Charmanter Platt-Pop aus Hamburg: Die Tüddelband

Heimat, echte Freundschaft, Stammtischgespräche – und am Ende steht fest: Uns geih´t doch ganz goot!

Nordisch und frisch – echte Landkinder

Neulich, im Dorfgasthof von Niederöckelsdorf. Nein, Sie werden das Kaff ebenso wenig auf einer Landkarte finden wie Kleinvorderwühl. Es dient lediglich der Verortung dessen, was so liebenswert ist und doch fast schon verloren ging: Kultur auf dem und vor allem auch vom Lande. Doch manche Lotusblüten gedeihen noch – oder wieder.
Die vier Mitglieder von Die Tüdelband etwa haben schon als Kinder Landluft geatmet, nur einer von ihnen, Schlagzeuger Malte Müller, ist Beinahe-Städter und kennt Fußgängerampeln von klein auf. Vielleicht sogar Fußgängerzonen, so genau kennen wir uns da oben nicht aus. Er stammt aus Eckernförde, wo sich unglaubliche 23.000 Menschen auf 18 Quadratkilometern drängeln. Zusammen mit Sängerin Mire Buthmann aus Travenhorst (das übrigens gibt’s auf der Landkarte) hat er vor sieben Jahren Die Tüdelband gegründet, wo jetzt Micha Hedmann Gitarre spielt und Lars Knoblauch, als Einziger kein Nordlicht, den Bass bedient. Singen tun sie alle – und zwar auf Platt. Holsteiner Platt, um genau zu sein.

Plattdeutsches küsst saftigen Groove

Irgendwelche Trachten würden deshalb aber noch lange nicht ins Bühnenbild passen, denn keiner ist hier über 30. Und die Musik von Die Tüdelband klingt auch nicht nach volkstümlichem Abend bei Lütt un Lütt, sondern wie eine Compilation dessen, was gut gelaunte Menschen weit diesseits der Midlife Crisis gerne mal im Radio hören würden, dort aber nicht geboten bekommen. Folgerichtig lebt die Band ein bewegtes Leben im Zeichen der DIY-Bewegung, „und zwar deshalb“, wie Mire sagt, „weil es uns Spaß macht. Einige Kollegen empfinden das ja eher als erzwungene Maßnahme. Wir möchten einfach, dass alles, was wir so machen, unsere Cover, die Songs, die kleinen Gimmicks gut zusammenpassen.“

Platt-Pop vom Feinsten

Besagtes Cover ist eine Punktlandung in der Bandphilosophie, welche die Band selbst so vermutlich nie nennen würde. Da steht ein kleines Mädchen am Strand vor einer haushohen Sandburg und sagt nicht mehr als dies: „Ganz goot.“ Fast wie in der Werbung für ein bekanntes Beugelbuddelbeer. Wie aber kommt eine junge Frau auf die Idee, auf Plattdeutsch zu singen und sich dabei von Rockgitarre und saftigen Grooves begleiten zu lassen? „Ich habe vorher lange auf Hochdeutsch getextet und es dann mit dem Plattdeutschen einfach mal ausprobiert“, so Mire. „Das hat erstaunlich gut funktioniert, also habe ich mir Leute gesucht, die darauf auch Lust hatten.“ Malte nickt, „dabei ist keiner von uns Muttersprachler, aber man kann diese Sprache lernen, auch wenn man sie nicht mit der Muttermilch aufgesogen hat.“ Und man kann sie sogar mögen, wenn man sie nicht versteht. Die Auftritte in Stuttgart und am Chiemsee jedenfalls waren ein Erfolg. „Wir haben festgestellt“, sagt Malte, „dass die Leute dort es gar nicht so komisch oder merkwürdig finden, in Mundart zu singen, weil das bei denen Gang und Gäbe ist.“ Wär’ doch schön, wenn das im Norden auch wieder so wäre. Könnte sein, dass da jetzt bald was geht. Der Tüdelband sei Dank.

 

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Die Tüdelband sind:

Mire Buthmann  (31) aus Travenhorst bei Bad Segeberg. Mehr Kühe (genaue Anzahl unbekannt) als Einwohner (216). Sie kam zum Studieren nach Hamburg und war für Musikwissenschaft, Politikwissenschaft und Kirchenmusik im Bereich Jazz, Rock und Pop eingeschrieben. Für Die Tüdelband macht sie, neben dem Singen und Schreiben, auch Booking, Management und führt das eigene
Label PLATT‘N‘TELLER. Schon die Namen der LPs/EPs bringen Freude op Platt: „Ganz Goot“, „Bi mi tohuus“, „Sommerkinner“, „Op de Reeperbahn“, „Nieland“ und „Söven Daag“.

Malte Müller (29) aus Eckernförde ist Schlagzeuger bei und Gründungsmitglied von Die Tüdelband und trägt, weil er so weit hinten sitzt, die auffälligste Frisur. Er trommelt auch für andere Bands und ist außerdem Dozent an der Hamburger School of Music.

Micha Hetmann (24) kommt aus einem Dorf bei Lüneburg und spielt die Gitarre bei Die Tüdelband. Er ist nicht nur das Nesthäkchen, sondern auch „der Neue“ in der Band und erst seit einem Jahr dabei. Vorher hat er sein Studium an der School of Music abgeschlossen.

Lars Knoblauch (28) spielt den Bass und ist der Einzige, der nicht aus dem Norden kommt, sondern aus der Nähe von Magdeburg. Er ist nach dem Jazzbass-Studium von Dresden nach Hamburg gezogen. Wird er kaum bereut haben.

 

Termine: Die Tüddelband live im Norden

Dank: mit freundlicher Unterstützung von Jörn Seidel, JESS! PR

Foto: © Fabian Lippke

 

1. Februar 2017 von Redaktion

Kategorien: Hamburg musiziert, Kulturgenuss

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