Mein Hamburg: Harald Maack

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen den Schauspieler Harald Maack

Harald Maack wuchs in Niedersachsen auf, machte dann in Hamburg eine Lehre zum Speditionskaufmann, aber sein Herz schlug für die Schauspielerei. Sein erstes Engagement hatte er am Ohnsorg Theater. Es folgten weitere auf vielen Bühnen Deutschlands, beim Film und beim Fernsehen. Seit 2007 spielt er in „Notruf Hafenkante“ Polizeioberkommissar Jörn Wollenberger – die gute Seele vom Revier.

In Hamburg hat ihre berufliche Laufbahn begonnen, Sie drehen hier regelmäßig. Was bedeutet Ihnen die Stadt?

Hamburg bedeutet für mich seit Jahrzehnten, egal woher ich komme, nach Hause zu kommen. Wenn ich mit dem Zug über die Süderelbbrücken fuhr oder mit dem Auto das Horster Dreieck passierte, wusste ich, gleich bin ich zuhause. Für mich steht Hamburg für Vielfalt, durch den Hafen und durch die Internationalität. Das bedeutet auch, dass man in Hamburg fast alles sagen und tun kann, ohne dafür angefeindet zu werden. Das finde ich sehr schön.

Inzwischen wohnen Sie aber bei Bremen. Haben Sie noch eine Bleibe in der Stadt?

Ich wohne in der Nähe von Bremen, seit ich meine Frau kennengelernt habe. Sie hat dort ein kleines Optikergeschäft und arbeitet sechs Tage die Woche. Als Schauspieler hat man den Vorteil, keine Fünf- oder Sechs-Tage-Woche zu haben, wenn man nicht gerade Theater spielt. Beim Drehen ist man nicht jeden Tag dran. An meinen freien Tagen bin ich dann natürlich gerne bei meiner Frau. Dort ist für mich eine andere Form von Zuhause. Ich bin nämlich in Ramelsloh auf einem Bauernhof aufgewachsen und jetzt also wieder aufs Dorf gezogen. Ich wurschtel gerne im Garten rum oder bastle am Haus. Und die Ruhe ist hier unglaublich. Das ist so erholsam. Aber ich habe im Hamburger Generalsviertel immer noch meine alte Wohnung, in die ich 1992 eingezogen bin. Sonst müsste ich ins Hotel, wenn ich in Hamburg drehe. Das ist ein Luxus, den ich mit leiste.

Sie sind nach Hamburg gekommen damals, um hier eine Lehre zu machen, dann aber beim Ohnsorg Theater gelandet. Wie ist das gekommen?

Ich habe in Ramelsloh in meiner Freizeit bei einem Bauerntheater gespielt, auf Platt. Denn Plattdeutsch war die erste Sprache, die ich gelernt habe, noch vor Hochdeutsch. Mit der Chuzpe, die man hat, wenn man jung ist, habe ich mich dann beim Ohnsorg Theater beworben, als die Nachwuchskräfte suchten. Tatsächlich ist der damalige Intendant, Günther Siegmund, nach Ramelsloh gekommen, hat sich das Stück angesehen und wollte mich ausprobieren. Meine Lehre hatte ich gerade beendet, als ich den Vertrag, zunächst für ein Stück, bekam. Es wurden dann drei in dem Jahr. Da hatte ich Blut geleckt und bin ich zur Schauspielschule gegangen.

Was hat Sie an der Schauspielerei gereizt?

Ich hatte schnell gemerkt, dass beim Spielen, beim So-Tun-Können, als wäre man Polizist oder Verbrecher oder was auch immer, mir das Herz aufgeht und sich mein Bauch wohlfühlt. Ich habe ja nicht nur Speditionskaufmann gelernt, ich habe viele verschiedene Jobs gemacht, bin Taxi gefahren, habe ganze LKW-Ladungen voller 25-Kilo-Säcke mit Kälbermehl in die Ställe ausgefahren, auch weil ich von der Schauspielerei nicht immer gut leben konnte. Aber immer wenn ich gespielt habe, hat sich das angefühlt, als würde eine große Hand kommen, mich streicheln und sagen, das ist doch gut, oder?

