Starke Partnerschaft für Hamburg und Marseille

Marseille ist die zweitgrößte Stadt in Frankreich und eine Hafenmetropole, die einst durch den Warenaustausch mit Afrika, dem Orient und der Karibik große Bedeutung erlangte. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges sind Marseille und Hamburg einander in Freundschaft verbunden. Corinna Nienstedt leitet den Geschäftsbereich Internationales der Handelskammer Hamburg und ist gerade mit frischen Eindrücken aus der wachsenden Stadt am Mittelmeer zurückgekommen. Sie erzählt, wie aus der Städtepartnerschaft neue Impulse und Projekte entstehen, von denen beide Hafenmetropolen in Zukunft profitieren können.

Frau Nienstedt, Sie sind von einem Freundschaftsbesuch in Marseille zurückgekehrt. Wie ist ihr Eindruck von unserer Partnerstadt am Mittelmeer?

Seit ich das letzte Mal in Marseille gewesen bin, hat sich die Stadt wirklich sehr verändert. Bevor sie 2013 zur Kulturhauptstadt Europas wurde, hat man noch einmal viel Geld in die Hand genommen, um historische Quartiere zu renovieren und mehr Lebensqualität zu schaffen. Im Zuge dessen ist auch ein neues Museum entstanden. Das MUCEM ist das einzige nationale Museum außerhalb von Paris und widmet sich den Kulturen der Mittelmeerzivilisationen. Durch diese Veränderungen hat Marseille ein ganz anderes Gesicht bekommen: hell, sauber, dynamisch und mit einem interessanten Angebot für Touristen und auch für Geschäftsleute.

Was sind zurzeit die wichtigsten gemeinsamen Aufgaben und Projekte für Hamburg und Marseille?

Die außenwirtschaftlichen Ausrichtungen der beiden Städte sind ganz unterschiedlich, aber sie ergänzen sich. Dadurch hat jede Stadt der anderen etwas Spannendes zu bieten: neue Kontakte und Zugang zu neuen Märkten. Hamburgs Wirtschaftsbeziehungen sind schwerpunktmäßig nach Nordeuropa und Skandinavien, nach Lateinamerika und Asien, vor allem China, ausgerichtet. Marseille hat gute Verbindungen nach Westafrika und in die Maghreb-Region. Von diesen unterschiedlichen Erfahrungen und Netzwerken können beide Städte profitieren: Marseille möchte uns gern an seinem Know How und geschäftlichen Verbindungen teilhaben lassen, die es in Afrika aufgebaut hat. Umgekehrt hat Hamburg besonders viel Erfahrung und enge Beziehungen zu China. Daran haben die Marseiller Firmen großes Interesse. Beim Besuch der Marseiller Delegation Ende September werden wir als Handelskammer gemeinsam mit der IHK Marseille Workshops und gemeinsame Veranstaltungen zu diesen Themen organisieren und neue Projekte für die Städtepartnerschaft aufbauen.

 

Außerdem haben beide Städte einen großen Hafen…

Ein gutes Stichwort. Ich glaube, dass wir da auf unserer Reise einen wichtigen Schritt gemacht haben, weil die Reederei CMA CGM deutlich gemacht hat, dass sie sich in Zukunft noch stärker an den Hamburger Hafen binden möchte. Es ist in Zeiten der Globalisierung ein wichtiges Signal, wenn eine der größten Container-Reedereien auf der Welt sich weiterhin stark im Hamburger Hafen verorten möchte. Außerdem haben wir zeitgleich zwei große Stadtentwicklungsprojekte laufen: Die HafenCity in Hamburg und das neue Viertel Euromediterranée in Marseille. Auf beiden Seiten gibt es viel Interesse an einem Austausch zu ganz konkreten Fragen: Wie hat man die Stadtbevölkerung beteiligt? Sollte man erst die Wohnhäuser oder erst die Straßenverbindungen bauen? Bei solchen Riesenprojekten gibt es einen großen Bedarf an Erfahrungsaustausch in praktischen Fragen.

Das gilt auch für das Projekt „Smart Port“

Hierbei geht es um die Steuerung des Verkehrs in den Häfen, um die stärkere Digitalisierung der Häfen und ganz generell um die Verbesserung des Verkehrsflusses. Das ist ein wichtiges Thema, auch für Marseille, und in diesem Punkt wird gerade ganz stark auf das geachtet, was wir in Hamburg machen. Nun hat Marseille mit seinen Häfen andere Startvoraussetzungen als Hamburg, aber es gab sehr interessante Gespräche mit den Vertretern des Hafens, dessen Chef übrigens eine Frau ist!

Wieviel Marseille steckt eigentlich kulturell in Hamburg und umgekehrt?

Was beide Städte auf jeden Fall gemeinsam haben, ist die Verbindung in die Welt hinaus, die Zuwendung zum Meer, zum Welthandel und eine Offenheit für neue kulturelle Einflüsse. Dann gibt es einen regelmäßigen Bürgeraustausch zwischen Marseille und Hamburg, den organisiert die Deutsch-Französische Gesellschaft Cluny e.V. Hamburg. Für die Marseiller liegt Hamburg ja ganz hoch oben im kalten Norden, aber bei ihren Hamburg-Besuchen sind sie dann fast immer ganz begeistert von dem Grün, der Eleganz unserer Stadt, dem vielen Wasser und der Lebensqualität. Eine starke Präsenz hat Marseille in Hamburg übrigens auch durch die rund 200 Mitarbeiter in der Niederlassung der Reederei CMA CGM bei uns am Standort. Das bekommen viele Hamburger vielleicht so nicht mit, aber diese Treue der französischen Reederei zu unserer Stadt und unserem Hafen ist schon etwas Besonderes.

Wie wird die Städtepartnerschaft in diesem Jahr noch gefeiert und vertieft?

Ende September wird eine große Delegation aus Marseille anreisen, und aus diesem Grund wird es in Hamburg eine ganze Reihe von Veranstaltungen geben. Die Handelskammer wird Treffen organisieren, bei denen sich Marseille mit seinen aktuellen wirtschaftlichen Schwerpunkten vorstellen wird. In den Workshops werden wir aber auch auf Spezialthemen wie den Smart Portzu sprechen kommen. Die Marseiller Kammer hat kürzlich ein Netzwerk gebildet, das die Verbindungen nach Afrika unter dem Titel „Afrika Link“ fördert. Im Zuge des Besuchs im September wird sich dieses Netzwerk in Hamburg vorstellen und damit auch neue Chancen für Kontakte zwischen Firmen aus unserer Stadt und afrikanischen Unternehmen eröffnen. Das finde ich sehr spannend, denn der afrikanische Markt ist für deutsche Firmen nicht so leicht zugänglich. Uns wurde bei unserem Besuch in Marseille auch noch einmal deutlich, dass Frankreich derzeit offene Märkte und den freien Handel ganz besonders fördern möchte, und die Städtepartnerschaft zwischen Marseille und Hamburg soll dabei eine wichtige Rolle spielen.

 

 

Autorin: Julia Barthel
Titelfoto: Handelskammer Marseille © Pierre-Jean DURIEU – Fotolia.com
Foto: © BorisStroujko – Fotolia.com

26. September 2018 von Redaktion

Kategorien: Hamburg verbindet, Tatkraft

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