Harburg ist um eine Attraktion reicher, die man sonst nur in Städten wie London, New York oder Berlin findet. Ein 200 Quadratmeter großes Graffiti der Low Bros macht aus einer grauen Wand im Harburger Binnenhafen einen bunten Eyecatcher. Das urbane Wandgemälde ist der Auftakt zum Projekt „Walls Can Dance„, mit dem die Macher den Stadtteil südlich der Elbe auf die kulturelle Landkarte bringen wollen.
Hafen und High-Tech
Auf dem Weg zum ersten Street Art Gemälde in der Harburger Schloßstraße spüre ich sie noch, die alte Hafenatmosphäre, während ich auf einem schmalen Weg an Hinterhöfen mit Werkstätten und Logistik vorbei schlendere und über mir das Schreien der Möwen höre. Dann wechselt das Bild. Transparente Glaswürfel und Bürogebäude stehen für einen wachsenden, modernen Stadtteil, der als High-Tech Standort bekannt ist. In diesem Stadtteil der Kontraste steht ein Gebäude der Technischen Universität Hamburg und von hier aus wollen die Gründer des Urban Art Institute die Wände in Harburg zum Tanzen bringen. Als Urbanist und Kurator fördert Rudolf Klöckner mit dem frisch gegründeten Verein zeitgenössische Kunst und Kultur im öffentlichen Raum und er hat kreative Verstärkung.
Urbanes Lebensgefühl aus der Dose
Die Graffiti-Künstler Low Bros aus Berlin haben zur Spraydose gegriffen und eine Fassade der TU-Hamburg zum Leben erweckt. Mit geometrischen Flächen und kubistischen Effekten vor einem altrosa Hintergrund wirkt das Wandgemälde modern und gleichzeitig ein wenig aus der Zeit gefallen. Das ist kein Zufall, denn das Künstlerduo greift in seinen Bildern Elemente aus Jugendkulturen der 80er und 90er Jahre wie Hip Hop, Graffiti und Skaten auf. Dieses urbane Lebensgefühl transportieren sie auf Fassaden und Leinwände in der ganzen Welt und nun auch nach Harburg.
Art-Track Harburg
Dr. Ralf Grote von der TU-Hamburg freut sich über die Verstärkung der Stadtkultur: Hier passiert gerade wahnsinnig viel und es gibt große Transformationsprozesse. Aber auf der kulturellen Landkarte tauchen wir so gut wie gar nicht auf, erklärt er. Rudolf Klöckner vom Urban Art Institute möchte das ändern. „Es geht uns nicht darum, den ganzen Stadtteil anzumalen. Wir wollen so etwas wie ein Outdoor Museum erschaffen.“ Mit insgesamt zehn spektakulären Bildern im Binnenhafen und in der Harburger Innenstadt soll ein Art-Track entstehen, der den gesamten Stadtteil miteinander verbindet.
Ein Netz aus Bildern
Die Herausforderung ist dabei nicht zu übersehen: Von Norden nach Süden wird Harburg von einer Bahntrasse und einer stark befahrenen Straße in zwei Teile zerschnitten. Es gibt nur wenige und teilweise schwierige Übergänge. Ein Netz aus Bildern soll neue Verbindungen in den Köpfen schaffen, damit mehr Menschen den Weg auf die andere Seite finden. Schon im Sommer soll das nächste Wandbild in der Harburger Innenstadt entstehen. Die Macher vom Urban Art Institute sind optimistisch: Es gibt hier diesen besonderen Harburg Spirit – kurze Wege und die Leute sprechen miteinander!
Autorin: Julia Barthel
Fotos: „Walls Can Dance“ 200 Quadratmeter großes Wandgemälde des Künstler Duos Low Bros im Harburger Binnenhafen © Urban Art Institute Hamburg
Kategorien: Hamburg entdeckt, Hamburg künstlert, Kulturgenuss, Stadtliebe
Schlagworte: Graffiti, Harburg, Harburger Binnenhafen, Low Bros, Mural, Street Art, Urban Art Institute, Walls Can Dance