Mein Hamburg: Ingrid Unkelbach

Was lieben die Hamburger an ihrer Stadt – und was nicht? Was bewegt ihr Leben oder was wollen sie bewegen? Menschen erzählen über ihre Leidenschaften, Lieblingsorte und ihr Leben in unserer Metropole. Wir fragen Ingrid Unkelbach, Leiterin des Olympiastützpunkts Hamburg

Seit 2001 leitet Ingrid Unkelbach den Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein. Vor 31 Jahren wurde er im Stadtteil Dulsberg eröffnet. Aktuell werden dort 330 Bundeskaderathleten aus rund dreißig olympischen und paralympischen Sportarten  betreut, 25 Internatsplätze stehen zur Verfügung. Als Laufbahnberaterin war Ingrid Unkelbach von Anfang an dabei, bis die Ex-Leistungsschwimmerin schließlich die Leitung übernahm.

Wie blicken Sie auf Hamburg? Ist die Hansestadt eine Stadt des Sports und der Sportler?

Aber natürlich, für mich ist Hamburg eine Stadt mit einem großen Angebot, sowohl im Freizeitsport – als auch im Leistungssport. Im Olympiastützpunkt in Dulsberg betreuen wir zurzeit 330 Spitzenathleten und Spitzenathletinnen aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Zwei Drittel der Sportler aus den Nationalmannschaften sind in Hamburg ansässig. Wir haben allerdings noch zwei Außenstützpunkte in Kiel und Ratzeburg. Darüber hinaus kommen in ausgewählten Sportarten Athleten aus ganz Deutschland für eine Spezialbetreuung, unter anderem für eine spezielle Leistungsdiagnostik, zu uns. Und wir können 25 Internatsplätze anbieten.

Der Olympiastützpunkt wurde 1988 gegründet. Wie ist er heute aufgestellt?

Damals waren wir einer der kleineren Stützpunkte. Doch wir sind stetig gewachsen und platzen inzwischen aus allen Nähten. Wir brauchen also dringend Erweiterungen und Renovierungen. Die Plätze im Sportinternat könnten wir jedes Jahr doppelt füllen. Unsere physiotherapeutische Einrichtung war einmal für ein bis zwei Sportarten ausgelegt, inzwischen betreuen wir bis zu zwölf. Und auch unser Kraftraum ist längst zu klein. Es muss also alles größer werden. Wir stecken mitten in Überlegungen, wie wir den Stützpunkt zukunftsfähig machen, wie er in zehn, zwanzig Jahren ausgelegt sein müsste.

 

Welche Bedeutung hat der Stützpunkt für Hamburg?

Als Einrichtung für den Spitzensport strahlt der Olympiastützpunkt weit über die Grenzen von Hamburg hinaus und trägt dazu bei, dass Hamburger Athleten für Deutschland bei internationalen Wettkämpfen antreten können. Es gibt in jedem Bundesland mindestens einen Olympiastützpunkt. Wir haben die Besonderheit, dass wir mit Hamburg und Schleswig-Holstein ein länderübergreifender Stützpunkt sind. Als die Olympiastützpunkte vor dreißig Jahren gegründet wurden, war klar, dass es in Hamburg einen Schwerpunkt mit Schwimmen und Rudern geben müsste. Inzwischen sind andere Sportarten hinzugekommen, etwa Beachvolleyball und Hockey.

Sie waren selbst Leistungssportlerin, was hat Sie an dieser Arbeit gereizt?

Ich habe eine Lehrerausbildung gemacht, hatte aber schon immer ein Faible für Leistungssport, gerade auch aus meiner eigenen Erfahrung als Leistungssportlerin. Ich hatte schon als Trainerin gearbeitet, als ich mich bei der Gründung des Stützpunkts in Hamburg auf die neu geschaffene Stelle einer Laufbahnberaterin beworben habe. Für mich war das die ideale Verbindung einer pädagogischen Tätigkeit mit dem Leistungssport. Als mein damaliger Chef aufhörte, hat es mit meiner Bewerbung wieder geklappt und ich konnte 2001 die Leitung des Olympiastützpunktes übernehmen. Es war eine wunderbare Fügung, dass ich meinen Neigungen und Interessen gemäß hier arbeiten kann.