Was löst dieses Wohlgefühl aus?

Ich bin durch die Schauspielerei an so viele verschiedene Orte gekommen, durfte beim Drehen Dinge tun, die man sonst nicht tut, etwa Kutsche fahren oder ein original Polizeiboot über die Elbe steuern. Dazu komme ich in mir selbst an unbekannte Orte, wenn ich zum Beispiel einen psychisch kranken, einen sehr aggressiven oder einen dementen Menschen spiele. Als Schauspieler hat man die Chance, über die Untiefen oder Höhen eines Menschen nachzudenken und herauszufinden, was das ausmacht, um es dann in der Figur so authentisch und natürlich wie möglich umzusetzen. Das bereitet mir eine riesige Freude.

Was macht Ihnen Spaß an einer Serienrolle, die des Jörn Wollenberger. Sie sind ja in „Notruf Hafenkante“ so etwas wie die gute Seele des Reviers?

Es ist etwas Besonderes eine Serienrolle zu spielen. So werde ich von Menschen ganz oft nicht mit meinem Namen, sondern mit Wolle angesprochen, wie meine Figur genannt wird.  Man muss lernen, damit umzugehen. So eine Serienfigur bleibt sich fast immer gleich. Aber Wolle ist in den über 350 Folgen schon oft für überraschende Dinge eingesetzt worden. In einem Fall konnte er als Single den Kollegen erklären, wie Internet Dating funktioniert, in einem andren hat er einer der Hauptfiguren Tango tanzen beigebracht. Dabei kann ich eigentlich gar nicht Tango tanzen, aber für die paar Schritte beim Drehen hat es gereicht. Wenn ich die Drehbücher lese, staune ich immer wieder über das, was sich die Autoren ausgedacht haben. Dadurch bleibt die Figur für mich interessant und auch lebendig.

 

Was wird die Zuschauer mit der neuen Staffel erwarten?

Da kommen Neue ins Team. Wir haben diese Folgen seit Mai vergangenen Jahres gedreht. Die Zuschauer konnten sie über Facebook oder Instagram schon kennenlernen, erleben sie nun mit Staffelbeginn zum erstem mal in ihren Rollen. Wir sind gespannt, wie die ankommen werden. Es ist spannend, wenn man bei durchgehenden Rollen mit neuen Kollegen zusammenarbeitet. Dann müssen die in ihre Rollen finden und wir müssen herausfinden, wie wir miteinander umgehen. Das sind Kleinigkeiten, die in das Gesamtwerk mit einfließen. Aber wenn sich die Zuschauer dann manchmal fragen, was haben die bloß miteinander, wissen wir das oft selbst nicht so genau. Vieles ergibt sich einfach beim Dreh.

Sie finden ja auch noch Zeit, vieles andere zu spielen. Was ist für Sie wichtig bei der Rollenauswahl?

Ich entscheide nach Bauchgefühl. Ich muss das Drehbuch lesen, am liebsten ausgedruckt, da bin ich noch ganz altmodisch. Dann blende ich alles aus, gehe auch nicht ans Telefon. Wenn mich bei diesem ersten Eintauchen die Figur anspringt, dann bin ich zu allem bereit. Die Höhe der Gage, Verreisen, das ist mir dann alles nicht so wichtig.

Sie waren ja auch mal bei der Hamburgensie  „Jedermann“ dabei, die letztes Jahr in der Speicherstadt zum letzten Mal gespielt wurde.

Ach, das ist lange her. Ich habe von 2004 bis 2006 den Bauern gespielt. Allerdings sollte ich eigentlich mit dieser Rolle von Anfang an dabei sein. Die erste Leseprobe des Stückes fand 1993 mit Thomas Matschoß und Michael Batz bei mir in der Küche im Generalsviertel statt. Vier Wochen vor Probenbeginn bekam ich das erste Angebot für eine durchgehende Serie, nämlich „girl friends“ und habe abgesagt. Nach zehn Jahren, in denen ich nur schwer von meinem Beruf habe leben können, wollte ich die Chance nutzen. Die anderen haben das verstanden.

