Mein Hamburg: Tobias Rothenberg

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Tobias Rothenberg, Gründer des Unternehmens „Meine Lieblingsorte“.

Wie bei vielen Existenzgründern entstand seine Geschäftsidee eher zufällig. Tobias Rothenberg baut kleine und große Wegweiser, die zu den Lieblingsorten seiner Kunden zeigen. Was ihn dazu bewegt, welche eigenen Lieblingsorte er hat und wieso Hamburg der ideale Ort für sein Start-up ist, erzählt er uns im Interview.

Wie sind Sie auf die Idee zu „Meine Lieblingsorte“ gekommen?

Meine Frau verliebte sich in einen bunten Shabby-Wegweiser auf unserem Lieblingscampingplatz und wünschte sich einen eigenen für unseren Garten zum Geburtstag. Dort gibt es jedoch wenig auszuschildern, weshalb die Idee aufkam, die Lieblingsorte meiner Frau auf die Schilder zu schreiben. So entstand der erste Wegweiser.

Wie aus dem Nichts erhielten wir dann plötzlich Anfragen, da fast jeder Besucher die Idee großartig fand und schnell Sätze fielen wie „Das wäre doch was für …“ oder „Deine Mutter hat doch bald Geburtstag …“. Ehe ich mich versah, hatten mehr als zehn meiner Freunde Wegweiser von mir verschenkt. Das Beste daran: Das Feedback der Beschenkten war umwerfend. Ich dachte: Wenn alle so begeistert sind, warum nicht ein Geschäft daraus machen?! Seit Mai 2017 ist mein Shop unter www.meinelieblingsorte.com/de nun online und ich verkaufe das perfekte und bezahlbare Geschenk für all diejenigen, die schon alles haben und überall waren.

Welche sind Ihre eigenen Lieblingsorte?

Ich bin ein großer Fan vom Iran und von Pakistan. Das mag zunächst komisch klingen, wenn man sich anschaut, was diese Länder im Moment für eine Presse bekommen. Doch als ich sie auf meinem Weg nach Indien in einem Lada Niva durchquerte, war ich von den Menschen einfach nur begeistert. Auch wenn das schwer zu sehen ist: Die Regierung und die Menschen eines Landes sind manchmal zwei völlig verschiedene Dinge.

Ansonsten muss ich gar nicht so weit reisen, denn ein weiterer Lieblingsort ist der Platz vor dem großen Fenster bei mir zu Hause. Da sitze ich im Sessel, lege die Füße auf die Fensterbank und schaue in den Garten. Das ist besser als fernsehen und auch viel entspannender. Wir wohnen mitten im Wald – vom Fuchs bis zum Habicht bekomme ich alles zu sehen.

Definitiv ist auch das Naturcamping am Ellbogensee ein Lieblingsort. Hier fahre ich im Sommer mit meiner Familie zum Zelten hin. Der Platz ist dann mit lauter netten Familien bevölkert und es gibt fast keine Dauercamper. Sowohl wir als auch die Kinder fühlen uns sofort wohl – da beginnt der Urlaub in der ersten Minute. Und: Wer einmal am Nordufer des Stechlinsees in das glasklare Wasser geblickt hat, der braucht keine Südsee mehr.

Bei meinem letzten Lieblingsort müssen die Hamburger jetzt ganz tapfer sein: Bremen. Hier habe ich nicht nur studiert und meine Frau kennengelernt, sondern auch zehn tolle und prägende Jahre verbracht. Für mich hat die Stadt die perfekte Größe – Bremen ist halt ein Dorf mit Straßenbahn.

Haben Sie Lieblingsorte in Hamburg?

Als jemand, der das Zelten liebt, muss ich natürlich das ElbeCamp und Falkensteiner Ufer nennen. Es ist immer wieder abgefahren, wie stadtnah dieses tolle Ziel ist. Wann immer ich dort bin, habe ich das Gefühl, ganz weit weg zu sein. Die riesigen Schiffe, die Leute, die ganze Atmosphäre: HAMMER!

In Barmbek fühle ich mich einfach wohl. Da ich hier lange gearbeitet habe, verbrachte ich viel Zeit auf der Fuhle. Falls jemand – wie ich – auf leckeres, frisches Lammfleisch steht: Das findet man hier überall in den türkischen Gemüseläden.

Was zeichnet die Hansestadt in Ihren Augen aus?

Ein Handschlag ist genauso viel wert wie ein Vertrag. Das liebe ich an Hamburg.

Wo in Hamburg findet man Werkstattplätze, um seine Ideen zu verwirklichen?

Das kommt natürlich immer darauf an, welche Werkzeuge, Maschinen oder Flächen man für die eigenen Ideen braucht. Da ich für die Herstellung meines kleinen Wegweisers einen CO2-Laser benötige, ist die Auswahl an Werkstattplätzen relativ gering. Ich war daher sehr froh, dass ich im Fab Lab St. Pauli genau den Laser gefunden habe, der die notwendigen Abmaße und Eigenschaften für meine Idee hatte – und natürlich die Leute, die einem erklären, wie er funktioniert. Mein Tipp: Einfach mal auf www.offene-werkstaetten.org gehen und schauen, ob was dabei ist.

Was mich gewundert hat: Auch gewerbliche Werkstätten, also der Tischler oder Schlosser von nebenan, sind oftmals bereit, einem bei der Umsetzung von Ideen zu helfen – und zwar nicht immer nur gegen Geld, gerade wenn man eine spannende Idee oder Story hat, die begeistert. Das sind ja auch oft Frickel-Typen, die immer mal Bock auf solche Themen haben.

Was bietet die Stadt Existenzgründern wie Ihnen

Berlin ist ja schön und gut, aber: Made in Hamburg ist halt echt mal eine Ansage und versprüht ein besonderes Flair. Made in Frankfurt? Made in Pforzheim? Nichts gegen Frankfurt oder Pforzheim, aber …

Gibt es ein Lebensmotto, einen Lieblingsschnack oder ein Zitat, nach dem Sie leben?

„Ich-kann-Nicht wohnt in der Ich-will-nicht-Straße.“ Die Option „Ich kann nicht“ gibt es als Existenzgründer halt oftmals nicht. Da musst du durch. Wenn ich überlege, was ich mir im Zuge dieser Existenzgründung schon alles angeeignet habe – einfach, weil ich es wollte. Und musste. „Ich kann nicht“ kam da nie infrage.

 

Autor: Tim Kinkel
Fotos: © Meine Lieblingsorte

9. Oktober 2017 von

Kategorien: Gentlemens Tipps, Hamburg produziert, Mein Hamburg, Unternehmenslust

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