Klassiker: Im Winterhuder Wasserturm wurde bereits 1930 ein Planetarium eröffnet

Hamburg – Hochburg der Wassertürme

Wassertürme sind außergewöhnliche Bauwerke. In Hamburg stehen noch 47. Den bekanntesten beherbergt der Stadtpark.

Der berühmteste Wasserturm Hamburgs diente kaum als Reservoir, sondern war die längste Zeit auf die Sterne gerichtet. Das imposante Backsteingebäude mit der hohen Kuppel steht in Winterhude und wurde nur neun Jahre für die Versorgung mit Trinkwasser genutzt. Bekannt ist der Turm im Stadtpark schon lange unter dem Namen Planetarium.

Weitere dieser ungewöhnlichen Gebäude verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. „Es sind im wahrsten Sinne des Wortes herausragende Bauwerke und als solche oft mit großer Liebe gestaltet“, sagt Jens-Ullrich Schmidt. Der Experte für Wassertürme hat mehrere Bücher verfasst. Zudem betreibt Jens-Ullrich Schmidt die Website „Wasserturmarchiv“.

Augenfällig ist, wie unterschiedlich die Türme gestaltet sind. Dabei hatten alle dieselbe Funktion zu erfüllen: Als Speicher Wasser bei konstantem Leitungsdruck an die umliegenden Wohngebiete zu verteilen.

Wassertürme prägten das Stadtbild, das sollten sie eigentlich nicht

Das Stadtbild sollte unter den funktionalen Bauten jedoch nicht über Gebühr leiden. Deshalb machten sich Stadtplaner und Architekten sehr viele Gedanken, wie dies zu schaffen sei, sagt Jens-Ullrich Schmidt. Die Lösungen mussten individuell sein. Deshalb verwundert es nicht, dass sehr unterschiedliche Bauten geschaffen wurden, die ihre Funktion mehr oder minder versteckten.

Es gibt Prachtexemplare, wie den Lokstedter Wasserturm. Der Barmbeker Kollege trägt ein Kupferdach, der Turm auf dem Friedhof Ohlsdorf erinnert an eine mittelalterliche Burg. Der Betonpilz auf dem Altonaer Bahngelände ist das hässliche Entlein unter den Hamburger Wassertürmen.

Die Türme entstanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts überall in Deutschland, um die Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Vor allem in den schnell wachsenden Städten war der Bedarf – für damalige Verhältnisse – riesig.

Auf der Elbinsel Kaltehofe wurde noch bis 1964 Wasser für Hamburg gereinigt
Auf der Elbinsel Kaltehofe wurde noch bis 1964 Wasser für Hamburg gereinigt.

Hamburg setzte zu lange auf ungeklärtes Elbwasser

Der erste Wasserturm Hamburg wurde in Rothenburgsort errichtet, seit 1848 ist er das Wahrzeichen des Stadtteils. Lange wurde Elbwasser pur in das Netz eingespeist. Erst nach der großen Cholera-Epidemie von 1892 wurde umgedacht.

Weil sich in Altona, damals preußisch regiert, erheblich weniger Menschen mit der Cholera angesteckt hatten, kamen die Verantwortlichen in Hamburg zu einer klugen, aber lange überfälligen Entscheidung: Nach Altonaer Vorbild wurde das Flusswasser mit Sandfiltern gereinigt.

Dies geschah auf der Elbinsel Kaltehofe. Bis 1964 kam das Hamburger Trinkwasser aus dem Strom. Schon seit den 1950er-Jahren waren immer mehr Wassertürme abgerissen worden. Ihre Unterhaltung war kostspielig. Zudem bargen sie ein Risiko hinsichtlich der Hygiene, wenn das Wasser zu lange in ihnen stand.

Der Schanzenparkturm war einst der größte der Welt

Heute wird Trinkwasser unterirdisch gefördert – in bis zu 400 Metern Tiefe. Die Lagerung erfolgt nicht mehr in der Höhe, sondern in riesigen unterirdischen Behältern. Doch zu ihrer Zeit waren die Wassertürme echte Giganten, insbesondere die Hamburgs. Der Schanzenpark-Turm, heute ein Hotel, war mit einem Wasservolumen von 4700 Kubikmetern einmal der größte der Welt.

Heute stehen noch 47 Wassertürme in Hamburg. Manche sind ungenutzt, andere wurden saniert und zu Wohnhäusern umgebaut. Der Sander Dickkopp in Lohbrügge beherbergt Gastronomie. Der Wasserturm der Asklepios Klinik Nord in Ochsenzoll ist einer der wenigen, die noch in Betrieb sind.

„Schön finde ich alle Nutzungen, die – wie im Winterhuder Turm – das Bauwerk erhalten und gleichzeitig für Bürger zugänglich machen“, sagt Experte Jens-Ullrich Schmidt. Denn für die Öffentlichkeit waren die Wassertürme ja ursprünglich gedacht.

Titelbild: Im Winterhuder Wasserturm wurde bereits 1930 ein Planetarium eröffnet
Autor: Hilmar Schulz

10. Oktober 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg erinnert, Stadtliebe

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