Intelligente Verkehrssyteme für unsere Stadt

Unsere Stadt wächst und das bringt wirtschaftliche Vorteile mit sich. Gleichzeitig steigt aber auch die Zahl der Pendler, die Hamburg täglich durchqueren. Auch der Güterverkehr um den Hafen wächst mit unseren globalen Verbindungen. Musicals, Elbphilharmonie und HafenCity ziehen immer mehr Touristen in die grüne Stadt am Wasser. Eine gute und verlässliche Mobilität ist gefragt, damit bei all dem Rummel die Lebensqualität für Menschen und Unternehmen in Hamburg erhalten bleibt.

Gemeinsam in eine vernetzte Welt

Hans Stapelfeldt ist Netzwerkmanager für Intelligente Verkehrssysteme und von der Stadt beauftragt, gemeinsam mit Unternehmern und der Logistikbranche an dieser Herausforderung zu arbeiten. Den Schlüssel zur Entspannung der Verkehrslage sieht er in der Erkenntnis: „Ob man nun Fußgänger ist oder Fahrradfahrer, LKW-Fahrer oder Schwerlasttransporter – die Straße gehört uns allen!“ Allerdings sind diese Straßen begrenzt und so auch die räumlichen und finanziellen Möglichkeiten, die Verkehrswege immer weiter auszubauen. Da bleibt uns nur übrig, die vorhandenen Wege räumlich und zeitlich besser auszunutzen, damit Platz für den florierenden Transport und die Geschäfte in der Stadt entsteht. Hier bietet die Digitalisierung mit Datenbanken und Informationsplattformen ganz neue Möglichkeiten. Das Zauberwort heißt: Intelligente Verkehrssysteme. Das Intelligente daran, ist die Vernetzung von Fahrzeugen, Infrastruktur und Mensch. Jeder Autofahrer kennt das, wenn er mit seinem Navi auf den Straßen unterwegs ist, und dank Datenaustausch den nächsten Stau einfach umfahren kann. Für diese Vernetzung brauchen wir allerdings gute Schnittstellen, die Daten zum Verkehr sammeln und in sinnvolle Informationen übersetzen. Wir sehen dann im Internet, auf dem Mobiltelefon oder Anzeigetafeln, was die anderen Verkehrsteilnehmer so treiben.

Kooperation statt Ellenbogen

Nun ist die Aufgabe, unsere Verkehrswege in Zukunft so wirtschaftlich und effizient wie möglich zu nutzen, nicht im Alleingang zu schaffen. Es liegt in der Natur von Intelligenten Verkehrssystemen, dass sie nur funktionieren, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten: Die Logistikbranche, alle kleinen und mittleren Unternehmen aber auch die einzelnen Bürgerinnen und Bürger in Hamburg! Hier kommt Hans Stapelfeldt ins Spiel. Seine Aufgabe besteht darin, die Ideen und Möglichkeiten von ITS (ITS = Intelligent Transport Systems) in das weit gefächerte Netzwerk aus Wirtschaft und Unternehmen einzubringen, gemeinsam Info-Plattformen zu entwickeln und den Datenaustausch zu fördern. Oder, wie Hans Stapelfeldt es formuliert: „Meine Aufgabe ist es, sozusagen, die analogen Hanseaten ins digitale Glück zu begleiten.“

Schwarmintelligenz

Hans Stapelfeldt kennt die Logistikbranche. In seinem früheren Leben war er als Geschäftsführer von Transportunternehmen tätig und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Infrastruktur und Transport-Logistik auf den Straßen von Hafen und Stadt. Seine Geheimwaffen heißen Kooperation und Schwarmintelligenz. Wenn Branchen, die bisher nichts miteinander zu tun zu hatten, verstehen, dass sie sich in derselben Infrastruktur bewegen, sehen sie auch die Synergien und Mehrwerte einer Kooperation: Ungenutzte Überkapazitäten auf Ladeflächen sind zum Beispiel ein Verlust für alle Beteiligten. Um das zu verhindern, können einzelne Firmen eine gemeinsame Info-Plattform entwickeln, auf der Transportunternehmen ihre freien Flächen einstellen, die auch Unternehmen aus anderen Branchen nutzen dürfen. Hans Stapelfeldt hat so ein Crossover schon vor Augen: „Wenn jemand als Möbelauslieferer oder Handwerker unterwegs ist und irgendwo im Norden Hamburgs mit einem leeren Auto steht, warum soll er dann auf der Rückfahrt zu seinem Betriebshof nicht zwei, drei Paletten auf dem Weg mitnehmen?“ Für Stapelfeldt ist das Schwarmintelligenz: Geteilte Informationen führen zu einer Lösung für ein gemeinsames Problem mit verstopften Straßen.

