Club 20457

Club 20457 - Kiezkultur in der HafenCity

HafenCity und Subkultur? Für Antonio Fabrizi kein Problem. Er betreibt den Club 20457 und bringt Leben in den jüngsten Hamburger Stadtteil.

An diesem Winterabend wirkt die HafenCity wie eine Computersimulation: unbelebte Straßenschluchten, makellose Fassaden, aus denen Musterwohnungen leuchten. Menschen sind nur fern hinter Restaurant-Glasscheiben zu sehen.

Über die Osaka-Allee rast ein SUV wie durch ein Videospiel. Dann öffnet sich die Tür zum Club 20457, und der Bann ist gebrochen: Stimmengewirr, Besucher hängen in Grüppchen um die Tische, einige tragen Strickpullover und – sie rauchen!

Lässt sich Subkultur am Reißbrett erzeugen? „Nein“, sagt Antonio Fabrizi, „man kann es nur authentisch machen.“ Die Leute merken, wenn man es ernst meint.

Seit er vor drei Jahren aufmachte, steht der 44-Jährige oft sieben Tage die Woche hinter dem Tresen der einzigen Raucherbar für Nachtschwärmer in der HafenCity. Im Club 20457 finden regelmäßig Veranstaltungen mit Livemusik, Lesungen und Performances statt.

Gelernt hat Antonio Fabrizi Banker, er arbeitete lange Zeit in Berlin. Vor fünf Jahren, sagt der gebürtige Rheinländer, habe er die Deutsche Bank in die Hamburger HafenCity geholt. Dabei lernte er Medienvertreter, Kulturschaffende und Multiplikatoren kennen und leitete die Werbegemeinschaft HafenCity.

Zum ersten Weihnachtsmarkt im Überseequartier veranstaltete Antonio Fabrizi damals einen Club. Kiezkultur habe ihn schon immer fasziniert. Als aus den geplanten drei Clubwochen acht Monate geworden waren, musste eine Entscheidung her.
Club 20457
Club-Betreiber Antonio Fabrizi: „Man kann es nur authentisch machen“

Wechsel vom Bankgewerbe in die Gastronomie

„Entweder man lässt es oder man holt es aus dem Graubereich und macht es richtig.“ Antonio Fabrizi war 40, der Spagat zwischen morgendlichen Meetings in der Bank und Lounge-Abenden wurde anstrengend. Also wagte er den Wechsel in die Gastronomie.

Das Publikum im Club 20457 ist vielfältig: Angestellte aus den umliegenden großen Unternehmen, neue Nachbarn aus dem Viertel, Touristen. Zu den Stand-up-Comedy-Abenden kommen auch Leute aus der Schanze und St. Pauli.

Heute findet eine Art Künstler-Stammtisch statt: Regisseure, Autoren und Maler. „Der Club ist von überall gut erreichbar“, freut sich Oliver, einer der Gäste. Bei Auftritten und zu Firmenveranstaltungen ist der nach der Postleitzahl des HafenCity benannte Club 20457 oft rappelvoll.

Kein Schickimicki – ein echter Club mit echten Gästen

„Ich hatte nie die Idee, mich als Patron eines Schickimicki-Clubs feiern zu lassen“, sagt Antonio Fabrizi. Tatsächlich ist er eher Kneipenwirt. Auch neue Gäste fragt er, wie sie heißen, um dann einen Deckel zu schreiben – Vornamen statt Vorkasse.

Was hat sich seit dem Start verändert? Die Frequenz der Veranstaltungen habe sich erhöht, sagt Antonio Fabrizi, der Laden werde bekannter. Bei manchen Events in der Gegend habe es schon regelrechte Promi-Aufmärsche gegeben, da sah man plötzlich Designerkleider neben Strickpullovern.

Diese Mischung ist genau nach Antonio Fabrizis Geschmack: „Ich mag Brüche.“ Wenn alles gut läuft, will er in den nächsten fünf Jahren noch einen zweiten Standort im Oberhafen aufmachen. Mit Außenfläche für größere Partys und Events. „Wo man richtig feiern kann“, sagt Antonio Fabrizi.

Autor: Hilmar Schulz
Bildbeschreibung Titelfoto: Club 20457: Gutes Programm, gut zu erreichen.

9. Januar 2015 von Redaktion

Kategorien: Hamburg feiert, Stadtliebe

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