Ein Hamburger für Klima und Meer: Frank Schweikert

Aus Liebe zum Meer studierte er die Wissenschaft vom Leben. Heute weiß Frank Schweikert als Biologe, warum alles auf unserem Planeten in einem großen Kreislauf zusammenhängt. Mit seinem bekannten, gelben Forschungsschiff „Aldebaran“ organisiert er Expeditionen von der Nordsee bis in die Karibik. Er bringt das Meer in die Köpfe der Menschen – mit Livesendungen in Radio und Fernsehen oder online. Aber jeder Seemann braucht einen Heimathafen, und den hat Frank Schweikert in Hamburg gefunden.

Frank Schweikert, als Mittelsmann zwischen dem Meer und dem Menschen haben Sie eine vielfältige Aufgabe. Welche Projekte sind Ihnen besonders wichtig?

Ich habe vor über 25 Jahren angefangen, ein Forschungs- und Medienschiff zu betreiben, um die Erkenntnisse, die es gerade in der Meeresforschung gibt, an möglichst viele Menschen weiterzugeben. Dabei habe ich erkannt, dass es nicht an Initiativen zum Schutz der Meere mangelt. Die Brücken zwischen Forschung, Gesellschaft und Wirtschaft sind für gemeinsame Schutzprojekte einfach noch nicht stark genug. Ich habe das Ziel, in Deutschland eine große Gemeinschaft zu formen, die sich für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Meere einsetzt.

Wie schaffen Sie es, Ihr Wissen über die Meere und den Klimawandel für alle verständlich zu machen?

Wir haben zum Beispiel gerade auf der boot in Düsseldorf, der größten Wassersportmesse der Welt, das erste Algenbier vorgestellt, um zu zeigen, dass wissenschaftliche Institute fleißig an Nahrungsmitteln aus dem Meer arbeiten. Vielleicht ist es das Lifestyle-Produkt von Morgen. In Zukunft wird unsere Nahrung größtenteils aus dem Meer kommen, denn die Flächen für Landwirtschaft auf der Erde schwinden. Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch nicht schwer zu erklären: Der erhöhte CO2-Gehalt in der Atmosphäre macht die Meere unter anderem sauer. Seit der Industrialisierung hat man eine Versauerung der Meere um 30 Prozent gemessen. Ich vergleiche das immer mit dem Kochen einer Suppe. Da würde man für die ganze Familie vielleicht zwei Esslöffel Salz nehmen. Wenn man einen dritten Esslöffel Salz reintut, entspricht das diesen 30 Prozent Versauerung. Niemand würde diese ungenießbare Suppe noch essen wollen. Im übertragenen Sinne muten wir das aber allen Meeresorganismen wie kleinen Krebsen, Muscheln oder Kieselalgen zu.

Ein ganz besonderes Projekt ist die Hamburger Klimawoche, die in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfindet. Worauf können wir uns freuen?

Die Klimawoche wird ein großes Fest! Dieses Jahr wollen wir auf dem Rathausmarkt einen begehbaren Klimaglobus aufstellen. Drumherum wird es eine riesige Ausstellungsfläche geben, wo alle großen Nachhaltigkeitsziele an unterschiedlichen Beispielen erklärt werden. Im Zentrum steht ein vier Meter großer Erdball, auf dem Klima-Animationen aus dem Deutschen Klimarechenzentrum Hamburg live gezeigt werden. Im Klimaglobus können sich über 350 Menschen gleichzeitig aufhalten und informieren. Außerdem wollen wir den Hamburger Schulen mit schwimmenden Klassenzimmern besonders schöne Räume anbieten, um mit den Schülern über Themen wie Meer, Ernährung und erneuerbare Energien zu sprechen. Dieser Spezialunterricht wird auf den Alsterdampfern oder den Pontons im Spreehafen Wilhelmsburg stattfinden, weil es dort einfach ein ganz anderes Freiheitsgefühl gibt als im regulären Klassenzimmer. In Hamburg gibt es ja nichts Schöneres, als auf einem Schiff zu sein.

Warum sind Sie mit Aldebaran Marine Research & Broadcast in Hamburg vor Anker gegangen?

Hamburg ist eine faszinierende Meeresstadt, der größte Teil unserer Netzwerkpartner lebt hier. Allein zu unserem Neujahrsempfang sind über 100 Gäste gekommen, die mit Schifffahrt, Wassersport, Forschung und Finanzen zu tun haben. Das zeigt, dass wir mit unserer Deutschen Meeresstiftung am richtigen Ort sind. Die hier ansässigen Menschen haben durch ihre Tätigkeit großen Einfluss auf Warenströme und Handelsketten, deswegen ist Hamburg ein Ort, an dem man viel bewirken kann.

Wo sind Sie als Taucher und Segler in Hamburg am liebsten unterwegs?

Das Schöne an Hamburg ist, dass die Stadt aus ganz vielen Inseln besteht – wie Venedig. Wenn wir mal unser Forschungsschiff ohne Mast von einem Ort zum anderen bringen müssen, dann fahren wir auch gerne mal einen Umweg über die Kanäle. Es ist schon ein großer Genuss, den Hamburger Osten oder Süden mit dem Schiff zu erkunden.

Wo ist ihr Lieblingsort in Hamburg?

Ich wohne am Fischmarkt, das ist für mich ein total schöner Ort, weil er die symbolische Verbindung zwischen Hamburg, dem Handel und dem Meer ist. Ich liebe es auch, im Hafen zu sein. Der steht für Weite, Vernetzung und Freiheit, er bringt eine Vielzahl von Menschen zusammen. Deswegen bin ich am liebsten entweder auf der Elbe oder am Hafen.

 

 

Autorin: Julia Barthel
Fotos Frank Schweikert © Michael Zapf
Foto Algenbier, boot 2018 © Messe Duesseldorf – Constanze Tillmann

14. Februar 2018 von Redaktion

Kategorien: Entscheider, Hamburg forscht, Wissensdurst

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