Junior Designer Award 2019 im stilwerk

„Designing the future matters“: Getreu diesem Motto prämierte die Raymond Loewy Stiftung im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Hamburger stilwerk zum 27. Mal die Lucky Strike Junior Designer Awards. Von 150 Einreichungen durften sich fünf Hochschulabsolventen − in den Kategorien „Textil & Mode“, „Konzept & Interaktion“, „Kommunikation & Medien“, „Produktion & Prozess“ − sowie ein Young Professional über die Design-Auszeichnung. Die Ausstellung der besten Newcomer-Arbeiten kann noch bis zum 23. November im stilwerk besichtigt werden.

stilwerk setzt Zeichen und fördert

Der Preis wird jährlich für Studierende aller Fachbereiche des Designs ausgeschrieben und ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert, jeweils 2.000 Euro pro Kategorie. Die renommierte Auszeichnung gilt als anerkannte Eintrittskarte in die Designbranche und verschafft dem Nachwuchs ein öffentliches Forum, um wertvolle Kontakte zu knüpfen und ihre Arbeiten einem interessierten Publikum zu präsentieren.

Starke Mode mit sozialer Botschaft

In der Kategorie „Textil & Mode“ war das Bewerberfeld so stark, dass die Jury zwei Gewinnerinnen kürte. Beide kommen von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und widmen sich äußert gesellschaftsrelevanten Themen. So überzeugte Martha Berwanger mit ihrer Inklusionsarbeit „Mode für Menschen mit Down-Syndrom“, welche die Lebensqualität von Betroffenen und Familien nachhaltig verbessert.

Martha Berwanger teilt sich den ersten Platz mit Nathalie Weber, die mit „Feinfühlig. Eine Kollektion für hochsensible Menschen“ gewann. Ein Thema, das rund 20 Prozent der Weltbevölkerung persönlich betrifft – Tendenz steigend. Dr. Angela Schönberger bezeichnete die Entwürfe als eine „Kollektion für die Stillen und Empfindsamen unter uns“. Zudem lobte das Jury-Mitglied die Eigenschaften der ausgewählten Materialen: „Für ihre zeitlos-klassische, hochwertige Mode und Accessoires verwendet Nathalie Weber natürliche, nachhaltige, antibakterielle und Elektro-Smog abweisende Materialien, die dem/der Träger*in einen Wohlfühlraum und eine Schutzhülle bieten. Im Zeitalter von Cyber-Kriminalität bewahrt zudem der Einsatz spezieller, abschirmender Materialien die Smartphones, Kreditkarten und Keyless-Go-Schlüssel vor Datenklau. Mit fortschreitender Digitalisierung und zeitnaher Einführung des 5G Netzes gewinnt dieses Kollektionskonzept zunehmend an Bedeutung.“

Konzepte, die Probleme lösen

„ZE HE“ lautet der Name der Gewinnerarbeit in der Kategorie „Konzept & Interaktion“ und bezeichnet ein Messgerät zur Wasserregulierung für chinesische Kleinreisbauern. Mit dem innovativen Konzept entschied der Absolvent Changyang Yan von der Muthesius Kunsthochschule Kiel das Rennen klar für sich. Zur Begründung erklärte Prof. Wolfgang Laubersheimer: „Design sollte helfen, Probleme zu erkennen. Denn nur wenn man Probleme erkennt, kann man sie auch lösen. Die Arbeit von Changyang Yan macht genau das. Er hat eine Technologie entwickelt, die es vielen Kleinreisbauern ermöglicht, ihre Felder mit einfachen und preiswerten Mitteln zu überwachen und zu wässern. Zudem senkt das Konzept den hohen Wasserverbrauch beim Reisanbau um zwei Drittel.“

Kreativer mit Hilfe von KI

In der Kategorie „Kommunikation & Medien“ gewann Stefanie Grawe von der Köln International School of Design mit ihrer Bachelorarbeit „The Black Box Experiment. Das Systemverhalten Künstlicher Neuronaler Netze“. Das Experiment hinterfragt auf mehreren Ebenen, in wieweit der kreative Schaffensprozess eines Musikproduzenten und Musikers durch den Einsatz von künstlich-intelligenter Software beeinflusst, unterstützt, bevormundet – oder gar kontrolliert – wird. „Die von Stefanie Grawe gewonnene Erkenntnis, dass Künstliche Intelligenz durchaus kreativer Partner des musikalischen Schaffensprozesses sein kann, ist mit größter Systematik hergeleitet. Die ebenso komplexen wie abstrakten Themen der künstlichen Intelligenz innerhalb von Musikproduktionsprozessen werden durch die souveräne Beherrschung von bild- und textsprachlichen Mitteln auch für Laien verständlich. Sie leistet damit einen überzeugenden Beitrag zu der immer bedeutender werdenden Fusionierung künstlicher und menschlicher Intelligenz“, unterstrich Designvermittler und Kurator Nils Jockel.