Sie geben hin und wieder auch Lesungen. Was reizt sie daran?

Ich liebe Lesungen. Das ist die schönste Möglichkeit, um mit dem Publikum in Kontakt zu kommen. Beim Fernsehen erlebe ich ja überhaupt nicht, wie die Zuschauer auf dem Sofa reagieren, im Kino ein wenig, beim Theater ist man oben auf der Bühne und geht nach dem Applaus in die Garderobe. Bei einer Lesung aber bin ich die ganze Zeit Teil des Publikums, oft ja auch in kleinen Räumlichkeiten. Es ist ein gemeinsames Miteinander, da geht mir das Herz auf. Ich liebe es, so mittendrin zu sein.

Haben Sie eigentlich in Hamburg einen Lieblingsort?

Ich leihe gern ein Kanu und schipper durch die Kanäle. Oder steige an den Landungsbrücken auf die Fähre, um nach Finkenwerder zu fahren und wieder zurück. Das ist wie ein Kurzurlaub. Aber auch bei mir um die Ecke laufe ich gerne den Eppendorfer Weg lang. In den kleinen Restaurants und Geschäften kennt man einander, grüßt sich. Da fühle ich mich dann sehr zuhause.

Haben Sie ein Lebensmotto, ein Lieblingszitat oder Lieblingsschnack?

Für mich ist das Glas immer eher halb voll als halb leer. Und dann gibt es einen Satz meiner verstorbenen Mutter: „Wenn du einen fremden Menschen kennenlernst, dann könnte der ja ein Freund werden.“ Mit solch einer Offenheit Menschen gegenüber versuche ich zu leben.

 

 

Autorin: Herdis Pabst
Titelfoto: Harald Maack © Tom Wald/Bildwald.de
Fotogalerie links: Harald Maack ( l ) als Wolle neben Collien Ulmen-Fernandes in „Notruf Hafenkante – Freitag der 13.“ © ZDF/Boris Laewen
Fotogalerie mittig: Harald Maack ( r ) als Wolle neben Hannes Hellmann als Wolf Haller in „Notruf Hafenkante – Letzter Schritt“ © ZDF/Boris Laewen
Fotogalerie rechts: Harald Maack ( r ) als Wolle und Matthias Schloo ( l ) als Mattes in „Notruf Hafenkante- Freitag der 13.“ © ZDF/Boris Laewen

25. September 2019 von Redaktion

Kategorien: Hamburg filmt, Kulturgenuss, Mein Hamburg

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3 Kommentare
  1. Brigitte Lange 5 Jahren her

    Harald ,ich bin ein grosser Fan von Dir und der Serie, Notruf Hafenkante, ich wäre sehr stolz dich und deine Kollegen mal peraönlich kennen zu lernen ,. Das wäre ein Traum . Glg Brigitte aus Harburg 👍👍👍👍😊😊😊

  2. Christa Pasche 4 Jahren her

    Ein toller Schauspieler, dem man die gute Seele auch privat abnehmen würde! Notruf Hafenkante ist eine meiner Lieblingsserien, die mir, als ich einige Jahre nicht in HH wohnte, über mein Heimweh hinweg half und ich hoffe, dass sie uns, ebenso wie Wolle, noch lange erhalten bleibt!

  3. Wagner Romy L-7447 Lintgen Fischbacherstr.16 11 Monaten her

    Lieber Herr Maacke es ist so schade dass
    wir Sie bei der Notruf Hafenkante nicht mehr
    sehen werden.
    Wir haben sämtliche Staffeln der Serie auf
    DVD so können wir Sie und die Kollegen
    immer wieder anschauen.
    Ein Autogramm von Ihnen wäre die Krönung!
    Für Sie und Ihre Frau alles Gute für die Zukunft.
    Herzliche Grüße aus Lintgen/Luxemburg

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