Ein Verband gestaltet Zukunft

Vor über 120 Jahren gründeten Hamburger Kaufleute den „Waren-Verein der Hamburger Börse“. Seit 2014 führt Dr. Helena Melnikov den Verband als Hauptgeschäftsführerin. Wie moderne Verbandsarbeit heute aussieht und welche Stärken es dafür braucht, verrät die in Usbekistan geborene Juristin im Interview.

Seit wann gibt es den Waren-Verein und wer gehört dazu?

Der Waren-Verein der Hamburger Börse wurde 1900 von Hamburger Kaufleuten gegründet, die Lebensmittel aus der ganzen Welt importierten. Der Waren-Verein ist heute ein Spiegelbild der modernen Ernährungswirtschaft: Wir haben Mitglieder im gesamten Bundesgebiet und in der EU, es sind Traditionsbetriebe dabei und junge Start-ups, branchenverbundene Dienstleister, angeschlossene Verbände wie der Honig-Verband, aber auch Wirtschaftsvertretungen der Drittländer.

Welche Mission haben Sie als Geschäftsführerin?

Ein Verband muss Entwicklungen antizipieren und Zukunft denken. Mein Ziel: Mit den Impulsen und Anstößen des Waren-Vereins dem Markt immer eine Nasenlänge voraus sein. Im geschützten Raum der Verbandsarbeit bieten wir unseren Mitgliedern Plattformen für Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch und Vernetzung.

Warum können Sie das besonders gut?

Neuland ist mein liebstes Reiseziel. Ich bin in Usbekistan aufgewachsen, bis meine Eltern den Wurzeln meiner Mutter folgten und die damalige Sowjetunion in Richtung Deutschland verließen. Ich kam als Neunjährige nach Deutschland – bis dahin hatten wir nicht einmal ein Telefon! Alles Neue, Innovative weckt meine Neugier und begeistert mich. Ob es damals mein erstes Handy war oder später die Welt der digitalen Medien. Ich liebe es, Pionierin zu sein.

Wieviel Diplomatie braucht es in Ihrer Rolle?

Jede Menge – und da kommt mir mein interkultureller Background natürlich zugute. Als Geschäftsführerin des Waren-Vereins gestalte ich den Dialog zwischen Unternehmen, die am Markt direkte Wettbewerber sind und gegensätzliche Partikularinteressen verfolgen. Das ist häufig ein Kraftakt – aber wenn am Ende als Ergebnis eine starke gemeinsame Position der Solidargemeinschaft steht, hat es sich allemal gelohnt.

Was hat Sie beruflich in die Food-Branche geführt?

Die Erzeugung und die Freude am Genuss guter Lebensmittel verbindet die Menschen in der ganzen Welt. Ich liebe die Internationalität der Branche und kann mich auch ganz privat für gutes Essen begeistern.

Was wünschen Sie sich für die Lebensmittel-Wirtschaft in Deutschland?

Ganz klar: Wir brauchen mehr weibliche Führungskräfte. Frauen müssen auch bei uns sichtbarer (gemacht) werden, beispielsweise mit mehr Präsenz in wichtigen Gremien. Diversität ist der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit jeder Branche, da sind wir keine Ausnahme.

Wie können Hamburgerinnen und Hamburger dazu beitragen, dass wir nachhaltiger mit Lebensmitteln umgehen?

Zum Glück hat sich hier in jüngster Zeit schon viel getan. Das Bewusstsein für den Wert unserer Lebensmittel ist in der Pandemie sogar noch gewachsen, wie aktuelle Studien zeigen. Mein Tipp: Augenmaß beim Thema Mindesthaltbarkeit. Ein abgelaufenes MHD sagt nichts über die Qualität – Sehen, Riechen und Schmecken mit gesundem Menschenverstand ist in vielen Fällen die beste Kontrolle.

Was ist für Sie typisch Hamburg?

Das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns, das uns auch in unserer Verbandsarbeit prägt. Und das Leben am Wasser: Mein „Arbeitsweg“ per Fahrrad entlang der Außen- und Binnenalster. Der Blick auf den Hafen aus der U 3. Oder der Anblick der Fontäne vor der Kulisse des Jungfernstiegs, wenn ich nach einer Dienstreise mit dem Zug Richtung Dammtor rolle. Auch nach so vielen Jahren sind das immer noch Glücksmomente für mich.

 

 

 

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Foto: Dr. Helena Melnikov © Maximilian Ishorst

12. Mai 2021 von Redaktion

Kategorien: Hamburg verkauft, Unternehmenslust

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