Willkomm-Hoeft

Willkomm Höft: Schiffsmeldungen für „Sehleute“

Wolfgang Adler ist einer von fünf Begrüßungskapitänen in Willkomm Höft. An mehreren Tagen im Monat verliest er Schiffsmeldungen.

Der Dialekt klingt nach Süddeutschland. Dort, wo die Menschen es meist nicht weit haben bis in die Berge. Schneebedeckte Gipfel, imposante Felsbastionen, fantastische Aussichten. Nur ein dickes Containerschiff oder einen riesigen Kreuzfahrer, das bekommen sie da nicht so wirklich zu sehen. Außer im Fernsehen vielleicht oder in Bildbänden. Daher kommen viele Touristen zur Station Willkomm Höft in Wedel, sie wollen Ozeanriesen gucken. Und so fragt die Dame mittleren Alters Begrüßungskapitän Wolfgang Adler eine oft gestellte Frage. „Können Sie mir sagen, wann das nächste Schiff kommt?“

„Am Nachmittag läuft die Anthem of the Seas ein“, antwortet der 65-Jährige, „ein großes Kreuzfahrtschiff.“ Die Mundwinkel der Frau fallen kurz nach unten. Enttäuschter Blick. Da sei man schon wieder weg, sagt sie. Schlechtes Timing. Es ist zwar ein richtig schöner Märztag, aber leider ablaufendes Wasser und gerade nichts los auf der Elbe von und zum Hamburger Hafen.

Wolfgang Adler kann den Besuchern Schiffe ankündigen, diese begrüßen oder verabschieden, viel erzählen über technische Daten, Ladung, Bestimmungshafen. Er kann auch die jeweilige Nationalhymne spielen, das ist in Willkomm Höft gängiges Ritual. Nur auf Wunsch vorbeifahrende Schiffe bestellen, das kann er nicht.

Seit fünf Jahren ist Wolfgang Adler an Bord, der kleine Raum im Schulauer Fährhaus mit Blick auf den Anleger Willkomm Höft ist an sechs Tagen im Monat sein Arbeitsplatz. Schaltpult, Karteikartenkasten, zwei Bildschirme, ein Drucker. Was vor allem auffällt, ist das Regal mit den 152 Musikkassetten, die jeweils eine Nationalhymne einer „seefahrenden Nation“ enthalten. Die Musik von Singapur und Taiwan gefallen ihm besonders, sagt Wolfgang Adler, den die Schulterstücke auf dem weißen Hemd als Korvettenkapitän ausweisen und für dessen Lebensweg Willkomm Höft auch als Sinnbild herhalten kann.

Willkomm-Hoeft
Begrüßungskapitän Wolfgang Adler auf seiner „Brücke“

Als Neunjähriger habe ich hier schon geholfen. Wir haben dem Begrüßungskapitän damals Informationen zukommen lassen wie den Namen des Schiffes zum Beispiel, das gerade ein- beziehungsweise auslief, indem wir mit unseren Ferngläsern auf die Brücke gerannt sind.“ Als Seehafenspediteur ist Wolfgang Adler der Schifffahrt anschließend zwar treu geblieben und hat zudem auf großen Segelyachten fast alle Weltmeere befahren. „Aber in Willkomm Höft“, räumt er ein, „habe ich mich während meiner Berufszeit dann nicht mehr blicken lassen.“

Tradition, Gruß an die Seeleute und Völkerverständigung

Es war ein Fernsehbericht auf N3, der ihn bewogen habe, schließlich wieder Kurs auf diesen kleinen, aber so bekannten und sogar in etlichen Seekarten eingezeichneten Ort zu nehmen. Dass sei damals dann alles sehr schnell gegangen, erinnert er sich. Ein Anruf am nächsten Tag, ein Treffen, ein paar Begleitungen. Danach gehörte er zu Crew der fünf Begrüßungskapitäne, die, um im Bild zu bleiben, in der Regel jeweils allein von 10 Uhr morgens bis Sonnenuntergang Wache gehen. Und zwar ehrenamtlich, wie Wolfgang Adler betont: „Wir sind mit Herzblut dabei. Und uns geht es um drei Dinge: Pflege der Tradition, Gruß an die Seeleute und Völkerverständigung.“

Am späten Nachmittag, als die Anthem of the Seas vorbeidampft, ist der Anleger voll von Sehleuten. Aus den Lautsprechern erklingt die Stimme von Wolfgang Adler, gebannt schauen die Menschen auf das schwimmende Hochhaus vor ihnen. Beeindruckend seien diese Kreuzfahrer schon, sagt Wolfgang Adler, aber er bevorzuge Schiffe, „die auch wie ein Schiff aussehen“. Zum Beispiel die Queen Mary 2. Eine Königin der See, die in Hamburg immer herzlich willkommen geheißen wird.

Autor: Markus Tischler
Bildbeschreibung Titelfoto: Willkomm Höft: Manchmal kommt ein schwimmendes Hochhaus vorbei – wie die Anthem of the Seas.

16. April 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg begrüßt, Stadtliebe

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