Prof. Dr. Rüdiger Siechau

Mein Hamburg: Prof. Dr. Rüdiger Siechau

Was lieben sie an Hamburg – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie in Hamburg bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Stadt. Wir fragen Professor Dr. Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg.

Was wir Hamburger nicht mehr brauchen, das landet in Papierkörben – oder leider auch viel zu oft auf der Straße, Gehwegen und in Hecken. Es wäre schön, wenn noch mehr Hamburger etwas pfleglicher mit ihrer Stadt umgingen, wünscht sich Professor Dr. Rüdiger Siechau, der seit 1995 Geschäftsführer und heute Sprecher der Geschäftsführung der Stadtreinigung Hamburg ist – und der uns einen ungewöhnlichen Picknickplatz verrät. Diesen kann man sich am Tag der Offenen Tür am 17. August übrigens ansehen.
HAMBURG schnackt! gratuliert herzlich zum 20. Jubiläum der Stadtreinigung Hamburg.

Welche Aktion der Hamburger Stadtreinigung ist Ihre Lieblingsaktion und warum?

Das ist unsere große Frühjahrsputzaktion „Hamburg räumt auf“. Hier bewiesen jährlich über 50.000 Hamburgerinnen und Hamburger, dass ihnen die Sauberkeit in Ihrem Wohnumfeld wichtig ist. Mich beeindruckt die Tatkraft und das unermüdliche Engagement dieser Bürgerinnen und Bürger für die Sauberkeit ihrer Stadt. Mich erinnert dies immer an John F. Kennedy, der mal gesagt hat „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“

Wie viele Haushalte in Hamburg versorgen Sie im Jahr mit der Energie aus Müll?

Alle von uns belieferten Müllverbrennungsanlagen erzeugen bei der Abfallbehandlung Strom und Fernwärme für viele zehntausend Haushalte und Gewerbebetriebe. Vorrang vor der energetischen Verwertung haben jedoch die Abfallvermeidung, die direkte Wiederverwendung und die stoffliche Abfallverwertung. Deshalb versuchen wir zunächst, alle von den Haushalten getrennten Abfälle dem Recycling zuzuführen.

Wer sind aus Ihrer Sicht die größten Alltagshelden in Ihrem Unternehmen?

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter natürlich. Einerseits diejenigen, die tagtäglich bei Wind und Wetter verlässlich, pünktlich und sorgfältig Mülltonnen leeren, Straßen fegen und besonders im Winter die Verkehrssicherheit garantieren. Andererseits auch all diejenigen, die in den Service- und Verwaltungsbereichen für einen reibungslosen Ablauf unserer Leistungen sorgen, Gebühren einnehmen und Gehälter auszahlen.

Was wünschen Sie sich von uns Hamburgern?

Dass sie etwas pfleglicher mit ihrer Stadt und ihren Mitmenschen umgehen und in den Haushalten den Müll noch besser trennen. Wir bieten für fast jedes Entsorgungsproblem eine Lösung, und manchmal kann man mit Mülltrennung sogar Gebühren sparen.

Was würden Sie den Hamburgern am liebsten schenken?

Die Einsicht, dass Abfalltrennung manchmal etwas aufwendiger ist, sich aber trotzdem lohnt – für die Umwelt, für den Geldbeutel und für eine lebens- und liebenswerte Stadt.

Was möchten Sie in unserer Stadt bewegen?

Wir arbeiten daran, die herkömmliche Müllabfuhr zu einer zukunftsorientierten Abfall- und Ressourcenwirtschaft zu entwickeln. Einige Abfälle sind viel zu schade zum bloßen Verbrennen, weil dann die darin enthaltenen Rohstoffe für unser an Bodenschätzen armes Land verloren sind. Das gilt besonders für viele heute schon knappe und seltene Metalle, die sich aus der Schlacke von Müllverbrennungsanlagen kaum noch herausfiltern lassen.

Gibt es eine persönliche Vision, wie in Hamburg die Müllentsorgung in 20 Jahren aussieht?

Optimisten sagen, dass es in 20 Jahren gar keinen Abfall sondern nur noch Rohstoffe gibt. Das ist vermutlich jedoch so schön wie unrealistisch. Ich wäre schon zufrieden, wenn wir die hoch gesteckten Recyclingziele der Bundesregierung mit Unterstützung der Hamburger Bevölkerung erreichen.

