Smart City Hamburg: Die Zukunft unserer Stadt

Die Bevölkerung in Hamburg wächst: Jedes Jahr kommen 5.000 bis 10.000 Einwohner hinzu. Da entstehen im Kopf Bilder verstopfter Straßen, überfüllter U-Bahnen und endloser Schlangen in den Behörden. Politiker möchten die Herausforderung mit Informationstechnologie lösen und aus Hamburg eine Smart City machen. Aber wie genau soll das funktionieren?

Der Hafen als Zukunftslabor

Ein gutes Beispiel für diese Idee ist die Logistik im Hamburger Hafen. Der Hafen ist der Wirtschaftsmotor der Stadt und mit 7145 Hektar an Land- und Wasserfläche eine der größten Industrieflächen in Nordeuropa. Im Jahr 2015 wurden dort rund neun Millionen Container abgewickelt. Die Herausforderung: Ein Hafen, der mitten in einem Stadtgebiet liegt, kann sein Straßen- und Schienennetz und die Wasserwege nicht unbegrenzt ausbauen. Er muss wachsen, ohne dabei mehr Raum einzunehmen. Die Lösung: Alle Transportrouten und Anlagen müssen noch effektiver genutzt werden als bisher, um weiteres Wachstum zu ermöglichen.

 

Containerterminal Altenwerder 08

Der intelligente Hafen

Wie ein Blick in die Zukunft wirkt das automatisierte Container-Terminal Altenwerder.

Dort werden Waren auf kürzestem Weg vom Schiff zum Schwerlast-Transporter und von dort auf die Schiene bewegt. Der Prozess ist so rationalisiert und abgestimmt, dass er auf engstem Raum funktioniert. Eine smarte Lösung, um Platz zu sparen. Aber der Clou ist: Die Fahrzeuge werden mit elektrischer Energie angetrieben, die hunderte Kilometer entfernt von Offshore-Windrädern in der Nordsee produziert wird. Eine intelligente Software meldet an das System, wann die Windräder genügend Energie produzieren, um damit die Fahrzeug-Batterien aufzuladen. Darauf ist die smartPORT-Initiative der Hamburg Port Authority (HPA) ausgelegt: Elemente, die bisher getrennt voneinander funktioniert haben, sollen miteinander vernetzt werden.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Im Hafen sind die Transportrouten für Waren auf Straßen, Wasserwegen und der Schiene die wichtigsten Elemente. Um sie in Zukunft besser auszulasten, muss man wissen, wie die Verkehrsteilnehmer die Wege im Hafengebiet nutzen. 300 Detektoren und Sensoren messen den Verkehr im Hamburger Hafen und melden diese Information an das Port Road Management Center in der Speicherstadt zurück. Über die sogenannten DIVA-Tafeln (Dynamische Information zum Verkehrsaufkommen im Hamburger Hafen) erhalten Verkehrsteilnehmer aktuelle Informationen. Zum Beispiel über Brückenöffnungen oder Staus. Zusätzlich bekommen Lkw-Fahrer über die SPL-App in Echtzeit Verkehrsinformationen vom ADAC. Außerdem werden die Berufsfahrer vom Port-Road-Management-System über verfügbaren Parkraum informiert und mit personalisierten Benachrichtigungen über die Verkehrslage auf ihrer Route versorgt. Wenn die Straße mit dem Hafenmanagement kommuniziert, dann sind die Verkehrsteilnehmer immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort!

 

blick-in-die-nautische-zentrale

Alle Infos auf den Schirm!

Der ganz große Wurf würde gelingen, wenn man alle Systeme, Einrichtungen und Bauteile im Hafen dazu bringen könnte, miteinander zu sprechen. Beispielsweise darüber:
Wo befindet sich ein einlaufendes Schiff? Wie ist der Pegelstand des Wassers zur Ankunftszeit im Tidehafen Hamburg? Passt das Schiff unter allen Brücken auf dem Weg durch? Im Hafengebiet sind viele einzelne Elemente und Systeme verteilt, aber man kann diese noch nicht auf einen Blick sehen. Der Port Monitor ist ein neues Leitstandsystem, das in Echtzeit Informationen über Ereignisse und Zustände der Wasserstraßen im Hamburger Hafen liefert: die aktuelle Position und die Ziele der Schiffe, Pegeldaten, Liegeplätze, Brückenhöhen oder auch aktuelle Baustellen. Diese Daten laufen in der Nautischen Zentrale zusammen, wo sie zur Überwachung des Hamburger Hafengebiets und der Elbzufahrt genutzt werden. Seit 2013 gibt es den Port Monitor sogar in tragbarer Form auf dem Tablet-PC, dieser kann von jedem Standort aus eingesetzt werden.

