Nächster Halt, Hamburg: neue Mobilität

Ein gutes Beispiel für die Kluft zwischen subjektiver und objektiver Wahrnehmung ist unsere Vorstellung davon, wie umweltbewusst wir uns in der Großstadt bewegen. Immer mehr Menschen steigen täglich aufs Fahrrad, die U-Bahn fährt im 5-Minuten Takt und mit einer Flotte von Elektro-Bussen ist Hamburg bestens aufgestellt für grüne Mobilität! Aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Jeden Tag unternehmen wir im Großraum Hamburg immer noch 5,6 Millionen Fahrten mit dem Auto und zwar meistens alleine. Das bedeutet, es rollen jeden Tag 15 Millionen leere Sitzplätze durch unsere Stadt. Wo liegt das Problem?

Die Lücke im System. Und was ist Ride-Pooling?

Zwischen A und B gibt es auch in kompakten Städten wie Hamburg nicht immer eine sinnvolle Verbindung, denn neue U-Bahn Linien oder Busverbindungen sind teuer und können nur bestimmte Knotenpunkte abdecken. Pendler, die in Bergedorf arbeiten oder in Wilhelmsburg wohnen, sind oft auf ein eigenes Auto angewiesen – freiwillig oder nicht.
MOIA ist ein Tochterunternehmen des Volkswagen Konzerns und angetreten, um diese Lücke zwischen Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV), PKW und dem klassischen Taxi mit einem modernen Ride-Pooling Angebot zu schließen. Beim Ride-Pooling geht es darum, ein Fahrzeug gemeinsam zu nutzen, um zusammen von A nach B zu kommen, weil man ohnehin in der gleichen Richtung unterwegs ist. Christoph Ziegenmeyer, von MOIA ist überzeugt von der Idee: „Die Bereitschaft der Menschen, ihr Auto stehen zu lassen, ist vielfach bereits vorhanden. Es fehlte bislang nur am passenden Angebot, damit das eigene Auto verzichtbar wird.“

Shuttle auf Abruf

Der perfekte Zeitpunkt, um Mobilität neu zu denken, ist genau jetzt. Das Smartphone in jedermanns Hand und leistungsfähige Algorithmen sind Technologien, deren Möglichkeiten wir gerade erkennen. MOIA nutzt die Digitalisierung als Chance und hat vor Kurzem ein Ride-Pooling-Konzept vorgestellt, das die gesamte Kette von der Kunden-App bis zum eigens konzipierten Fahrzeug abdeckt. Christoph Ziegenmeyer erklärt, wie einfach der Shuttle auf Abruf für uns funktionieren soll: „Der Kunde gibt über die MOIA-App sein Fahrziel und den Zeitpunkt der Fahrt ein. Ein Pooling-Algorithmus bringt Fahrgäste mit ähnlichem Ziel zusammen und sorgt dafür, dass die Auslastung der Fahrzeuge steigt und Umwege vermieden werden. Der Fahrer wird über eine Fahrer-App informiert und schließlich zum Kunden navigiert, um ihn abzuholen.“

Gemeinsam besser fahren

Die Idee klingt simpel und ist doch alles andere als trivial. Allein die Vorstellung, dass MOIA-Fahrzeuge uns demnächst an virtuellen Haltestellen abholen werden, die nur auf der App zu sehen sind, klingt ein bisschen nach Science-Fiction. Als moderne Stadtbewohner sind wir gefordert, alte Gewohnheiten abzulegen und neue Bewegungsmuster auszuprobieren. Ein eigens entwickeltes Ride-Pooling Fahrzeug soll es den Hamburgern mit Komfort und Privatsphäre leichter machen, das eigene Auto stehen zu lassen: Der Innenraum ist großzügig gestaltet, mit freistehenden Sitzen und großer Beinfreiheit.
Jede Fahrt soll ein angenehmes Erlebnis sein – auch wer keinen Kontakt mit den übrigen Fahrgästen wünscht, soll sich wohl fühlen. Dazu verfügen die Sitze über Komfortfunktionen wie eine dimmbare Leselampe oder USB-Ports zum Laden von Smartphones. Jedes Fahrzeug bietet zudem schnelles WLAN für die Fahrgäste. Besser fahren bedeutet auch, dass sich alle Mitreisenden in leisen und emissionsfreien Elektrofahrzeugen durch die Stadt bewegen.

Test, Test, Test

Die Technologie hinter der neuen Mobilität mag noch so ausgeklügelt sein, letztlich steht der Mensch im Mittelpunkt und der mag es alltagstauglich. Deswegen kommt MOIA nicht mit einem in Laboren entworfenem Produkt in die Städte, sondern arbeitet von Anfang an mit den Stadtbewohnern und Verkehrsunternehmen zusammen. Welche Teststrecke eignet sich dafür besser als das wahre Leben? Seit Oktober 2017 fahren die Macher von MOIA einen handfesten Servicetest auf den Straßen von Hannover. Der sogenannte „Co-Creation Prozess“ kann noch einmal alles verändern, vom Fahrzeug bis hin zum Pooling-System, denn die Nutzer denken alles neu: von der Einstiegshöhe des Fahrzeugs bis zur Textur der Sitzkissen. Ride-Pooling auf diesem Level ist so interaktiv wie nie und die Verbindung zwischen Kunde, Produkt und Serviceangebot muss lebendig sein.

Nächster Halt: Hamburg

Einen lebendigen Start wünschen sich die Macher von MOIA auch auf den Straßen von Hamburg, wo die Zukunft in diesem Jahr beginnt: „Wir starten hier Ende 2018 mit unserem vollen Ride-Pooling-Angebot durch –  von der Kunden-App bis zum MOIA-Fahrzeug“, kündigt Christoph Ziegenmeyer an. Dabei wird geklotzt, nicht gekleckert. Um von Anfang an möglichst viele Hamburger zu erreichen, geht gleich eine ganze Flotte von Fahrzeugen an den Start, die Schritt für Schritt auf 200 und je nach Bedarf auf bis zu 1000 Stück ausgebaut werden kann. Dann zeigt sich, ob wir gemeinsam in eine Zukunft mit freieren Straßen und flexiblen Verbindungen starten wollen, denn neue Mobilität ist vor allem: eine soziale Bewegung.

 

Autorin: Julia Barthel
Foto: © MOIA

10. Januar 2018 von Redaktion

Kategorien: Hamburg wächst, Wissensdurst

Schlagworte: , , , , , , , , ,

Bisher kein Kommentar.

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Log in with your credentials

Forgot your details?