Andrea Diethers ist Langläuferin aus Leidenschaft. Das war nicht immer so. Nun bereitet sich die frühere Sprinterin auf den Marathon vor.
Es gibt Fragen, die man einer Frau beim ersten Treffen vielleicht nicht gleich zu Beginn stellen sollte. Zum Beispiel die nach dem Alter. Andrea Diethers ist 29, das lässt sich schnell im Internet recherchieren. Die Frage danach erübrigt sich also. Oder sie muss anders formuliert werden, wenn man der zierlichen Sportlerin gegenübersitzt. „Sie werden wirklich in ein paar Monaten 30?“
Andrea Diethers schaut aus, als ob sie an der Supermarktkasse noch ihren Ausweis zeigen müsste, wenn sie Zigaretten oder hochprozentigen Alkohol bezahlen soll. Kommt zwar nicht vor, also das mit den Zigaretten und dem Alkohol, aber nach dem 3000-Meter-Lauf bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig im Februar sei folgendes passiert: „Meine Trainerin Beate Conrad hat mir erzählt, dass sie nach meinem Lauf angesprochen worden sei, ob man mich nicht in den Nachwuchskader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes aufnehmen könne.“
Spätstarterin in Sachen Leistungssport
Fünfte ist Andrea Diethers (LT Haspa Marathon Hamburg) in diesem Rennen geworden und persönliche Bestzeit (9:26,17 Minuten) gelaufen. Für ein Talent eine bemerkenswerte Zeit, mag da jemand gedacht haben, aber nicht für eine, die stramm auf die 30 zugeht. Dabei betreibt Andrea Diethers eigentlich erst seit dem Frühjahr 2013 Leistungssport. Talent muss also vorhanden sein, wenn frau in diesem Alter so schnell so flott wird.
„Früher bin ich immer zwischen Bad Segeberg und der Universität in Hamburg gependelt“, erzählt die Biochemikerin, die demnächst ihre Doktorarbeit abschließen will. „Aber seit ich hier wohne, habe ich mehr Zeit für das Training“, nennt sie als Grund für ihre Leistungsentwicklung. Und auch das: „Hamburg ist aufgrund der Außenalster und der vielen Parks die optimale Läufer-City.“
Wird auf auf Anfang 20 geschätzt: Andrea Diethers
Im September will Andrea Diethers ihren ersten Halbmarathon laufen. Kommendes Jahr ist dann der Start beim 30. Haspa Marathon Hamburg geplant. Die 3000-Meter-Strecke in Leipzig sei für sie von daher eigentlich zu kurz gewesen, sagt Andrea Diethers. Eine längere Distanz wird bei den Titelkämpfen aber auch nicht angeboten.
Dabei konnte sie den Ausdauerläufen früher nie wirklich etwas abgewinnen. „Bei meinem damaligen Verein, dem SC Rönnau 74, haben wir uns immer auf der Gartenrunde einlaufen müssen. Die ist zwei Kilometer lang. Manchmal haben wir da auch Abkürzungen genommen.“ Andrea Diethers grinst. Jetzt kann sie es ja zugeben.
Kaltenkirchen wird zum Wendepunkt
Es ist die Teilnahme an einem Straßenlauf über fünf Kilometer in Kaltenkirchen gewesen, der das Leben der jungen Andrea Diethers in eine neue Richtung gelenkt hat. „Ich war damals erstaunlich schnell. Und mir hat das Flair der Veranstaltung gefallen. Es war ein richtig schöner Tag und ich habe mir gedacht, dass ich mehr davon erleben möchte“.
So ist aus der Sprinter- und Weitspringerin schließlich eine Dauerläuferin geworden, die mittlerweile an den wettkampffreien Sonntagen problemlos zwischen 20 und 25 Kilometer zurücklegt. „Ich bewege mich gerne draußen“, sagt sie. „Und es ist ein Ausgleich für die Projekte an der Universität.“ Man wünscht ihr, dass sie sich spätestens ab 2015 Dr. Andrea Diethers nennen darf. Auch wenn sie dafür irgendwie viel zu jung aussieht.
Autor: Markus Tischler
Header-Foto: Markus Tischler / Andrea Diethers fühlt sich auf den Langlaufstrecken wohl.
Kategorien: Hamburg trainiert, Sportbegeisterung
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