Zauberkunst in Hamburg: Die Überwindung der Naturgesetze

Sie zersägen in aller Öffentlichkeit Menschen oder lassen sie gar verschwinden – und das seit Jahrhunderten. Systematisch verwirren, erschrecken und täuschen sie die Zuschauer. Trotzdem sind Zauberkünstler beliebt.

Deutschlands erster Zauberclub

Früh hat sich Hamburg zu einem wahren Zentrum der Magiere und Illusionisten entwickelt. Hier entstand 1912 der erste Zauberclub Deutschlands. Die Karriere des Star-Duos Siegfried und Roy begann im Hansa-Varieté-Theater. Es existiert eine lebendige und kaum überschaubare Szene aus Profi- und Amateurzauberern. Zu den prominentesten Vertretern gehören der Magier Jan Logemann oder die Zauberin Alana.

Ein Zufall löst die Faszination für die Zauberei aus

Einer der wenigen Kenner, die Gegenwart und Vergangenheit der Zauberkunst überblicken, heißt Peter Rawert. Der Jurist arbeitet als Notar und lehrt an der der Bucerius Law School und der Universität Kiel. Vor zwei Jahrzehnten löste ein Zufall seine Faszination für die Zauberei aus. Seither hat er eine riesige Sammlung von Büchern zum Thema zusammengetragen und gilt als Experte für Zauberkunst.

Kartentricks, Menschen zersägen, Kaninchen aus dem Hut ziehen – wieviele Zaubertricks gibt es eigentlich, Peter Rawert?

Zauberkunst ist ja nichts anderes als die scheinbare Überwindung der Naturgesetze. Weil es nicht viele Naturgesetze gibt, gibt es auch nur wenige Effekte in der Zauberkunst: das Erscheinen und Verschwinden, das Durchdringen von fester Materie, das Schwebenlassen, das Zerstören und Wiederherstellen. Die Anzahl der Techniken und Präsentationen, mit denen man diese Effekte erzielen kann, ist allerdings unendlich.

Wie kommt ein Jurist, der sich einem so abstrakten Thema wie Immobilien- oder Stiftungsrecht verschrieben hat, zur Zauberkunst?

Als meine Kinder noch klein waren, trat bei einer Geburtstagsfeier ein Zauberkünstler auf – und die Kinder waren restlos begeistert. Da habe ich gedacht: Das müsste ich auch lernen. So bin ich im fortgeschrittenen Alter von 38 Jahren zur Zauberkunst gekommen. Ich merkte dann allerdings schnell, dass mir sowohl die Geduld, als auch die Geschicklichkeit und das schauspielerische Talent abgehen. Deshalb habe ich mich eher akademisch mit der Zauberkunst beschäftigt und über deren Geschichte und Theorie informiert. So bin ich zum Sammeln von Zauberbüchern gelangt.

Wieviele stehen bei Ihnen zu Hause?

Ich habe sie nie gezählt, aber es sind etliche Tausend.

Welches davon würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen?

Wahrscheinlich das Buch „Magic in Theory“ von Peter Lamont und Richard Wiseman, weil es einen perfekten Einblick in das Denken von Zauberern gibt.

Wohin entwickelt sich die Zauberkunst gerade?

Sie unterliegt Moden. Im Mittelalter haben Zauberer auf Straßen und Märkten gezaubert. Im bürgerlichen Zeitalter wagten sie sich auf Bühnen, in Theater oder Salons. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert begannen die großen Zaubershows, ähnlich wie wir sie heute noch kennen. Im Moment gibt es einen Trend back to the roots, vor allem in den USA. Da treten junge Zauberkünstler wieder auf der Straße auf, in nächster Nähe zu ihrem Publikum, um den magischen Augenblick zu erreichen. Viele Zauberkünstler wollen heute gar kein Riesenpublikum und haben sich auf Auftritte vor 20 Leuten spezialisiert.

Warum hat ausgerechnet Hamburg eine so lange Geschichte als Stadt der Zauberkunst?

Vielleicht hängt das damit zusammen, dass der Magische Zirkel von Deutschland in Hamburg gegründet worden ist. Er ist eine der ältesten Zauberervereinigungen der Welt. Dadurch hatte Hamburg immer eine Tradition der Zauberkunst. Um dessen Theater Magiculum hat sich eine höchst lebendige Szene entwickelt. Außerdem gibt es in Hamburg mit Wittus Witt einen regelrechten Aktivisten der Zauberkunst. Der prominenteste Magier ist aber gewiss Jan Logemann, ein exzellenter Zauberkünstler.

Magische Namen und Adressen:

Im Mittelpunkt der Hamburger Zauberkunst steht der Magische Zirkel eine Vereinigung von Amateur- und Profizauberern. Sein Zaubertheater Magiculum ist einmal monatlich für Gäste geöffnet, oft aber ausgebucht. Neuerdings gibt es auch Close-Up-Gästeabende, bei denen die Zauberer direkt an den Tisch kommen.

 

Den Vorsitz des Magischen Zirkels hat Thomas E. Gundlach inne. In seinen eigenen Shows verbindet er magischen Kunststücke mit Comedy. Dafür schlüpft er in die Rolle des Inspector Merlin, einem zaubernden anglophilen Polizisten, oder er parodiert als Hans Schock die Mega-Stars und Großillusionisten der Szene.

 

Zu den Berühmtheiten Zaubererszene gehört sicher Jan Logemann, der 2012 zum Weltmeister der Kartenzauberkunst und Magier des Jahres gekürt wurde.

 

Aus der überwiegend männlichen Zauberszene sticht Alana hervor. Die Tochter eines Magier-Ehepaars ist eine regelrechte Senkrechtstarterin und gewann 2011 als erste Frau den Titel Deutscher Meister der Zauberkunst.

 

Wittus Witt ist ein Universaltalent. Der Künstler verschmilzt Schauspielerei und Magie und zauberte im Fernsehen und schrieb Bücher zum Thema. Heute unterhält eine Zaubergalerie am Mühlendamm und gibt die Fachzeitschrift für Zauberkünstler Magische Welt heraus.

 

Einen umfangreiches Angebot vom Close-up bis zur großen Bühne und Hochzeitsveranstaltung bietet A-Magic. Kim und Sedat versprechen für jedes Event die richtige Einlage.

 

Im Theater Wunderkontor am Fischmarkt, das der charismatische Zauberkünstler Jörg Borrmann leitet, treten die Künstler im Close-up direkt vor den Tischen der Gäste auf.

 

 

Autor: Hilmar Schulz

Foto: Peter Rawert © Bertold Fabricius

 

1. März 2017 von Redaktion

Kategorien: Hamburg künstlert, Kulturgenuss

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