Mein Beruf ist Rock’n Roll

Falko Droßmann, seit März 2016 neuer Leiter des Bezirksamtes Mitte, ist ein Freund der klaren Worte. Und er kommt an bei seinen Mitarbeitern und im Bezirk. Manchmal meint man, den jungen Helmut Schmidt vor sich zu haben. Er brennt für seinen Job und hat Einiges vor in seiner vorerst sechsjährigen Amtsperiode.

Ganz kurz, wer ist Falko Droßmann?

Ich bin 42 Jahre alt, komme aus Wipperfürth in Nordrhein-Westfalen, habe Geschichtswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in Hamburg studiert, war 20 Jahre bei der Bundeswehr, zuletzt als Oberstleutnant der Luftwaffe. Da ich jetzt Bezirksamtsleiter bin, ruht mein Dienstverhältnis momentan.

Sie sind als Soldat viel herumgekommen?

Ja, mein Beruf hat mir sehr viel Erfüllung und Erfahrung geschenkt. Vor allem die Arbeit und die Ausbildung vieler junger Soldatinnen und Soldaten und die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Darüber hinaus habe ich in den Streitkräften einen Zusammenhalt erlebt, der mich immer wieder aufs Neue begeistert hat.

Wie wurde aus dem Oberstleutnant der Bezirksamtsleiter?

Ich bin 1999 nach Hamburg an die heutige Helmut-Schmidt-Universität gekommen und wollte auch politisch arbeiten. 2001 habe ich eine Partei gesucht die zwei Bedingungen erfüllen musste: Erstens sollte sie nicht am damaligen Schill-CDU-FDP-Senat beteiligt sein und zweitens musste sie mit aktiven Offizieren zurechtkommen. Von den beiden damaligen Oppositionsparteien war nur eine auch inhaltlich für Soldaten zugänglich, also bin ich in die SPD eingetreten. Dann bin ich relativ schnell als beigewählter Bürger in den damaligen Ortsausschuss Billstedt-Horn gewählt worden, kurze Zeit später dann in die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte. Dort bin ich dann Fraktionsvorsitzender geworden. Als Andy Grote in die Innenbehörde wechselte, haben mich sehr viele Menschen gefragt, ob ich nicht sein Nachfolger werden wollte. Ich habe dann drei Tage überlegt und entschieden: ok, für sechs Jahre kann ich das ja mal versuchen.

Wie verstehen Sie Ihren Job?

Wir in Hamburg Mitte sind immer der Überzeugung gewesen, dass es sich bei dem Bezirksamtsleiter um einen politischen Beamten handelt. Sehen Sie, ich habe ca. 1.500 Fachfrauen- und Männer im Haus und es gibt einen, der Grundsatzentscheidungen treffen muss, die auch den Wählerwillen widerspiegeln. Und das ist meine Aufgabe. Ich leite zwar eine Behörde aber ich bin kein Bauprüfer und kein Stadtplaner, kein Tiefbauingenieur und kein Lebensmittelkontrolleur. Deshalb werden Sie mich oft im Team mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern treffen. In deren Kompetenzbereich mische ich mich nur auf strategischem Gebiet ein. Was ich aber auch sagen kann, ist, dass ich keinem Konflikt aus dem Weg gehen werde und dass ich klare Aussagen schätze.

Wie sehen Sie Ihren Bezirk Hamburg-Mitte?

Hamburg Mitte ist der coolste Bezirk in Hamburg, in dem zurzeit am meisten passiert, mit 300.000 Einwohnern und einer Migrationsquote von 57 Prozent. Wir haben mit der Hafencity den reichsten Stadtteil aber mit Rothenburgsort und der Veddel auch die mit Abstand ärmsten. Wir sind das Herz der Stadt und wenn es in Mitte nicht funktioniert, dann funktioniert es in Hamburg nicht. Jeder Mitarbeiter, der im Bezirksamt Hamburg-Mitte arbeitet, tut das sehr bewusst. Ich zum Beispiel wollte nie woanders Bezirksamtsleiter werden, dazu war mein Beruf als Soldat zu sehr Rock’n Roll. Und das ist er hier ganz eindeutig auch.

Und die City Süd?

Früher habe ich sie als ein Quartier erlebt, durch das man durchfährt, mehr nicht. Das hat sich deutlich geändert, denn es passiert sehr viel in diesem Stadtteil. Was hier zurzeit bewegt wird, ist unglaublich und wie wichtig die Entscheidungen sind, die wir gemeinsam für das Funktionieren dieses Stadtteils in der Zukunft treffen, ist hochspannend und verlangt viel Fingerspitzengefühl.

Gibt es Herzensangelegenheiten in Ihrer Agenda?

Da gibt es zwei: Erstens, möchte ich mich ganz besonders um die Menschen kümmern, die in unseren großen Wohnstadtteilen unseres Bezirks leben, wie zum Beispiel in Billstedt-Horn mit seinen 100.000 Einwohnern oder auch in den noch dörflichen Strukturen in Finkenwerder. Und zweitens müssen wir mehr miteinander reden. Ganz oft entstehen Konflikte zwischen Wirtschaft und Menschen dadurch, dass man nicht miteinander spricht, oder nicht entscheidet. Ich bin der Überzeugung, dass Menschen nicht nur wohnen, sondern auch bei uns arbeiten sollen. Wir müssen also Wohnungen schaffen und produzierendes Gewerbe ansiedeln und halten. In den vergangenen acht Monaten meiner Amtszeit haben wir etliche Probleme entschärfen können, indem wir die beteiligten Akteure an einen Tisch gebracht haben und Entscheidungen getroffen haben, die wir dann auch öffentlich vertreten.

 

Interview: Die Südseiten haben mit  Falko Droßmann gesprochen und wir bedanken uns sehr herzlich bei der Herausgeberin Andrea Klupp und dem Autor Detlef Arlt für das Interview.

Foto: Stefan Gräf

 

28. Dezember 2016 von Redaktion

Kategorien: Hamburg regiert, Stadtliebe

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