Die Zukunft geht noch einen Schritt weiter:

Alle Systeme, Einrichtungen und Bauteile, wie zentrale Weichen im Schienennetz oder Schleusen im Hafengebiet, sollen miteinander kommunizieren. Wenn ein Schiff einläuft, spricht es vorher mit der Brücke, die auf dem Weg liegt. Die öffnet sich genau zum richtigen Zeitpunkt und lässt das Schiff ohne Zeitverzögerung durch. Gleichzeitig wird der Verkehr auf den umliegenden Straßen auf alternative Routen umgeleitet und kann ohne Unterbrechung weiterfließen. Damit diese Idee irgendwann Wirklichkeit wird, hat sich die HPA mit Cisco Systems zusammengetan. Cisco ist auf Informationstechnologie und intelligente Netzwerklösungen spezialisiert. Gemeinsam haben sie ein Netz gebaut, in das alle Informationen aus dem gesamten Hafen eingespeist werden. DieHoffnung: Wenn das System im Hafen funktioniert, könnte man es auf die gesamte Stadt übertragen.

 

LandungsbrückenAbendstimmung/evening mood

Die vernetzte Stadt

Noch ist die Stadt mit dem digitalen Nervensystem eine Science-Fiction-Story. Aber man darf ja mal spinnen und sich das Ganze vorstellen: Daten von Sensoren im Asphalt und GPS werden genutzt, um Stau in den Straßen zu verhindern, und die Straßenbeleuchtung schaltet sich aus, wenn kein Verkehr mehr fließt. Statt stumpf in die Stadt hinein zu fahren und dort Staus zu produzieren und Energie zu verschwenden, stimmen sich Fahrzeuge, Ampeln und Beleuchtung mit- und aufeinander ab. Das würde allen Beteiligten jede Menge Zeit und Nerven sparen. Verstopfte Straßen, Engpässe und Verzögerungen würden der Vergangenheit angehören.

Smarte Technologie für alle Lebenswelten

Seit 2014 arbeiten Hamburg und Cisco Systems zusammen, um aus unserer Stadt eine Smart City zu machen. Es gibt schon heute viele Projekte in der Stadt, damit die Informationstechnologie in allen Lebenswelten eingesetzt werden kann. Wie ein smarter Mobilitäts-Mix in Zukunft dafür sorgt, dass die Straßen frei bleiben und uns sogar dazu ermuntert, mehr Fahrrad zu fahren oder warum ein virtueller Bürgerservice uns vor überfüllten Behörden retten kann – diese Geschichten heben wir uns für die nächsten Teile der Serie „Smart City Hamburg“ auf.

 

Smart City Hamburg: Mobiles Leben in der Stadt

 

Autorin: Julia Barthel

Titelfoto: Containerhafen/Windkrafträder © Foto: www.mediaserver. hamburg.de / Christian Spahrbier
Beitragsfoto 1: Containerterminal Altenwerder © Foto: www.mediaserver. hamburg.de / Christian Spahrbier
Beitragsfoto 2: smartPORT Logistik – Blick in die Nautische Zentrale © Hamburg Port Authority (HPA)
Beitragsfoto 3: Abendstimmung Landungsbrücken © Foto: www.mediaserver.hamburg.de / Christian Spahrbier

16. November 2016 von Redaktion

Kategorien: Hamburg wächst, Wissensdurst

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1 Kommentar
  1. Anton Schneider 2 Jahren her

    Es ist gut zu wissen, dass ein Netz für alle Informationen aus dem Hafen gebaut wurde. Ich bin immer wieder fasziniert davon, was für Netzwerklösungen man so finden kann. Für einen Geschäftskunden bin ich auf der Suche nach einem ähnlichen Konzept, allerdings werde ich den Auftrag wohl extern vergeben müssen.

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