Frank Fechner Olaf Scholz

Frank Fechner | Eimsbüttels Sportbürgermeister

In der Politik startete er, wechselte dann zum FC St. Pauli. Inzwischen führt Frank Fechner den ETV und freut sich über aktive Eimsbütteler.

Der Hausherr ist sehr aufmerksam. „Keiner ist in der Halle, aber das Licht ist an“, wundert sich der 51-Jährige. Er überlegt. „Augenblick, bitte“, sagt Frank Fechner. Dann geht er ein paar Schritte und schaltet die Deckenbeleuchtung aus.

Seit dem 1. Oktober 2005 ist Frank Fechner geschäftsführender Vorsitzender des Eimsbütteler Turnverbandes, bekannt als ETV, der 2014 sein 125-jähriges Bestehen feiert. Mit gut 12.000 Mitgliedern (30 Sportarten in 23 Sparten) ist der ETV der viertgrößte Sportverein in Hamburg. „Eigentlich sind wir sogar die Nummer zwei nach Sportspaß, sagt Frank Fechner, „wenn man die Aktiven zählt.“

Denn Hamburger SV (72.000) und FC St. Pauli (20.000) haben zwar mehr Mitglieder, doch die meisten sind passive Förderer. „Wer beim ETV ist, der will aktiv sein“, freut sich Frank Fechner. Nicht ohne Grund heißt es: „Die ganze Welt des Sports“.

Der ETV ist wie ein mittelständisches Unternehmen

Bevor der ausgebildete PR-Redakteur zum ETV kam, arbeitete er viele Jahre als Pressemann in der Hamburger Bürgerschaft und war von 2001 bis 2005 beim FC St. Pauli, am Ende als Geschäftsführer. Studiert hat Frank Fechner Politik und Anglistik.

Manches aus seiner akademischen Zeit kann er bei seinem aktuellen Job gebrauchen, zum Beispiel das Analysieren von Strukturen. „Ein so großer Verein wie der ETV ist quasi ein mittelständisches Unternehmen“, sagt Frank Fechner, „nur sind die Mitglieder nicht deine Mitarbeiter.“ Heißt: anhören statt anweisen.

Zuweilen sind die Diskussionen in einem Verein deshalb sehr langwierig. Das zeigte sich etwa bei der Aufarbeitung der Geschichte des ETV während der NS-Zeit. „Damit hatten einige Mitglieder echte Schwierigkeiten, vor allem ältere“, sagt Frank Fechner.

Anhänger der Nazis seien das nicht gewesen, betont er. „Viele wollten nur nicht, dass das Ansehen ihres Vereins öffentlich beschädigt wird.“ Inzwischen steht der ETV zu seiner völkischen Vergangenheit. „Das gehört ebenfalls zu unser Geschichte“, sagt Frank Fechner.

„Je besser die sportlichen Anlagen sind, umso attraktiver bist du“

Ihm ist es wichtig, dass der ETV nicht nur als Anbieter sportlicher Angebote wahrgenommen wird. „Wir haben auch eine soziale Funktion. Bei uns soll sich jeder willkommen fühlen – wir wollen für den ganzen Stadtteil stehen.“ Unter anderem deshalb engagiert sich der ETV in der Betreuung von Ganztagsschülern.

Frank Fechner ist sich bewusst, dass der Erfolg des ETV Misstrauen erzeugt, zuweilen sogar Neid. In der Nachbarschaft gibt es etliche Vereine, denen die Leute nicht die Bude einrennen. „Die Großen wachsen, die Kleinen müssen kämpfen“, sagt Frank Fechner, „ich kann mir vorstellen, dass wir in fünf Jahren 15.000 Mitglieder haben werden.“

Doch von alleine kommen die Leute nicht. „Je besser die sportlichen Anlagen sind, umso attraktiver bist du“, hat Frank Fechner festgestellt. Zuletzt wurden 3,5 Millionen Euro investiert, um den vereinseigenen Komplex an der Bundesstraße zu modernisieren und auszubauen.

„Das Haus wurde 1910 eröffnet, es ist eines der ältesten Turngebäude Deutschlands“, berichtet Frank Fechner nicht ohne Stolz. „man unterschätzt von außen gerne, wie groß es ist.“ Rund 6000 Quadratmeter sind es, die große Halle hat eine Deckenhöhe von gut acht Metern.

ETV Wimmelbild
ETV-Kunst: Die Illustratorin Franziska Biermann gestaltete das Wimmelbild, das die Verbundenheit des Vereins zum Stadtteil zeigt.

Fitness-Interessierte ökonomisch attraktivste Zielgruppe

Jüngst wurde das neue Fitnessstudio eingeweiht. Dazu gehören ein großzügigerer Umkleidetrakt, ein moderner Wellnessbereich und andere Annehmlichkeiten wie das neue ETV-Bistro. „Für uns ist das extrem wichtig“, betont Frank Fechner. Mit 6000 Mitgliedern stellen die Fitness- und Gesundheitssportler die größte Gruppe im ETV, er selbst ist einer davon.

„Wir konkurrieren in diesem Bereich mit der Kaifu-Lodge oder dem Meridian Spa“, gibt Frank Fechner zu. Und er ist auch ganz ehrlich, weshalb die Fitness-Interessierten so eine wichtige Zielgruppe darstellen: „Sie sind die ökonomisch attraktivsten.“

Dafür, dass sich die Mitglieder beim ETV auf Dauer wohlfühlen, sorgen über 500 Trainer und Übungsleiter. Zudem wird das Angebot immer weiter ausgebaut. „Wir müssen uns den modernen Anforderungen stellen.“ Darum gibt es jetzt Trendsportarten wie Le Parkour beim ETV.

Völlig zufrieden ist Freizeitkicker Frank Fechner nicht. „Ich hätte es gerne, wenn unsere Fußballherren höher spielen würden.“ Derzeit reicht es nur für die Bezirksliga. Und was wünscht sich Frank Fechner noch? „Eine Kletterwand und eine Ruderabteilung.“

Nach ein paar Jahren reichte ihm der Überlebenskampf beim FC St. Pauli

Profisport, wie er ihn aus seiner Zeit beim FC St. Pauli kennt, soll es beim ETV nicht geben. „Das passt nicht zu uns“, sagt Frank Fechner, der seit Mitte der 1990er-Jahre eine Dauerkarte für das Millerntor besitzt.

Seine beiden Söhne, 7 und 14, spielen Fußball. Das freut Frank Fechner, er mag diesen Sport noch immer, auch wenn die Zeit beim FC St. Pauli für ihn eine sehr harte war. Der Club spielte nach zwei Abstiegen nur noch in der Regionalliga.

„Viel Spaß hat es nicht gemacht“, gibt Frank Fechner zu, „es ging immer nur ums Überleben.“ Irgendwann war er den Existenzkampf leid, das Angebot des ETV kam gerade recht.

Und die eigenen Kinder – sind die beim ETV? Frank Fechner schüttelt den Kopf. Ihm sei das sogar sehr recht, sagt er. „Ich kann mir in Ruhe die Spiele angucken und werde nicht auf steigende Beiträge oder andere Sachen angesprochen.“ Denn selbst der engagierteste Vereinschef braucht einmal eine Auszeit.

Autor: Clemens Gerlach
Bildbeschreibung Titelfoto: ETV-Chef Frank Fechner (r., mit Bürgermeister Olaf Scholz): „Wir sind ein Verein für ganz Eimsbüttel“.

20. September 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg jubelt, Sportbegeisterung

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