Burlesque, die knisternde Körperkunst

Burlesque entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und gelangte von Europa in die USA. Die Ursprünge lagen im französischen und englischen Vaudeville-Theater: Komische Stücke mit pantomimischen, akrobatischen und erotischen Elementen kamen auf die Bühne. Nach einem Siegeszug in den 1920er- und 1930er-Jahren wurde Burlesque in den 1950ern mit der Pin-up-Ästhetik vermengt. Eine wahre Renaissance setzte unter dem Namen New Burlesque in den 1990er-Jahren ein und brachte Stars wie Dita Von Teese und Marlene von Steenvag hervor. Seitdem sind Federboa oder Mieder auch einem breiteren Publikum ein Begriff.

Wer bringt das Festival zum zweiten Mal an die Elbe?

Die deutsche Burlesque-Ikone Marlene von Steenvag und die 1920er-Jahre-Expertin Else Edelstahl veranstalten das viertägige Festival vom 8. bis 11. März in Hamburg. Veranstaltungsorte auf St. Pauli sind die neobarocke Prinzenbar und das legendäre Gruenspan.

Was unterscheidet Burlesque von einem Striptease?

Nicht die nackten Tatsachen stehen bei dieser Körper-Kunstform im Vordergrund, sondern die verführerische, frivole oder ästhetische Komponente der Show. Oft wird die Darbietung sehr eng mit den Texten der gewählten Musik verknüpft, oder die Künstlerin wählt eine humoristische Darstellungsform. Elemente wie Fächertanz oder aus dem Ballett bis hin zu akrobatischen Einlagen werden in die Show integriert. Die Künstlerinnen stellen Geschichten dar, wählen einen individuellen Bühnencharakter und verwenden aufwendige Accessoires. Es geht um die Verführung und nicht die Entblößung. Das Publikum wird auf einen fantasievollen Ausflug mitgenommen, die Künstler zeigen nicht alles.

Was wird auf dem Festival geboten?

Es gibt an drei Tagen große Bühnenspektakel, die für ein bestimmtes Themenkonzept stehen und die mit Aftershowpartys geplant sind. Den Auftakt bildet „The Opium Den“ in der Prinzenbar. Am nächsten Tag findet der „Dark Circus“ im Gruenspan statt, auf der dortigen Bühne ist auch der Abschluss „Grand Palace“. Die weiblichen und auch männlichen Darsteller kommen aus Skandinavien, Frankreich, England, den Niederlanden, Deutschland oder Italien und richten ihre Shows nach dem jeweiligen Thema aus. Zusätzlich gibt es eine „Burlesque-Messe“ mit Anbietern von Accessoires wie Kostümen und Ähnlichem. Dazu kommt ein Farewell-Brunch im „Café Pauline“, um einen Eindruck vom Alltag der Künstler zu vermitteln. Zu Beginn des Festivals findet in der Boutique Bizarre „Glitter und Glamour“ als Empfang und Vernissage statt. Neben „Meet and greet“ mit den Künstlerinnen kann man die Bilderaustellung „Pure Women“ des Fotografenteams Maizucker anschauen. Für alle, die Blut geleckt haben und sich selbst auf der Bühne versuchen wollen, werden zusätzlich noch Workshops von der Berlin Burlesque Academy angeboten.

Gibt es Burlesque-Shows in Hamburg über das Festival hinaus?

Das Festival dauert nur wenige Tage, jedoch finden auch regelmäßig Burlesque-Shows in Hamburg statt. Bis vor kurzem gab es mit dem Queen Calavera – Home of the Burlesque in der Gerhardstraße auf St. Pauli den ältesten deutschen Club. Wegen einer Mieterhöhung musste dieser geschlossen werden, fand jedoch erst einmal im Sankt Pauli Museum eine Bleibe. Seit 23. Februar finden hier alle 14 Tage freitags und samstags Shows ab 22.00 Uhr statt. In Olivias Showclub in der Großen Freiheit werden Comedy, Travestie und Burlesque in regelmäßigen Shows geboten. Im Delphi Showpalast und dem Imperial Theater tritt die Hamburger Burlesque-Truppe Sinderellas ganzjährig auf. Es gibt also genügend Möglichkeiten, dem Charme von Pailletten, Glitzer und Federboas zu verfallen.

 

 

Autorin: Ilona Kiss
Titelfoto: Marlene von Steenvag © Daggi Binder
Foto: Giuditta Sin © Mario Caponi
Foto: Festival-Logo © Hamburg Burlesque Festival

28. Februar 2018 von Redaktion

Kategorien: Hamburg inszeniert, Kulturgenuss

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