Literatur: Starke Frauen

Krisen können einem den Boden unter den Füßen wegreißen – oder auch Flügel schenken. Je nachdem, wie man der Krise begegnet. Die Imkerin und Autorin Agnes Johanna Flügel musste mit 50 Jahren ganz neu anfangen und ihr sind Flügel gewachsen. Nebenbei entstand zudem nach ihrem ersten Buch „Die Honigfrau“ (2011) ihr neues Werk „One-Way-Ticket nach Lissabon“.

Plötzlich ändert sich alles

Darin beschreibt die Autorin, wie der Tod ihres Vaters ihr gemütliches Leben auf dem Land bei Hamburg ordentlich durcheinandergewirbelt hat. Denn an ihrem 50. Geburtstag sitzt Agnes Flügel heimatlos und allein bei Kerzenlicht in einem Lagerraum und beschließt: „Wenn schon ganz unten, dann wenigstens da, wo es schön ist“. Kurzentschlossen kauft sie ein One-Way-Ticket nach Lissabon, um in der Stadt am Tejo den Sprung ins Ungewisse zu wagen.

Honig aus dem Norden

Seit Anfang 2018 lebt Agnes Johanna Flügel nun hauptsächlich in Lissabon, ist aber auch regelmäßig in Hamburg. Denn im hohen Norden betreibt sie gemeinsam mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung die Honigmanufaktur Flügelchen. Mit ihren exklusiven und leckeren Honig-Kreationen, z. B. verfeinert mit Minze, Rosenblüten oder Espresso sowie dem fröhlichen Design, beschritt sie bei der Gründung 2008 neue Wege und mischte so die verstaubte Welt der Imkerei gehörig auf.

Neben den Bienen und dem Schreiben begleitet Agnes Flügel als systemischer Coach Menschen in Veränderungsprozessen.

 

„One-Way-Ticket nach Lissabon – Das Jahr, in dem ich noch mal ganz von vorn anfing“ erscheint bei Rowohlt Polaris und ist ab dem 18. August 2020 für 16,- EUR erhältlich.

3 Fragen an Agnes Johanna Flügel:

Was ist Ihr Lieblingsort in Hamburg und warum?

Mein absoluter Lieblingsort in Hamburg ist der Stadtpark. Vor allem während des Corona-Lockdowns war der Stadtpark für mich ein Ort, Kraft zu tanken. Besonders liebe ich den waldigen Teil um das Planetarium herum. Das Zwitschern der Vögel zu hören und zu sehen, wie die Natur wächst und gedeiht, gaben mir Zuversicht, dass es eines Tages wieder bergauf geht. Dieser Park ist wirklich einmalig und so etwas vermisse ich in Lissabon. Dort dienen die Parks eher der Repräsentation. Die Wege sind asphaltiert, Buchsbaumhecken sind in Mustern angelegt und die Sonne brennt unerbittlich auf die Wiesen, sodass man sie gar nicht nutzen kann. Viel schöner finde ich da die Hamburger Parks, die die Natur in die Stadt holen und die so vielfältig sind, mit wilden Ecken, kleinen Teichen und vor allem ohne Asphalt. Allerdings hat man in Lissabon die Strände vor der Nase und daher zieht es alle eher ans Wasser als in Grünanlagen.

Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Ich bin ein Morgenmensch, daher fange ich gerne morgens an zu schreiben. Erst ein Kaffee und dann geht es los. „One-Way-Ticket nach Lissabon“ habe ich in Lissabon in einer der wunderbaren alten Bibliotheken geschrieben. Vor allem die Camões-Bibliothek oder die kleine Bibliothek der Academia das Ciências haben es mir angetan. Die öffnen allerdings immer erst um 10 oder 11 Uhr und dann habe ich schon ungeduldig vor der Tür gewartet oder bereits zuhause etwas begonnen. Die ehrwürdigen Gebäude mit den alten deckenhohen Regalen voller Bücher haben so viel Atmosphäre, dass ich gehofft habe, dass von der Intellektualität, die dort durch die Räume wabert, etwas auf mich übergeht und mich die Muße eher küsst, als wenn ich alleine daheim schreibe. Manchmal gab es aber auch Tage, an denen ich ein Café oder einen Park vorzog. Das kam auf die Stimmung an. Auf jeden Fall gehe ich gerne raus und setze mich irgendwohin, wo andere Menschen sind. Auch mein erster Roman, an dem ich momentan gerade arbeite, wird eher in den Bibliotheken entstehen als in der Einsamkeit des heimischen Schreibtisches.

Haben Sie einen Lissabon-Tipp für Hamburger Reisende?

Ich empfehle gerne zwei Dinge:

Erstens finde ich es einfach schön, sich ziellos durch die Stadt treiben zu lassen. Spontan hier oder dort abzubiegen, kleine Gassen zu erkunden, Hinterhöfe zu entdecken und einfach der eigenen Neugierde zu folgen. So hatte ich die spannendsten und bewegendsten Begegnungen und Ecken entdeckt, die ich mit einem Stadtführer nie gefunden hätte.

