Die USA gelten als „Autoland“. Radfahren in New York könnte daher nach Überlebenskampf klingen. Für zwei Hamburger war es ein Erlebnis.
Man nehme folgendes Problem: Er liebt das Radfahren und legt Pausen nur dann ein, wenn es unbedingt sein muss. Sie liebt das Malen und Fotografieren, weshalb Pausen beim Fahrradfahren schon sein müssen. Was also tun? Carsten Brunke und Berit Kaufmann haben sich entschieden, dass ein Liegeradtandem dann wohl die beste Lösung sei. In die Pedale treten müssen beide allerdings gleichermaßen. „Wenn ich nachlasse“, lacht Berit Kaufmann, „dann merkt Carsten das vorne sofort.“
Bei ihrem New-York-Besuch im Juni des vergangenen Jahres aber verzichteten die Hamburger auf ihr rund 8500 Euro teures Gefährt und setzten lieber auf die klassische Einzelkämpfer-Variante. „Wir haben uns dort Räder gemietet. Einmal sind wir eine geführte Tour gefahren. An anderen Tagen waren wir für uns unterwegs, und einmal haben wir die citi bikes ausprobiert.“ Carsten Brunke grinst, während der Zuhörer stutzt. Und womöglich wird das bei der ADFC-Radreisemesse am 22. Februar im CCH auch vielen anderen Interessierten so gehen: Wenn die beiden von ihren Erlebnissen erzählen, erscheint die Millionenstadt am Hudson River plötzlich wie ein Radfahrerparadies.
Abbiegen bei Rot? Kein Problem
Carsten Brunke, 46, und Berit Kaufmann, 44, lächeln. Und beide lächeln viel an diesem Abend, während sie über die zehn Tage im „Big Apple“ berichten. Sie nehmen einen ob ihrer Begeisterung auf eine Reise mit, die man gar nicht gemacht hat, es aber sich nach einer Stunde so anfühlt, als wäre man selbst mittendrin gewesen in den Straßenschluchten.
Geteiltes Leid ist halbes Leid: In Norwegen mit dem Liegeradtandem den Trollstigen hinauf
„Die geführte Tour, die wir gemacht haben, war eine Ethnien-Tour“, erzählt Berit Kaufmann. „In New York werden 170 verschiedene Sprachen gesprochen.“ Nicht alle Viertel habe man besucht, aber womöglich ist das Spannende an diesem Tagestrip auch vielmehr gewesen, etwas über das Radfahren in New York an sich zu lernen.
„Radfahrer werden von den Autofahrern nicht als Konkurrent gesehen“, sagt Carsten Brunke. Es gebe Fahrradstreifen, „obwohl es manchmal kurios ist, wo man sich als Radfahrer einsortierten soll“. Abbiegen bei Rot, bekamen beide erklärt, ist quasi erwünscht. Lautes Hupen? „Ist uns nicht passiert. Ist in New York aber auch verboten.“ Nur auf Bürgersteigen zu radeln, dass sehe man dann auch in dieser Stadt nicht so gerne.
Tagestour in die Bronx
Über das System mit den citi bikes geraten die beiden Hanseaten fast ins Schwärmen. Wie wohl auch zunehmend mehr Menschen in Manhattan. „Die New Yorker lieben es“, hat Berit Kaufmann festgestellt. „Das Programm soll erweitert werden.“
Auch die Bronx haben die beiden „erradelt“. Allein. Doch der früher berühmt-berüchtigte Stadtteil habe sich gewandelt, berichtet Carsten Brunke. „Obgleich uns der Guide von der Ethnien-Tour erzählt hat, dass dort schon noch immer etwas breitbeiniger gegangen wird.“
Eine Tour in Tasmanien birgt da möglicherweise mehr Gefahren. Dieses Ende der Welt zu bereisen, gehört zu den Träumen, die sich beide noch erfüllen möchten. Dann allerdings wieder auf dem Liegeradtandem.
Autor: Markus Tischler
Bildbeschreibung Titelfoto: Neue Blickwinkel: Mit dem Rad in New York unterwegs.
Kategorien: Hamburg reist, Lebensfreude
Schlagworte: ADFC, Bronx, Hamburg, Manhattan, New York, Radtour