Was macht diese Leidenschaft aus?

Die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Aufgaben. Die Geschäftsführung des Stützpunktes unterscheidet sich sicherlich kaum von anderen Leitungsposten. Aber ich kann ambitionierte Sportler und Sportlerinnen in ihrer Karriere  begleiten. Ich habe heute noch Kontakt zu den Sportlern, die ich vor dreißig Jahren betreut habe. Auch in unserer Eliteschule des Sports sind gerade wieder Kinder eingeschult worden, deren Eltern bei uns im Stützpunkt waren. Für jemanden, der so sportinteressiert ist wie ich, ist es schön, ganz direkt mitgestalten zu dürfen.

Die Laufbahnberatung, die der Stützpunkt anbietet, war ja Ihr eigener beruflicher Einstieg dort. Was verbirgt sich hinter dem Stichwort ˮduale Karriere“?

Bei der dualen Karriere geht es ja darum, Leistungssport und die schulische Ausbildung unter einen Hut zu bringen. Bei den Sportarten, die wir betreuen, kann man nicht so viel Geld verdienen, dass man damit ausgesorgt hätte. Also muss man darauf achten, dass die Athleten ein zweites Standbein haben. Das Thema ist für mich ein wichtiges Anliegen. In einem bundesweiten Arbeitskreis suchen wir nach Konzepten, die die Situation der Athleten verbessert.

Wie hat sich die Wahrnehmung des Leistungssports verändert?

Nicht sehr geändert hat sich wohl die Begeisterung, von Zuhause bei den Olympischen Spielen mitzufiebern. Durch Doping-Skandale fallen jedoch immer wieder Schatten auf den ganzen Leistungssport. Das sehen auch unsere Athleten kritisch. Es ist wichtig, dass Dopingsünder entdeckt werden, damit der Sport wieder sauber wird.

Die Hamburger haben sich in einem Referendum gegen Olympia hier in der Stadt entschieden. Was hat das für Sie bedeutet?

Aus meiner Sicht wäre es natürlich toll gewesen, die Olympische Spiele einmal vor der Haustür zu haben. Ich konnte mir das in der Stadt auch sehr gut vorstellen. Da gab es nach dem Referendum zunächst schon eine große Trauer. Mit einem bisschen Abstand kann ich inzwischen aber auch gut verstehen, dass die Hamburger so ein Großereignis in der Stadt ablehnten.

Wie steht es um Frauen im Sport?

Wir bemühen uns sehr um ein Gleichgewicht der Geschlechter, aber betrachtet man den gesamten Sportbereich, gibt nach wie vor ein Übergewicht auf der männlichen Seite. Bei uns am Stützpunkt ist die Anzahl der Athletinnen und Athleten fast ausgewogen. Bei den Sportfunktionären in Hamburg, also bei den Präsidenten der einzelnen Verbände, kommen Frauen dagegen kaum vor.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Sports in Hamburg?

Ich hoffe, dass wir für den Spitzensport auch weiterhin Unterstützung bekommen. Wir sind mit unsern Sportarten sehr gut aufgestellt. Das sollten wir erhalten. Ich wünsche mir gute Konzepte, die die Nachwuchssportler, die zu uns kommen, neben dem Sport in ihrer Ausbildung unterstützen, durch die Eliteschule des Sports, durch Partnerhochschulen, aber auch durch Ausbildungsplätze bei Betrieben. Und ich wünsche mir, dass man Kinder für den Sport begeistert.

Wohin lockt es Sie in Hamburg als Privatperson?

Auch in meiner Freizeit besuche ich gerne Sportveranstaltungen, fahre viel Rad und betreibe Yoga. Ich bin sozusagen durch und durch Sport.

Haben Sie ein Lebensmotto, Lieblingszitat, Lieblingsschnack?

Carpe Diem

 

Autorin: Herdis Pabst
Foto: Ingrid Unkelbach © OSPHH-SH
Foto: Das Team vom Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein © OSPHH-SH

27. März 2019 von Redaktion

Kategorien: Hamburg spielt, Mein Hamburg, Sportbegeisterung

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