Mein Hamburg: Rolf Habben Jansen

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Vorstandschef Rolf Habben Jansen von Hapag-Lloyd.

Mit internationaler Logistik und Transport kennt sich der Niederländer Rolf Habben Jansen aus. Nach seinem Wirtschaftsstudium in Rotterdam arbeitete er in der niederländischen Reederei Royal P&O Nedlloyd, beim Schweizer Logistikunternehmen Danzas, einer Tochter der deutschen DHL, und beim niederländischen Logistikunternehmen Damco, das zur dänischen Reederei Mærsk gehört, aber immer landseitig. Mit Schiffen bekam er es erst zu tun, als er 2014 zu Hapag-Lloyd wechselte.

Sie leben nun seit drei Jahren in Hamburg. Haben Sie sich hier schon eingelebt?

Ich pendle zwar immer noch zwischen Hamburg, Holland und der Schweiz. Aber ich habe vor einer Weile in Hamburg eine Wohnung gekauft. Das hilft, um sich hier mehr zu Hause zu fühlen. Hamburg ist eine sehr schöne Stadt. Es gibt hier viele ausgefallene Kneipen und Restaurants, eine Vielfalt an schönen Läden, viel Grün und einen sehr beeindruckenden Hafen. Beim Profi-Sport hapert es etwas, aber alles in allem gefällt mir Hamburg sehr.

Was hat Sie gereizt, vor drei Jahren das Steuerrad des kriselnden Unternehmens Hapag-Lloyd zu übernehmen?

Hapag-Lloyd ist eine Traditionsreederei mit einem großen Namen und ausgezeichneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in aller Welt. Die Reederei hatte schon damals eine relativ gute Marktposition. Mich hat diese Aufgabe vor allem deshalb gereizt, weil ich wusste, dass sich die Branche massiv verändern wird und man als Vorstandsvorsitzender daran mitwirken kann, das Unternehmen besser zu positionieren.

Worin liegt das Potenzial von Hapag-Lloyd?

Hapag-Lloyd ist ein Unternehmen mit einer über 170 Jahre alten Historie. Aber es ist auch ein sehr internationales Unternehmen. 2005 kam die britisch-kanadische Reederei CP-Ships hinzu, dann die Fusion mit der chilenische CSAV in 2014 und im vergangenen Jahr die mit der arabischen UASC. Das bedeutet, dass unser Management und das ganze Unternehmen auch von den Gesellschaftern her sehr international aufgestellt sind. Ich denke, das ist genau richtig, wenn man ein globaler Carrier sein möchte. Insgesamt hat sich das Unternehmen in den letzten zehn Jahren stark verändert – und das ist auch gut so.

Nicht alle in der Stadt fanden das positiv und sprachen vom maritimen Ausverkauf.

Das war aus meiner Sicht absolut kein Ausverkauf. Wir haben versucht, das Unternehmen zu stärken. Und Hapag-Lloyd musste sich auch verändern. Ich bin überzeugt davon, dass Hapag-Lloyd keine 170 Jahre überlebt hätte ohne sich immer wieder zu verändern. Man kann nur überleben, wenn man sich an die Erfordernisse des Marktes anpasst. Und da hat sich in der Schifffahrtsbranche in den letzten zehn Jahren einiges getan.

Was hat sich durch die Fusionen konkret zum Besseren entwickelt?

Der Markt hat sich konsolidiert und es gibt deutlich weniger Player als noch vor drei Jahren. Dadurch steht die Branche insgesamt besser da. Hapag-Lloyd ist nun eines der fünf bis sieben Schifffahrtsunternehmen in der Welt, die tatsächlich global aktiv sind. Wir konnten durch die Fusionen unser Unternehmen modernisieren und betreiben jetzt zum Beispiel die jüngste und im Durchschnitt der Schiffe größte Flotte der Branche. Wir sparen durch Synergieeffekte hunderte Millionen Euro, können unsere Schulden abbauen und haben Spielraum für Tilgungen. Deshalb blicke ich auch vorsichtig optimistisch in die Zukunft.

Welche Herausforderungen werden die folgenden Jahre bringen?

Man muss sicherstellen, von der Kostenseite her wettbewerbsfähig zu sein. Weil wir nicht zu den ersten drei großen Unternehmen gehören, muss man schauen, welche Konzepte man entwickeln kann, um nahe am Kunden dran zu bleiben und etwas Besonderes anzubieten. Mit der heute verfügbaren Digitaltechnologie ist unendlich viel möglich, bis hin zu Apps und neuen Logistikplattformen im Internet, die die Verladung der Container steuern. Ob ein Container zuerst oder zuletzt verladen wird, kann bei der Größe der modernen Schiffe die Transportzeit um einige Tage verlängern oder verkürzen. Ich bin überzeugt, dass es da vielversprechende Ansätze gibt, neue Dienste für Kunden zu entwickeln.

Wird der Hamburger Hafen seine Stellung behaupten können?

Hamburg ist sicher eines der Tore zur Welt. Es ist eine internationale Stadt und für die Schifffahrt nach wie vor ein Top-Standort. Deswegen ist es gut, dass wir mit Hapag-Lloyd hier sind. Hamburg wird immer ein wichtiger maritimer Standort bleiben. Allerdings müssen wir einige Hausaufgaben machen, dazu gehört beispielsweise die Elbvertiefung. Sie ist sehr wichtig und sollte endlich umgesetzt werden. Ich bin überzeugt, dass man in diesem Jahr damit anfangen wird. Allein diese Maßnahme wird die Wettbewerbsfähigkeit von Hamburg stärken. Sonst wird man gegenüber den Häfen von Rotterdam oder Antwerpen langsam aber sicher verlieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich hoffe für Hapag-Lloyd, dass wir in fünf Jahren noch immer eines der führenden internationalen Schifffahrtsunternehmen sind und zu den Top Fünf gehören. Und meine Zukunftsvision für Hamburg: Es wird in die Stadt investiert und das sollte man fortführen. Außerdem wäre es schön, wenn der HSV endlich einmal wieder schönen und erfolgreichen Fußball spielen würde. Ich komme aus Rotterdam und bin Fan von Feyenoord Rotterdam. Der Verein wurde 2017 nach achtzehn Jahren wieder Meister. Insofern habe ich auch Hoffnung für den HSV. Wir müssen aber wohl noch ein bisschen Geduld haben, bis es soweit kommt.

Sie sind doch auch Eishockeyfan oder?

Seit der Pleite von den Hamburg Freezers gibt es hier nur noch die Crocodiles. Die spielen zwar nur in der Oberliga, aber da ist die Stimmung in der Halle in Farmsen immer großartig, und es macht Spaß zuzuschauen.

Haben Sie ein Lebensmotto, ein Lieblingszitat oder Lieblingsschnack?

Ich habe die Philosophie, dass man jede Woche wieder neu anfängt. Was man letzte Woche erreicht hat, ist am Montag nicht mehr so wichtig. Das gilt auch für die Fehler, die man in der Woche zuvor gemacht hat. Jeden Montag kann man dann wieder versuchen, es besser zu machen.

 

 

Autorin: Herdis Pabst
Fotos:
Titelfoto: Rolf Habben Jansen © Hapag-Lloyd
Foto: Hapag-Lloyd Firmensitz Ballin Haus © Hapag-Lloyd
Foto: Hamburg Express unter der Hamburger Köhlbrandbrücke © Hapag-Lloyd

21. Februar 2018 von Redaktion

Kategorien: Hamburg transportiert, Mein Hamburg, Unternehmenslust

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