Kino kommen, tragen immens zum Städtemarketing bei. Hamburg könnte von diesem Effekt noch viel mehr profitieren.

Welche Verbesserungen wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir, dass es gelingt, dass großartige Produktionen hier am Standort entstehen, die den oben beschriebenen Effekt erfüllen und last but not least künstlerisch erfolgreich sind. Hamburg hat hier noch großes Potential, und ich hoffe weiterhin auf die Unterstützung der Politik.

Wo zieht es Sie hin in Hamburg, wenn es mal nicht um Filmmotive geht?

Natürlich gehe ich gerne ins Kino oder in ein Konzert, aber ein besonderer Ort sind für mich die Zinnwerke in Wilhelmsburg. Der monatliche Flohmarkt dort macht großen Spaß, und außerdem ist das ein toller Kreativort, an dem viel Spannendes entsteht und noch viel möglich wäre, wie man im September gesehen hat, als sich die Zinnwerke – allen voran die Betreiber von „Hirn und Wanst“ – mit ihrer Reihe „Schau.Spiel.Platz“ dort vorstellten. Es ist eine wichtige Aufgabe für Hamburg, Freiräume für Künstler zu erhalten, davon lebt eine Kreativstadt, und es gibt diese Räume auch noch.

Haben Sie ein Lebensmotto, ein Lieblingszitat oder Lieblingsschnack?

„Pure Vernunft darf niemals siegen“ – Tocotronic

 

Filmfest Hamburg 2017

 

Autorin: Herdis Pabst
Titlefoto: Maria Köpf © C. Fenzl
Foto: Maria Köpf beim Filmfestival in Cannes anlässlich der Präsentation von Fatih Akins Film “Aus dem Nichts“ © FFHSH
Foto: Bei New Nordic Noir auf der Suche nach Drehorten in Dänemark © FFHSH

5. Oktober 2017 von Redaktion

Kategorien: Hamburg filmt, Kulturgenuss, Mein Hamburg

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