Ethischer Konsum: Julia Starp

Ethischer Konsum

Menschenwürdige Arbeitsbedingungen, gerechte Löhne, fairer Handel – immer mehr Verbraucher legen beim Einkauf Wert auf ethisch korrekte Produkte. Die Hamburger Modedesignerin Julia Starp stellt sich dieser Herausforderung und entwirft Mode, die unter transparenten Umständen entsteht.

Der neue Stoff ist gerade eingetroffen. Feinste Seide, in einem schimmernden Grünton. Julia Starp sitzt in ihrem kleinen Atelier in Hamburg-Barmbek und lässt das weiche Material durch ihre Finger gleiten. Die Modedesignerin arbeitet gerne mit Farben: leuchtendes Gelb, intensives Rot, kräftiges Blau zieren ihre Mäntel, Jacken und Kleider. Außergewöhnlich und einmalig sind ihre Kreationen – und doch haben alle etwas gemein: Julia Starp setzt bei ihren Kollektionen auf Nachhaltigkeit. Die Materialien, die sie für ihre Kleidungsstücke verwendet, sind fair gehandelt und nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert.

Regionale Herkunft spielt ein große Rolle

Wo kommt es her, wer hat es gemacht? Diese Fragen beschäftigen nicht nur Julia Starp. Nach den Ergebnissen einer Trendstudie, die der Otto-Konzern zum Thema „Konsumethik“ schon 2013 veröffentlichte, kaufen auch heute immer mehr Verbraucher Waren nach ethischen Kriterien ein.

Ob bei Lebensmitteln, Kosmetika oder eben Mode, 56 Prozent der Deutschen legen Wert auf umwelt- und sozialgerechte Standards – das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Aspekte wie beispielsweise faire Arbeitsbedingungen oder die regionale Herkunft von Produkten nehmen dabei eine besondere Stellung ein. Dabei sehen die Befragten ganz klar die Unternehmen in der Vorreiterrolle. Fast alle Befragten (97 Prozent) sind sich sogar bei der Aussage einig, dass ein Unternehmen verstärkt dazu beitragen kann, ihre Lebensqualität zu erhöhen, wenn es auf menschenwürdige Arbeitsabläufe achtet und Mitarbeiter für ihre Tätigkeit angemessen bezahlt. Die Einstellung der Verbraucher wandelt sich. Das stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch Chancen.

Ethischer Konsum: OTTO Trendstudie 2013

Produktion ohne Ausbeutung von Menschen und Natur

Moralisch handeln, die Verantwortung für Umwelt, Gesellschaft und sich selbst übernehmen, diesen Weg geht Julia Starp. „Ich entwerfe ‚grüne Mode’, weil ich zeigen möchte, dass es möglich ist, Kleidungsstücke ohne Ausbeutung von Mensch und Natur zu produzieren.“ Dabei war gerade die Anfangszeit nicht immer einfach: Als die aus dem Kreis Dithmarschen stammende Designerin nach ihrem Studium an der Hamburger Modeakademie JAK ihre ersten Entwürfe anfertigte, hatte sie große Schwierigkeiten, Textilien in Bioqualität zu finden. „Das hat sich in den vergangenen acht Jahren aber zum Glück deutlich gewandelt. Der Markt ist enorm gewachsen. Heute bekomme ich schöne Stoffe aus pestizidfreier Baumwolle sogar in Hamburg beim Großhandel.“

Ethischer Konsum: OTTO Trendstudie 2013

Der Einsatz von Biobaumwolle und anderen Naturmaterialien ist aber nur die eine Hälfte ihrer Philosophie. Auch die Herstellung der Kleidungsstücke spielt bei Julia Starp eine entscheidende Rolle und so lässt sie ihre Entwürfe ausschließlich in Europa produzieren. Transparenz ist ihr dabei sehr wichtig: Regelmäßig besucht die 31-Jährige ihre Zulieferer, mit denen in den meisten Fällen eine langjährige Kooperation besteht, und macht sich selbst vor Ort ein Bild – selbst wenn sie dafür zwölf Stunden mit dem Zug nach Polen fahren muss.

Ethischer Konsum: Julia Starp

Bio-Mode wird Standard werden

Kunden einen sorgenfreien und unbelasteten Konsum ermöglichen – Julia Starp hat als Modedesignerin ihre Chance genutzt. „Als ich 2006 erste Aufträge entgegennahm, war Bio-Mode ein absolutes Nischenprodukt. In den Köpfen herrschten Bilder von Jutesäcken und groben, kratzenden Stoffen vor. Das wollte ich ändern und nutzte diese Lücke als Einstieg.“ Der Erfolg heute gibt ihr Recht und Julia Starp ist sich sicher: „Mode, die unter transparenten Umständen gefertigt worden ist, wird zum Standard werden.“

Text: Susanna Bloß

4. November 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg produziert, Unternehmenslust

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