Dampfboot

Ein Wartezimmer als Sehenswürdigkeit

Vor einer verschlossenen Tür zu stehen, das ist ärgerlich. Nicht so beim „Dampfboot-Wartezimmer“ an der Lombardsbrücke. Der Besuch lohnt.

Wer vom Jungfernstieg über die Binnenalster zur Lombardsbrücke schaut, muss entweder sehr gute Augen haben, ein Fernglas oder auch eine Kamera mit entsprechendem Teleobjektiv. Doch selbst dann wird der Betrachter die Eingänge unterhalb der jeweiligen Fundamente womöglich ignorieren, weil der Blick lieber zu den schmucken Alsterdampfern schweift oder die Alsterfontäne dann doch das schönere Motiv ist.

Den Eingang auf der Nordwestseite der Brücke verliert man als Spaziergänger schnell aus dem Blick auf dem Weg am Wasser entlang und durch den Tunnel hindurch zur Außenalster. Wer auf der Südostseite die Uferpromenade bis zum Ende geht, dem indes wird vielleicht der Schriftzug über dem gusseisernen Gitter auffallen, welches die Tür versperrt. „Dampfboot-Wartezimmer“ steht dort in schwarzer Schrift. Durch den Stein ziehen sich Risse, hier und da ist die Farbe abgeblättert. Es ist ein Stück Hamburger Geschichte, vor dem man plötzlich steht. Doch was für eine Geschichte verbirgt sich dahinter?

Die ursprüngliche Lombardsbrücke war nicht aus Stein erbaut, sondern aus Holz. Für größere Flussdampfer allerdings gestaltete sich die Durchfahrt als unmöglich, denn der Bau war zu niedrig und die Abstände zwischen den Stützpfeilern zu schmal. Im Jahr 1857 riskierte die Besatzung der „Helene“ es dann, trotz der erhöhten Brandgefahr für die Brückenkonstruktion den Schornstein ihres Schiffes niederzulegen und so zur Außenalster zu schippern.

Einziges noch erhaltenes „Dampfboot-Wartezimmer“

Einige Schiffsmakler bauten in der Folge jedoch kleinere Boote. Der Schraubendampfer „Alina“, ausgelegt für 50 Personen, bediente ab dem 15. Juni 1859 regelmäßig die Haltestellen Jungfernstieg, Rabenstraße und Auguststraße (heute: Schöne Aussicht). Zwischen 1865 und 1868 wurde dann die steinerne Brücke fertiggestellt.

Genutzt worden ist das „Dampfboot-Wartezimmer“ jedoch nur bis 1881. Danach errichte man ein Wartehäuschen. Zu Beginn des 2. Weltkriegs wurde der Anleger unterhalb der Lombardsbrücke schlussendlich stillgelegt. Alsterdampfer legen hier seitdem nicht mehr an. Das Warten würde heute also nicht belohnt. Für einen Moment innehalten und den Eingang des einzigen noch erhaltenen „Dampfboot-Wartezimmers“ aus den Anfängen des bekannten Hamburger Bauwerks zu betrachten – das allerdings lohnt sich allemal.

Autor: Markus Tischler
Bildbeschreibung Titelfoto: Ein kurzer Halt lohnt, auch wenn keine Dampfer mehr anlegen.

4. März 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg erinnert, Stadtliebe

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2 Kommentare
  1. Rainer 3 Jahren her

    Es ist die Frage, wie lange diese kleine Sehenswürdigkeit noch sehenswert ist. Ich war heute vor Ort, es ist traurig, wie es dort jetzt aussieht.

  2. Dr. Bernd Hufenbach 6 Monaten her

    Ich würde dieses Wartezimmer gern einmal von Innen Besichtigen. Bei wem kann ich mich erkundigen um entsprechende Möglichkeiten zu checken

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