Der Haken an der Sache

Nun hat die Schwarmintelligenz aber auch einen sprichwörtlichen Haken. Der wichtigste Faktor für intelligentes, kollektives Verhalten ist Sichtbarkeit. Wer eine gemeinsame Info-Plattform aufbauen möchte, muss auch bereit sein, eigene Daten ins System einzuspeisen. Hans Stapelfeldt weiß, das ist eine Vertrauenssache: Technisch ist alles möglich. Die Aufgabe für mich liegt darin, dass die Unternehmen bereit sind, einen Teil ihrer Daten zur Verfügung zu stellen, um damit die Fließgeschwindigkeiten im Transport zu erhöhen und die Effektivität zu verbessern. Aber so weit sind wir noch nicht, weil jeder Angst hat, man könnte mit den Daten sein Betriebsmodell übernehmen oder schädigen. Man kann Daten auch anonymisieren und es muss klar sein, dass sie hinterher wieder gelöscht werden. Aber dazu braucht man Vertrauen.

Wirtschaft, Wissenschaft und Logistik in einem Boot

Wie gelingt es, die Unternehmer trotz aller Vorbehalte ins Boot zu holen? Die Antwort ist hanseatisch-bodenständig: „Da ich einen unternehmerischen Hintergrund habe, weiß ich, was für die Unternehmer wichtig ist. Sie wollen ein gutes Jahresergebnis, motivierte Mitarbeiter und dass die Abläufe im Unternehmen stimmen. Das kann man mit der Digitalisierung nach vorne bringen. Für die meisten Unternehmen gibt es zwei Probleme: Aufgrund der Verkehrssituation können die Lieferketten nicht pünktlich eingehalten werden und es gibt einen Mangel an Personal. An der Situation kann ich nicht viel ändern, aber man kann die Lieferketten und die Transportwege viel besser verknüpfen! Dann sage ich: Lass uns ein Projekt starten, vielleicht mit vier oder fünf Partnern aus verschiedenen Branchen und dem Ziel, unsere Transportabläufe um 10 % zu verbessern. Mein Job ist es auch, zu gucken, ob man das Projekt durch die EU oder den Bund fördern lassen kann und dann hole ich noch die Wissenschaft dazu.“ Dann sind alle im Boot!

ITS-Weltkongress in Hamburg

„Wir gucken aber auch über den Bootsrand hinaus bis nach Barcelona oder Kopenhagen und Amsterdam, die spannende Verkehrs-Konzepte haben. Das ist der Grundgedanke von ITS: Wir wollen die Idee in Hamburg zum Leuchten bringen aber wir wollen das, was in anderen Städten funktioniert, auch nach Hamburg holen. Deshalb wollen wir auch den ITS-Weltkongress 2021 in unserer Stadt ausrichten. Das ist die größte Veranstaltung im Bereich Intelligente Verkehrssysteme und wäre für Hamburg ein tolles Aushängeschild! Weil wir eine Beispiel-Stadt sind, mit Wasseranschluss, mit Bahnanschluss, mit kompakter Infrastruktur. Was in Hamburg funktioniert, funktioniert auch in jeder anderen Stadt der Welt!“

 

Autorin: Julia Barthel

Foto: © HAMBURG schnackt.de

21. Juni 2017 von Redaktion

Kategorien: Hamburg wächst, Wissensdurst

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