Lars Amenda liebt lange Radtouren: „Das ist der Reiz. Die Grenzen im Kopf Stück für Stück zu verschieben.“

Paris-Brest-Paris: Marathon-Klassiker für Radfahrer

Das Rennen hat bereits einige Jahre auf dem Buckel. 124 sind es ziemlich genau. Und wer 21 Gänge heute für altmodisch hält, dürfte keine Schwierigkeiten haben, sich vorzustellen, wie die Räder zu fahren waren, mit denen sich die Teilnehmer am 6. September 1891 auf die Strecke Paris-Brest-Paris gewagt haben. Er kann es vermutlich nicht.

Rund 1200 Kilometer lang ist die Strecke eines der ältesten Straßenrennen in der Geschichte des Radsports. Es gibt keinen richtigen Berg, und doch müssen die Fahrer, die am 16. August auf – das darf man annehmen – meist modernen Rädern zur dann 18. Auflage aufbrechen wollen, an die 10.000 Höhenmeter bewältigen. Das oberste Zeitlimit liegt bei 90 Stunden.

Lars Amenda aus Hamburg hat sich für dieses Rennen angemeldet. Und er macht kein Geheimnis daraus, dass er weniger Respekt vor den vielen Kilometern hat als vielmehr vor dem ständigen rauf und runter. „Natürlich“, räumt er ein, „ist auch die Distanz eine andere Hausnummer.“ Seine quasi längste Nonstop-Fahrt sei bisher jene von Brüssel nach Paris und zurück über 610 Kilometer gewesen. Also will er bei Paris-Brest-Paris vor allem wieder in Frankreichs Hauptstadt ankommen.

Begegnungen mit den Menschen sind wichtig

Aber es muss dann auch nicht unbedingt auf die letzte Minute sein. Andererseits wolle er auch nicht rasen, sagt Lars Amenda, „denn es geht mir auch um die vielen Begegnungen mit den Menschen an der Strecke“. Paris-Brest-Paris, das ist auch für die Bewohner in der Region ein Ereignis. Viele von ihnen stehen selbst in den Nächten an der Straße und feuern die Fahrer an.

Lars Amenda ist 44 Jahre alt und 2. Vorsitzender des Altonaer Bicycle Clubs. Dem, wie es heißt, ältesten Fahrradclub der Welt. Lars Amenda ist zudem studierter Historiker. Vermutlich kann es kaum bessere Voraussetzungen für eine Teilnahme an dem traditionellen Rennen geben, das nur alle vier Jahre stattfindet.

Dass das, was er vorhat, für andere nach Extremsport klingt, nach völliger Verausgabung, weiß Lars Amenda. Aber er empfindet das nicht so: „Es ist gar nicht so extrem, wie es sich anhört. Der größte Faktor ist das Mentale. Es klingt abgedroschen. Aber es ist etwas Meditatives dabei.“

„In manchen Situationen hilft mir mein Körper“

Natürlich gebe es unterwegs Krisen. „Aber ich erlebe dann auch wieder Situationen, in denen mir mein Körper hilft, wenn zum Beispiel Endorphine ausgeschüttet werden.“ Und: „Das macht den Reiz für mich aus: Die Grenzen im Kopf Stück für Stück zu verschieben.“

Paris-Brest-Paris, das ist für Lars Amenda aber auch ein wenig eine Rückkehr in die Anfänge seiner „Radreisen-Geschichte“. Vor vier Jahren tourte er von Hamburg in die Bretagne. „Auf einem Drei-Gang-Rad“, wie er betont.

Er hat anschließend zwar kein Buch darüber geschrieben, aber Radsport- und Reiseliteratur haben es ihm angetan. „Wir wollen“, sagt er mit Blick auf zukünftige Vorhaben des Altonaer Bicycle Clubs, „gerne eine Fahrrad-Historische Bibliothek aufbauen.“ Lesestoff dürfte es reichlich geben.

Bildbeschreibung: Lars Amenda liebt lange Radtouren: „Das ist der Reiz: Die Grenzen im Kopf Stück für Stück zu verschieben.“

Autor: Markus Tischler

13. August 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg trainiert, Sportbegeisterung

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