Erst durchs Loch, dann ins Loch

Fußballgolf: Treffer, versenkt

Früher auf dem Fußballplatz gehörte ich immer zu den Außenseitern. Linksfuß halt. Dabei waren meine gefühlvollen Schlenzer in den rechten oder linken Winkel des gegnerischen Tores doch so gefürchtet. Half meiner Karriere aber nicht, ich wurde Dauerläufer. Da störte auch kein Ball.

Mehr als drei Jahrzehnte später hat sich einiges verändert. Zum Beispiel gibt es Fußballgolf. Gute Gelegenheit also auszuprobieren, wie viel Können noch vorhanden ist. Kann ja so schwer nicht sein, die Kugel durch Löcher in Netzen, Betonröhren, Gummireifen oder kleine Metallrechtecke Richtung Fahnenstange zu kicken, wenn einem kein Gegenspieler auf den Füßen steht.

„Uns geht es hier vor allem um den Spaß“, gibt mir Kathrin Soltau mit auf den Weg. Lust am Scheitern sollte man also mitbringen. Zu viel Selbstbewusstsein indes könnte schon bei der ersten Aufgabe dazu führen, dass die Kugel mehrfach da landet, wo sie in diesem Spiel nicht hin soll: im Tornetz.

Große Herausforderungen brauchen Platz

Seit 2010 betreibt Familie Soltau die Swingolf-Anlage am Gauerter Hauptdeich in den Hamburger Vier- und Marschlanden. Seit 1. Mai dieses Jahres haben sie ihr Angebot um das 3,5 Hektar umfassende Fußballgolf-Feld erweitert. Große Herausforderungen brauchen eben Platz.

18 Bahnen müssen gespielt werden, jede ist mit der vermutlichen Anzahl der Schussversuche bis zum Loch angegeben. Zweimal liegen zwischen „Abschlag“ und Fahne rund 100 Meter. Gut zwei Stunden dauert ein Rundgang, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist. Bälle werden gestellt.

Fussballgolf_Markus_Tischler
Erst durchs Loch, dann ins Loch

„Das ist eben das Gute, dass die Leute nicht viel an Ausrüstung brauchen“, sagt Kathrin Soltau. Schießen muss man natürlich selbst. Außenrist, Innenrist, Pike und Sohle – alles ist erlaubt. Hacke geht auch, kann aber auch so richtig doof nach hinten losgehen.

Von Vorteil ist auch ein freundlich gesinnter Ball. Weiß man natürlich vorher nicht, was für ein Eigenleben so ein Ball führt. Ich habe mich für ein oranges Objekt entschieden – um hinterher behaupten zu können, dass der alternativ angebotene pinkfarbene Ball sicher über viel bessere Roll- und Flugeigenschaften verfügen würde. Gute Ausreden sind auch beim Fußballgolf eben … gut!

Der Ball – mal Freund, mal Feind

Auf der zehnten Bahn allerdings ist die Grundfarbe des Balles völlig wurscht. Fünf Versuche sind auf dem Schild am „Abschlag“ angegeben. Nach dreien liegt mein neuer Freund vor dem Loch.

Danach aber wird er gefühlt pechschwarz. Es braucht zwölf weitere Schüsse, dass die nun vom Freund zum persönlichen Feind mutierte Kugel endlich dort landet, wo sie hingehört.

Gut, dass gerade niemand hinter mir unterwegs ist und gelangweilt mit seinem Ball jongliert angesichts des Desasters, das sich da vor ihm abspielt. Vielleicht war es das, was mein Ball sich auch gerade von mir gewünscht hatte. Gestreichelt und nicht getreten zu werden. Die hohe Kunst des Puttens.

Nachdenken kann zum Hindernis werden

Aber das gehört dazu, mal so richtig danebenzuliegen. „Oft schießen Leute, von denen man das gar nicht denkt, den Ball beim ersten Versuch durch ein Hindernis“, erzählt Thomas Soltau später. „Zu viel Nachdenken hilft nicht immer.“

Recht hat er. Auf einer der Bahnen treffe ich zweimal den rechten Pfosten eines kleinen Metalltors. Hätte ich das so gewollt, dann wäre der Ball vermutlich ohne Umweg durchs Hindernis geflogen. Egal. Hauptsache, der Kick ist lustig.

Bildbeschreibung Titelfoto: Einlochen mit dem Fuß.
Autor: Markus Tischler

16. Juli 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg spielt, Sportbegeisterung

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