Was auch wunderbar ist, ist ein Abendessen auf der anderen Seite des Tejo. Dafür geht es mit dem Boot von Cais do Sodré nach Cacilhas. Dort kann man am Ufer entlang zu den Restaurants „Ponto Final“ oder „Atira-te ao rio“ schlendern und beim Sonnenuntergang direkt am Wasser sitzend mit Blick auf die großartige Kulisse Lissabons zu Abend essen. Das ist mega-romantisch und ein schöner Lissabon-Abschluss.

 

Mit Baby ist alles anders …

„… Seit ziemlich genau achteinhalb Monaten ist Lisa einfach nur Mutter. Und Lisa findet eigentlich, dass es das Schönste ist, was ihr passieren konnte, auch wenn sich das vermutlich ziemlich kitschig anhört. Besonders, weil Tochter Charlotte so ein wunderbar pflegeleichtes Kind ist, meist vergnügt und mit der Welt zufrieden, jedoch wie alle Babys natürlich auch ganz und gar einnehmend.
Lisa hat ihre neue Rolle einfach angenommen, sich gefügt und damit akzeptiert, dass auf ihrer imaginären neuen Visitenkarte hinter Mutter ein Punkt steht und kein Komma. Bis heute, diesem schönen Nachmittag im Juli.
Lisa sitzt im Park, die Sonne scheint, es ist nicht zu heiß, Charlotte strampelt gut gelaunt auf der Decke herum, als es in ihrer Tasche brummt. Bestimmt eine SMS von ihrer Freundin Claudia, mit der sie hier verabredet ist. Und sie weiß auch, was drinstehen wird. Claudia würde zu spät kommen, wie immer in letzter Zeit. Volltreffer: ,Wir stillen noch. Kommen später‘, steht da auf ihrem Display. Lisa legt das Handy zu Seite, denkt nach, holt das Handy wieder raus und liest noch mal: ,Wir stillen noch.‘ Was ist denn das bitte für ein Satz? Wer ist eigentlich wir? Und wen stillt das Baby? …“

Bloß nicht wahnsinnig werden

So beginnt eine Geschichte mit der Überschrift: „Juli. Hören und Sagen“ aus dem Debüt „Windeln, Wahnsinn, Wochenbett“ der Hamburger Autorin Juliane Lauterbach. Die Redakteurin ist selbst Mutter eines kleinen Sohnes, und besonders das erste Jahr mit Baby war für sie aufregend, herausfordernd, anstrengend, aber auch lustig und wundervoll. Erlebnisse und Begegnungen haben sie zu ihrem ersten Buch inspiriert. Es enthält zwölf Geschichten, die die ungeschönte Wahrheit über das verflixte erste Babyjahr erzählen. Da geht es um Bar-Besuche, die zum Stillrhythmus des Babys getaktet werden, um Mütter, die prophylaktisch alle Kinderkrankheiten auswendig lernen, um Väter, die sich im Urlaub schlafend stellen, und natürlich um Babys, die niedlich sind, aber eben auch nervenaufreibend, anstrengend und manchmal ganz schön hässlich.

„Windeln, Wahnsinn, Wochenbett“ ist kluge Unterhaltung für Mütter, Frauen, die Mütter werden wollen, aber auch Eltern, die das Gröbste hinter sich haben und schmunzelnd sowie zustimmend bei der einen oder anderen Anekdote nicken müssen. Am Ende des Buches findet sich zudem ein Serviceteil mit Antworten, auf wichtige Fragen, die sich im ersten Babyjahr ergeben.

 

„Windeln, Wahnsinn, Wochenbett – Das verflixte erste Babyjahr“ erscheint bei EDEL Books und ist für 16,95 EUR erhältlich.

 

3 Fragen an Juliane Lauterbach:

Was ist Ihr Lieblingsort in Hamburg und warum?

Mein Lieblingsort in Hamburg ist das Kaifu-Freibad – am liebsten unter der Woche und morgens, wenn noch nicht so viel los ist. Wenn ich dann dort ganz in Ruhe meine Bahnen ziehen kann, fühlt es sich fast ein bisschen wie Urlaub an.

Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Vor allen Dingen schreibe ich am liebsten, wenn ich weiß, was ich schreiben möchte, also wenn ich mich zum Beispiel so richtig auf eine Szene freue. Und wenn das so ist, dann schreibe ich unabhängig von Ort und Zeit einfach immer: auf der Rückbank im Auto, nachts oder früh morgens. Ansonsten liebe ich es auch, auf unserem Balkon zu arbeiten und mit einem halben Ohr immer noch ein bisschen Stadtleben von der Straße mitzubekommen.

Ist ein weiteres Buch in Planung?

Ja, ich habe schon ein weiteres Projekt. Das werden allerdings keine Kurzgeschichten sein, sondern ein Liebesroman.

 

 

 

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Titelfoto: Agnes Johanna Fluegel © Pressebild Flügelchen
Buchcover: One-Way-Ticket nach Lissabon© Rowohlt Verlag GmbH
Foto: Juliane Lauterbach © Lauterbach

12. August 2020 von Redaktion

Kategorien: Hamburg liest, Kulturgenuss

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