Die Kraft starker Bilder

Von der Muthesius Kunsthochschule Kiel kommt das Sieger-Team in der Kategorie „Produktion & Prozess“. Das fünfköpfige Team – bestehend aus Tobias Gehrke, Simeon Ortmüller, Vincent Steinhart-Besser, Yigang Shen und Jingyue Chen – erarbeitete mit „CAPTin_Kiel“ eine Projektstudie zur Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs auf der Kieler Förde. Ihr erklärtes Ziel: eine nachhaltige Mobilitätskette zu entwickeln, die autonom, umweltgerecht und in kurzen Intervallen das West- mit dem Ostufer der Förde verbindet und damit dem umweltbelastenden Individualverkehr durch die Stadt Kiel eine attraktive Alternative bietet. Zur Entscheidung sagte Jury-Mitglied Jürgen Plüss: „Neue Konzepte, erst recht, wenn sie die öffentliche Gesellschaft und breite Entscheider-Kreise betreffen, benötigen starke Bilder, die ikonengleich, Vorstellungen von Zukunft attraktiv illustrieren. Das ist neben der konzeptuellen Leistung mit den Entwürfen der ‚Floating Platforms‘ von CAPTin_Kiel hervorragend gelungen. Diese Entwürfe besitzen die Kraft, ein Signature-Symbol für die Stadt Kiel zu werden – und damit weltweites Vorbild für viele urbane Situationen am Wasser.“

Gegen die Plastikschwemme

Der Sonderpreis für Young Professionals ging an Enis Akiev für „Plastic Stone Tiles. Die Natur des Abfalls.“ Der Jury-Vorsitzende Prof. Johann H. Tomforde begründete die Preisvergabe wie folgt: „Enis Akiev hat sich der bedrohlichen Plastikschwemme in der Natur angenommen. Mittels einer innovativen Synthese aus Leichtkunststoffabfällen in Verbindung mit geologischen Bestandteilen kreiert sie Plattenmaterialien mit neuartiger ästhetischer Anmutungsqualität. Der Lucky Strike Junior Designer Award soll dazu beitragen, dass aus dem bisher erlangten Musterherstellungsprozess schneller in Serie herstellbare Produkte für die weltweite Vermarktung dieser vorbildlichen Konzeption entstehen.“

 

stilwerk ermutigt Jungdesigner

Auch Alexander Garbe, Vorstandsvorsitzender der Raymond Loewy Foundation und Inhaber von stilwerk, zeigte sich bei der Preisverleihung begeistert: „Es ist immer wieder spannend, die unglaubliche Innovationskraft kreativer Newcomer in so einem Wettbewerb mitzuerleben. Wir als stilwerk leisten mit der Stiftung und dem Lucky Strike Junior Designer Award aus Überzeugung unseren Beitrag zur Förderung des Designnachwuchses. Unser Ziel ist es, ein ermutigendes Signal an Jungdesigner auszusenden. Denn: Design ist und bleibt eine Chance, um auf die Gestaltung zukünftiger, gesellschaftlicher Belange Einfluss zu nehmen.“

 

Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich!

 

 

Titelbild: v. l. n. r.  die freudigen Gewinner*innen des Lucky Strike Junior Designer Award 2019: Stefanie Grawe (Kommunikation & Medien), Enis Akiev (Young Professional), Martha Berwanger (Textil & Mode), Changyang Yan (Konzept & Interaktion) und Nathalie Weber (Textil & Mode) © stilwerk
Foto: Alexander Garbe, Vorstandsvorstizender der Raymond Loewy Stiftung und Inhaber von stilwerk, würdigte bei der Preisverleihung den Innovationsgeist der kreativen Newcomer. © stilwerk

13. November 2019 von Redaktion

Kategorien: Hamburg designt, Kulturgenuss

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