Mein Hamburg: Alexandra Gramatke

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Alexandra Gramatke, Geschäftsführerin der KurzFilmAgentur und Ausrichterin des Internationalen KurzFilmFestivals, das vom 6. bis 12. Juni stattfindet

Alexandra Gramatke ist in Schleswig-Holstein und Niedersachsen aufgewachsen, zum Studium nach Hamburg gekommen und hier geblieben. Als Dokumentarfilmemacherin hat sie Produktionserfahrungen gesammelt. Heute ebnet sie lieber einem ganz speziellen Genre den Weg ins Kino, ins Fernsehen und inzwischen auch ins Internet: dem Kurzfilm.

Seit Ihrer Studentenzeit leben Sie in Hamburg, was hat Sie in der Stadt gehalten?

Dass ich so lange hier geblieben bin, zeigt ja, dass ich mich hier wohlfühle. Mir gefällt an Hamburg der Hafen, also die Verbindung zur Welt, aber auch, dass Hamburg in bestimmten Gebieten einen fast dörflichen Charakter hat. Das bedeutet für mich Lebensqualität. Manchmal wünsche ich mir allerdings, man würde ein bisschen mehr über den Tellerrand hinausgucken.

Sie sind Geschäftsführerin der Kurzfilmagentur Hamburg. Was macht die eigentlich?

Die KurzFilmAgentur richtet das Internationale KurzFilmFestival aus. Es gehört zu den fünf wichtigsten Kurzfilmfestivals weltweit und zieht neben den Hamburger Besuchern auch viele internationale Gäste an. Und wir kümmern uns um den Verleih und den Vertrieb von Kurzfilmen. Die Bereiche ergänzen sich gut. Das Festival erhält zwischen 5.000 und 6.000 Filmeinreichungen. Wir sichten diese Filme nicht nur im Hinblick auf das Festivalprogramm, sondern suchen auch aus, welche sich fürs Kino, fürs Fernsehen oder unseren YouTube-Kanal eignen. So können wir Filme auch außerhalb der Festivalwelt zugänglich machen. Wir sind also eine Schnittstelle zwischen den Filmproduzenten und dem Publikum.

„Etwas mit Film“ war aber ursprünglich gar nicht Ihr Berufswunsch. Studiert haben Sie Slawistik

Mein Urgroßvater ist Mitte des 19. Jahrhunderts nach Russland ausgewandert, meine Großmutter ist dort aufgewachsen. Als dann die Revolution begann und der Erste Weltkrieg ausbrach, sind ist sie wieder nach Deutschland zurückgekommen. In den 1970er Jahren habe ich mit meiner Familie in Russland einen abenteuerlichen Campingurlaub gemacht – und beschloss, russisch zu lernen.

Und wie sind Sie zum Film gekommen?

Eine Gruppe von Studenten aus der HFBK suchte eine Übersetzerin für die Tagebücher des berühmten russischen Dokumentarfilmers Dziga Vertov. Das war der Einstieg in die Filmtheorie. Dann brauchte die Dokumentarfilmerin und Kamerafrau Barbara Metzlaff eine Dolmetscherin für ein Filmprojekt in der Ukraine. Daraus entstanden eine lange Zusammenarbeit und viele Projekte. Seither bin ich Mitglied der thede filmproduktion, ein Zusammenschluss von Hamburger Filmemachern.

Kommen Sie denn noch dazu, selber Filme zu machen?

Unser letztes Projekt war 20 Geigen für St. Pauli, über ein Musikprojekt einer Grundschule. Wir hatten 2008 gerade angefangen zu drehen, als ich die Geschäftsführung der KurzFilmAgentur übernommen hatte. Meine Arbeit hier füllt mich so aus, dass ich in meinem Kopf gar keinen Platz habe, mir Filmthemen zu überlegen.

Neben dem Festival organisiert die Agentur ja auch noch viele andere Veranstaltungen in der Stadt

In loser Folge zeigen wir Kurzfilme an ganz unterschiedlichen Orten, in Kneipen, Klubs, im Hotel, zum Beispiel mit der KurzFilmKlause oder sogar europaweit am Kurzfilmtag, dem 21. Dezember, dem kürzesten Tag im Jahr. Dann gibt es A Wall Is a Screen, ein Stadtspaziergang, bei dem Filme auf Hauswände projiziert werden. Es braucht den Ereignischarakter, damit sich das Publikum begeistern lässt. Trotzdem gewinnen wir über Kinos, die Kurzfilme als Vorfilme zeigen, im Jahr über eine Million Zuschauer.

Wie vernetzt ist die Agentur mit der Hamburger Filmszene

Wir stehen wir in engem Kontakt mit den Hamburger Filmemachern und schauen, wie wir die Produktionen weltweit vermarkten können. Aber wir versuchen natürlich auch Kurzfilme in Hamburger Kinos zu bringen, als Vorfilme oder Kurzfilmprogrammblöcke. Und wir kümmern uns um den Nachwuchs. Mit der KurzFilmSchule bieten wir in Hamburger Schulen praktische Filmarbeit an. Nur so können Kinder lernen, wie Film funktioniert.

Welche Vision haben Sie für Hamburgs Kultur?

Etwas mehr Wagemut und eine größere Wertschätzung für Projekte, die keinen Leuchtturm-Charakter haben. Ich hoffe, dass die Elbphilharmonie auch dazu führt, dass insgesamt größeres Interesse an Kultur entsteht und das Bewusstsein zunimmt, wie wichtig eine offene und lebendige Kulturszene für Hamburg ist.

Haben Sie ein Lebensmotto, ein Lieblingszitat oder Lieblingsschnack?

Eine Zen-Weisheit: Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg.
Das ist nicht so einfach, aber wenn es mir gelingt, staune ich immer, wie viel Zeit ich gewinne und auf was für Ideen ich dabei komme.

 

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Autorin: Herdis Pabst

Foto: Alexandra Gramatke © Xenia Zarafu / KurzFilmAgentur Hamburg

 

31. Mai 2017 von Redaktion

Kategorien: Hamburg filmt, Kulturgenuss, Mein Hamburg

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