KÜLL KUCKT: Markus Küll

Kolumne: KÜLL kuckt – nicht, Küll hört

Wo in Hamburg Zukunft passiert.

In der Kolumne “Küll kuckt” schaut Markus Küll regelmäßig in die Zukunft: Wie werden digitale Medien, social media, ambient media, google, Facebook und Co. das Leben in unserer Stadt verändern? Wo sind die Grenzen zwischen digitaler und realer Welt bereits überwunden – und wer sind die Hamburger Akteurinnen und Akteure, die bereits heute die Zukunft planen und leben?

Heute: Küll hört

Hören Sie, liebe “HAMBURG schnackt!” Nutzerinnen und Nutzer noch Radio? Wenn ja, im Auto oder beim Kochen, beim Rasieren oder bei einem guten Glas Wein im Schein des Kamins? Viel spannender ist aber die Frage: Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihrem Radio gesprochen?

“Leading Britain’s Conversation” – unter diesem Motto organisiert der britische Privatsender LBC in der englischen Hauptstadt eine neue (?) Form von Radio – und wurde damit bereits zweimal “Radiostation of the Year”.
In einem völlig musikfreien Programm werfen die Moderatoren die tagesaktuellen Themen der Stadt und der Welt in die Luft und die Zuhörerinnen und Zuhörer sagen ihre Meinung, werden dafür gelobt oder gerne auch beschimpft – quasi das, was man früher über den Gartenzaun oder im Pub ausgetauscht hat. Die Bandbreite der Themen reicht dabei von hochpolitischen Themen wie dem Gaza-Konflikt bis hin zum Boulevard, von lokalen London-Themen bis hin – für England unvermeidlich – zum Wetter und zu Europa. Ein “Britain Schnackt” also, das sich auf das gute, alte Radio als Leitmedium verlässt?

Ganz neu ist diese Idee nicht – sie findet sich bereits in einem bemerkenswerten Text, der aus dem letzten Jahrhundert stammt:

“Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwan-deln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er würde es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn in Beziehung zu setzen. Der Rund-funk müsste demnach aus dem Lieferantentum herausgehen und den Hörer als Lieferanten or-ganisieren.” *

Watch this space – oder besser: listen carefully. Denkbar ist zum Beispiel ein “HAMBURG schnackt!“ Live-Talk schon deswegen, weil auch in diesem Bereich unseres täglichen Mediengebrauchs nicht nur die Kanäle crossmedial verbunden werden, sondern weil der Wechsel vom Inhalts-Konsumenten zum Inhalts-Produzenten bereits vollzogen ist – HAMBURG schnackt! ist ein gutes Beispiel unter vielen.

* wer hat’s geschrieben?

Schreiben Sie mir das und Ihre Meinung.

Ihr
Markus Küll

* (Bertolt Brecht, Radiotheorie, ca 1930)

Portrait_von_Markus KüllMARKUS KÜLL:

Seit mehr als 20 Jahren ist Markus Küll im Bereich der Bildung tätig. Als Hochschulmanager (zuletzt bei der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation/MHMK) interessiert ihn besonders, wenn Grenzen zwischen digitaler und realer Welt überwunden werden und wie die „Digital Natives“ aller Generationen Medien nutzen, um sich auszudrücken und unsere Welt zu gestalten.


18. August 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg denkt, Wissensdurst

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