Auf Hafentour: Das Traditionsschiff Repsold war früher als Löschboot im Einsatz.

Löschboot Repsold: Heimathafen Großstadtrevier

Es gibt Orte, die nehmen einen sofort gefangen. Es kann draußen regnen oder ein wunderschöner Sommertag sein: Achtern im Salon der Repsold zu sitzen, lässt einen zur Ruhe kommen. Zwei Bänke, ein Tisch, Kombüse. Seefahrer-Romantik im Großstadtrevier Hamburger Hafen.

Henning Hammond-Norden, 76 Jahre alt und ein Mann von kräftiger Statur, hat es sich auf der Steuerbordseite bequem gemacht. „So“, zeigt er plötzlich auf zwei Bilder an einer Wand, „hat sie früher ausgesehen.“ Als Besucher muss schon zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich um ein und dasselbe Schiff handelt.

1941 auf der Werft August Pahl als Löschboot, Bau.-Nr. 234, gebaut und unter dem Namen Feuerlöschboot IX zu Wasser gelassen, tat es dann bis 1984 unter dem Namen Oberspritzenmeister Repsold Dienst.
„Drei Jahre danach haben wir es erworben“, erzählt Henning Hammond-Norden. Das Schiff, nunmehr Pirat genannt, war per Anzeige angeboten worden. Am 22. Oktober 1988 erfolgte die Taufe auf den heutigen Namen Repsold.

Verzicht auf Einordnung als Museumsschiff

Den Salon hat es auf dem Löschboot nicht gegeben. Der spätere Ausbau hat die Eigner und den Repsold-Freundeskreis indes nicht nur viel Geld und Arbeitszeit gekostet – sondern auch die Einordnung der Repsold als Museumsschiff. „Doch das haben wir in Kauf genommen. Das ist jetzt eben ein Traditionsschiff. Aber so können wir über die Ostsee fahren.“

Wohnstube und Großstadtrevier-Filmkulisse: Salon der Repsold
Wohnstube und Großstadtrevier-Filmkulisse: Salon der Repsold

Womöglich hätte es die Repsold als Museumsschiff aber auch nie regelmäßig ins Vorabendprogramm der ARD gebracht. Seit acht Jahren ist es die Heimat von Jan Fedder alias Polizist Dirk Matthies in der TV-Serie Großstadtrevier.

„Man hat damals ein Schiff gesucht, das einen Salon hat und auf dem auch Platz zum Drehen ist“, erinnert sich Henning Hammond-Norden. Freilich: Wenn Jan Fedder samt Filmcrew einzieht, muss der Tisch weichen. Selbiges gilt auch für Tassen, Teller und weitere Einrichtungsgegenstände.

Henning Hammond-Norden im Schlafbereich der Repsold
Henning Hammond-Norden im Schlafbereich der Repsold

Andererseits ist die Konstellation irgendwie amüsant: Ein Filmpolizist wohnt auf einem ehemaligen Löschboot, das nach seiner Außerdienststellung für eine kurze Zeit Pirat hieß und dessen jetziger Miteigner selbst nie Seemann gewesen ist. „Ich wollte es zwar werden“, sagt Henning Hammond-Norden, „aber meine Mutter wusste das erfolgreich zu verhindern.“

Steinmetzmeister statt Seemann

Stattdessen hat der Hamburger eine Karriere als Bildhauer und Steinmetzmeister hingelegt und damit die Familientradition fortgesetzt. Hamburg ist für die Hammond-Nordens schließlich seit mehr als 150 Jahren auch so eine Art Großstadtrevier. Und in dem hat sich Henning Hammond-Norden bereits 1986 einen Namen gemacht.

Mit seinem Kunstwerk „Geben und Nehmen“ siegte er beim erstmalig ausgeschrieben Wettbewerb der Handwerkskammer und der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke. „Die eine Plastik symbolisiert den schwachen, verletzlichen, einsamen Menschen. Er wiederum kann nur aus der Gemeinschaft Kraft und Stärke finden – in der Stadt. Diese ist in der zweiten Plastik dargestellt“, wurde er damals im „Hamburger Abendblatt“ zitiert.

Da schließt sich die Frage an, ob die Repsold auch eine symbolische Bedeutung hat. Hat sie, doch diese liegt im Privaten: „Sie realisiert meinen Wunsch nach Seefahrt“, sagt Henning Hammond-Norden: „Eben diesen frühen Jugendwunsch.“

Bildbeschreibung Titelfoto: Auf Hafentour: Das Traditionsschiff Repsold war früher als Löschboot im Einsatz.
Autor: Markus Tischler

3. Juli 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg erinnert, Stadtliebe

Schlagworte: , , , ,

4 Kommentare
  1. Michael 4 Jahren her

    Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht
    Das Schiff auf den Namen Jan Fedder umzutaufen ?

  2. Christoph 4 Jahren her

    Moin,
    also ich finde, dass der Originalname „Repsold“ erhalten bleiben sollte, aber ich glaube, dass Jan immer mitfahren wird.

    Ich habe gehört, dass Ihr morgen in Kiel seid, Liegeplatz 26, das ist großartig. Ich werde da sein.

    Immer eine handbreit Wasser unterm Kiel und allzeit gute Fahrt Euch und Eurem schönen Schiff!

  3. Andrea Rottner 3 Jahren her

    Bitte ändert den Namen nicht. Als Foto an der Wand im neuen „Polizeirevier“ finde ich es als eine Homage an Jan Fedder alias Dirk Mathies. Danke .

  4. Nehls 1 Jahr her

    Lieber Jan,
    Ich schreibe Dir postmortum.
    „Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie wohl Du Dich auf dem Schiff gefühlt hast. Und es war die „Repsold“, deswegen glaube ich, Du hättest das Schiff nicht umbenannt!
    Weil Du keinen Personenkult magst.“
    Mit freundlichen Gruß
    Henning Nehls
    Ehemaliger Seemann und Freund deiner Ausstrahlung, Deiner Direktheit, der immer so herrlich typisch norddeutsche Art!“

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Log in with your credentials

Forgot your details?