Welchen Platz empfehlen Sie für ein romantisches Picknick?

Viele Hamburger würden hier sicherlich Alster oder Elbe nennen. Unsere ehemalige Deponie Höltigbaum hat sich zu einem prachtvollen Refugium der Natur entwickelt und wäre als romantischer Picknick-Platz unschlagbar. Leider aber nicht jedem zugänglich. Ein Picknick auf dem Dach der Stellinger Müllverbrennungsanlage mit Blick auf unsere Stadt hat ähnliche Reize, aber auch ähnliche Restriktionen wie die Deponie Höltigbaum, was den Zutritt anbetrifft.

Was lieben Sie an Hamburg – was nicht?

Hamburg ist Metropole und Dorf zugleich; das macht Hamburg so lebens- und liebenswert. Nach 20 Jahren bin ich schon „fast Hamburger“, aber in meiner Heimat, im Ruhrgebiet, sind die Menschen noch ein wenig herzlicher und direkter.

Verraten Sie uns Ihren Lieblings-Satz von den herrlichen Papierkorb-Sprüchen?

Die Vielfalt der Sprüche ist sensationell und für jeden ist etwas dabei. Mich bringen nahezu alle Sprüche zum Schmunzeln und zum Nachdenken; was will man mehr.

Worauf sollten Politik und Gesellschaft besonders Wert legen?

Die (Aus)-Bildung junger Menschen ist für mich eine zentrale Aufgabe von Politik und Gesellschaft. Dazu gehört Bildung gleichermaßen in fachlicher, wie auch in sozialer Hinsicht. Nicht zu vergessen, ist die Herzensbildung junger Menschen und notwendige Einblicke in ein internationales Miteinander. Nur so kann Zukunft gestaltet und gesichert werden.

Wie lautet Ihr Schnack für´s Leben?

„Jeder hat den Marschallstab im Rucksack“, sage ich häufig und ganz besonders gern und immer wieder zum 1. August, wenn ich unsere neuen Azubis begrüße.

Prof. Dr. Rüdiger Siechau:

Jahrgang 1956, geboren in Recklinghausen
Seit 1995  Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg, AöR
Seit 2007  Sprecher der Geschäftsführung
Seit 2009 Vorlesungen an der TUHH (Technische Universität Hamburg Harburg)
Seit 2011  Durchführung Hamburg T.R.E.N.D. (alle 2 Jahre) Symposium als Gemeinschaftsprojekt von TUHH und SRH
Seit 2013 Mitglied im ISWA (International Solid Waste Association) Board als National Member Representative
Vielfältiges Engagement im Ehrenamt

12. August 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg arbeitet, Mein Hamburg, Unternehmenslust

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1 Kommentar
  1. Natascha Cordier 5 Jahren her

    Mit grosser Begeisterung habe ich Ihr interview vom 03.04.2019 im HA gelesen.
    Es trifft den Nerv der Zeit und ich denke, unsere Umwelt stand selten derart im Fokus wie im Moment.
    Mit ein wenig Verwunderung habe ich daher besagtem Artikel entnommen, dass Sie bisher noch keine Lösung für die ca. 30 Mio Hundekotbeutel gefunden haben. Ich lebe in Schleswig Holstein und unserer Gemeinde ist es nun erstmalig gelungen, kompostierbare Beutel für Hundebesitzer auszugeben. Diese Maßnahme findet enormen Anklang und hebt damit den Widerspruch auf, ein an sich organisches Material in Plastik zu verpacken. Die Beutel werden von einem Unternehmen hergestellt, das ausschließlich für die Industrie arbeitet und sich auf die Herstellung von Verpackungen aus kompostierbarem Material spezialisiert hat.
    Ich könnte mir vorstellen, daß auch die Stadt Hamburg mit der Überlegung, eine derartige Maßnahme einzuführen, eine Vorreiterrolle für die übrigen Städte im Norden einnehmen würde und öffentlichkeitswirksam punkten könnte.
    Ich würde mich freuen, einen kleinen Anstoß mit meiner E-Mail gegeben zu haben und verbleibe

    mit freundlichen Grüßen
    Natascha Cordier

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