In Fummel und High Heels durch St. Pauli

Zuerst wollte Christian Feder nicht nach Hamburg ziehen, weil die Hamburger als steif verschrien waren und er den vielen Regen fürchtete. Der junge Mann aus Naumburg an der Saale bekam trotz anderer Bewerbungen jedoch lediglich die Zusage zur Schauspielausbildung in der Hansestadt. Inzwischen kann sich das Multitalent keinen anderen Wohnort mehr vorstellen.

Wann sind Sie nach Hamburg gekommen, Christian Feder?

Ich bin 1988 geboren und wollte ursprünglich lieber nach München. Meine Schauspielausbildung verschlug mich 2007 nach Hamburg. Doch schon während der Ausbildung wurde mir klar, dass ich ausschließlich als Schauspieler eine unsichere Zukunft vor mir haben würde. Ich trat zwar im monsun.theater auf, aber gleichzeitig machte ich Praktika bei privaten Radiostationen, um Radiomoderator zu werden. In dieser Zeit wurde mir geraten zu studieren, bevor ich mich um ein Volontariat bewerbe. Ich studierte dann Englisch und Politik. Über meinen Studentenjob rutschte ich in die PR-Abteilung der Schmidt Theater, wo ich inzwischen für die Social-Media-Kanäle zuständig bin.

Ihre Meinung zu Hamburg hat sich grundlegend gewandelt – von Ab- in Zuneigung. Was genau mögen Sie an der Stadt?

Mein absoluter Lieblingsort ist der Hafen, dort kann ich aufs Wasser oder die Schiffe schauen und mir den Wind um die Nase wehen lassen. Sofort danach kommt der Kiez. St. Pauli ist multikulturell, hier kann jeder so sein, wie er möchte. Und nachts blinken die vielen Lichter.

Wann wurde Ihr Alter Ego Fanny Funtastic geboren?

Schon als Schauspieler wurde ich bei Frauenmangel für weibliche Rollen eingesetzt. Als bei der Premiere von „Cave Queen“ Dragqueens fürs Publikum gesucht wurden, ergriff ich die Gelegenheit. Mit Stylingtipps eines befreundeten Transvestiten war dann „Fanny Funtastic“ im Oktober 2012 geboren.

Christian Feder arbeitet schon lange in St. Pauli, Fanny inzwischen auch. Wie kam es dazu?

2014 habe ich die Misswahl in der Wunderbar gewonnen, und 2015 wurde ich Mitglied im Vorstand des Sankt Pauli Museums. So war die Idee geboren, als Haus- und Hoftranse des Museums aufzutreten. Bei Vernissagen und der Nacht der Museen wurde Fanny Gastgeberin des Museums. 2016 sprach mich dann Oliver Knöbel alias Olivia Jones an, ob ich auch für seine Gruppe arbeiten würde. Deshalb tritt Fanny Funtastic in der Olivia-Jones-Bar als Gastkünstlerin auf und macht am Wochenende Kieztouren für Besucher St. Paulis.

Was können Sie als Fanny Funtastic tun, was Christian Feder nicht möglich ist?

Ich kann unbehelligt in Fummel und Highheels durch St. Pauli spazieren. Und ich erreiche bei den Gästen eine höhere Aufmerksamkeit, wenn ich als Fanny unterwegs bin.

Wie lange dauert Ihre Verwandlung in Fanny Funtastic?

Mit allem drum und dran, also mit Rasur, Make-up und Haaren, dauert es zwei Stunden.

Worauf können Hamburger in ihrer Stadt besonders stolz sein?

Toleranz, Weltoffenheit und Labskaus.

 

 

Autorin: Ilona Kiss
Titelfoto: Fanny Funtastic auf St. Pauli © Oliver Fantitsch
Foto: © Christian Feder

24. Januar 2018 von Redaktion

Kategorien: Hamburg entdeckt, Lebensfreude

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