St. Pauli mal ganz anders

St. Pauli ist nicht nur Vergnügungsviertel, sondern auch Lebensmittelpunkt für rund 28.000 Anwohner. Deshalb gibt es viele überraschende Angebote, die von der dortigen Bevölkerung selbst ins Leben gerufen wurden. So finden sich etliche Möglichkeiten, seine Abende gemütlich in St. Pauli zu verleben.

Unterhaltung im Gotteshaus

St. Pauli ist schon seit dem 15. Jahrhundert besiedelt. So ist es nur natürlich, dass es auch Kirchen gibt. Bis heute sind diese nicht nur Anlaufstelle der Gläubigen unterschiedlicher Konfessionen, sondern auch Teil des kulturellen Lebens. Die evangelisch-lutherische St. Pauli Kirche bot den sogenannten Lampedusa-Flüchtlingen Kirchenasyl und war Gastgeber vieler Benefizveranstaltungen unter dem Motto „Embassy of Hope“. Während des Reeperbahn Festivals treten hier Bands auf, darüber hinaus finden unterschiedliche Konzerte und Lesungen statt.

Das katholische Pendant ist St. Joseph in der Großen Freiheit. Die Barockkirche steht hier seit 1718, und inzwischen kann man sogar das Beinhaus besichtigen. Neben sozialen Einrichtungen wie den Kindergarten gibt es hier auch eine kleine polnische Mission. Kulturell wird es mit Ausstellungen und den regelmäßigen Musikveranstaltungen unter dem Titel „St. Joseph by night“. Sie finden jeden ersten Samstag im Monat ab 21.00 Uhr statt: Es werden Klassik oder Jazz im einmaligen Ambiente der Kirche geboten.

Kultur in den Vereinsstatuten

Eine weitere Institution mit einem hohen soziokulturellen Anspruch ist die Gemeinwesensarbeit St. Pauli (GWA). Hinter dem etwas sperrigen Namen verbindet sich ein Verein, der sich seit 1975 um soziale Belange des Viertels bemüht. Als Obdachlosenhilfe fing die GWA an und ist inzwischen zum Anlaufpunkt in St. Pauli geworden. Neben diversen Beratungsangeboten für Migranten, Rechts- und Mietberatung und sowie Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche ist auch ein Veranstaltungszentrum mit dem Kölibri am Hein-Köllisch-Platz entstanden. Hier werden immer am letzten Freitag im Monat die Küchenkonzerte veranstaltet. Neben einem frisch gekochten Abendessen gegen Spende treten zwei Bands auf und garantieren gemütliche Unterhaltung in nachbarschaftlicher Atmosphäre.

Einem anderen Verein hat St. Pauli das wohl kleinste Kino Hamburgs zu verdanken, und zwar das B-Movie mit 56 Sitzplätzen. Seit 1987 wird dieses Kino im Hinterhof des B5 an der Brigittenstraße betrieben. Gezeigt werden Genre-, Sparten- und Experimentalfilme. Es gibt Kinoreihen, kleine Festivals und sogar Kino für Gehörlose. Das B-Movie bietet werbefreies Filmkulturprogramm für niedrige Eintrittspreise und ist eine Plattform für kostenlose Filmveranstaltungen.

Ziemlich unerwartet

Viele Orte in St. Pauli bieten Kultur, die einem zu diesem Thema nicht spontan einfallen, dazu gehören auch Unternehmen. Das Haardock am Gebrüder-Wolf-Platz ist zum Beispiel viel mehr als ein Friseur. Treffpunkt für die Nachbarn, Interimsproberaum für den Hopfenchor, Verkauf von originellen Mitbringseln, Galerie und Veranstaltungsraum für Lesungen oder Konzerte. Oder wie wäre es mit einer Ausstellung im Waschsalon? Der Waschsalon St. Pauli in der Hein-Hoyer-Str. bietet neben dem Flair der 1970er-Jahre eine Ausstellung zum Rockmusiker Jimi Hendrix in Hamburg und auf Fehmarn. Das sorgt für Kurzweil zwischen den Waschgängen.

 

Kultur geht durch den Magen

Bei der Pizza Bande in der Lincolnstraße können sich Pizzafans die Teigfladen nach eigenem Geschmack belegen lassen. Darüber hinaus überraschen die Pizzabäcker aus der Nachbarschaft mit sehr originellen Kreationen, für den gemütlichen Abend mit Freunden gibt es eine Comic- und Spieleauswahl. Ganz seemännisch wird es dann in der Fischbude Kleine Haie & Grosse Fische in der Querstraße. Von Donnerstag bis Samstag gibt es hier ab 18.00 Uhr frisch belegte Fischbrötchen, „Lütt und Lütt“ (Bier und Kümmel) sowie auf die Ohren. Livemusik und Kneipenquiz sorgen für Unterhaltung.

„Hochprozentige“ Unterhaltung

Inzwischen hat St. Pauli eine eigene Weinhandlung. Im Weinladen St. Pauli in der Paul-Roosen-Straße gibt es nicht nur leckere Weine und gute Beratung, sondern auch regelmäßige Events. Man kann beispielsweise beim „Wein-Battle“ mit dem eigenen Wein gegen den hauseigenen Sommelier antreten oder bei „Ziemlich beste Freunde“ leckeren Käse und edle Tropfen verkosten. In der Taubenstraße hat gerade die Damensalon Bar aufgemacht. Am Konzept wird noch weiter gewerkelt, jedoch kann sich hier die Nachbarschaft von Donnerstag bis Freitag ab 19.00 Uhr auf einen gepflegten Umtrunk treffen.

Was wäre der Kiez ohne urige Kneipen. Deshalb dürfen Nachbarschaftskneipen bei unseren Tipps nicht fehlen: An historischem Ort findet sich die Doppelschicht“. Direkt im Hein Köllisch-Platz im ehemaligen Wachhäuschen der Altonaer Grenzposten, ist die Fußballkneipe untergebracht. Ein paar Schritte weiter direkt an der Grenzachse auf der Lincolnstraße befindet sich der Nobiskrugvon 1895. Hier ging man zu Gründungszeiten auf sein letztes Bier hin und der Wirt begleitete einen nach Teufelsbrück, wo der Teufel entschied ob er diese Seele holt.

 

 

Autorin: Ilona Kiss
Titelfoto: © Annette Hani – Fotolia.com
Foto: Kleine Haie – große Fische © Ilona Kiss
Foto: ehemaliges Wachhäuschen der Altonaer Grenzposten © Ilona Kiss

24. Januar 2018 von Redaktion

Kategorien: Hamburg entdeckt, Stadtliebe

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