Eine Bühne, eine Trompete und ein Glas Rotwein

Viele Leute, die das kleine Café an einer unbekannten Straßenecke in Harburg zum ersten Mal betreten, werden von der dynamischen Mischung  aus Musik, Performances und fabelhafter Kuchenauswahl total überrascht.

Ich sitze neben einer mir unbekannten Frau im Kulturcafé Komm du. Sie hält ein Glas Rotwein in der Hand und wir lauschen den Songs und Geschichten einer Swing Band namens Klotzquintett. Mühelos gleiten die Töne des Pianos und der Trompete durch den Raum und lassen wohlige Schauer über meinen Rücken laufen.

Unbekannter Ort voller Überraschungen

Beiläufig lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück und bin überrascht, dass wir uns inmitten eines ausgesprochen bunt gemischten Publikums befinden. Menschen jeden Alters, die in Fahrradkleidung oder feinem Anzug hierher gekommen sind, um das Swing Konzert zu genießen, füllen den ganzen Raum bis zur Tür. Die Dame mit dem Rotwein folgt meinem Blick und fasst die Szenerie treffend zusammen: „Komisch, ich hatte keine Ahnung, dass es diesen Ort überhaupt gibt, der liegt ja hier wirklich im Nirvana.“

Internationale Kunst auf kleiner Bühne

Es ist ein Donnerstagabend im Kulturcafé Komm du, an dem der Swing die Bühne erobert. Das Klotzquintett erzählt mit Instrumenten und Worten Geschichten aus einer Zeit, in der diese Musik den Protest der Jugend gegen den Krieg verstärkte. Während der Swing mein Herz leichter macht lerne ich nebenbei etwas über die Protestkultur gegen den Nationalsozialismus in Hamburg. Aber wie ist diese Kulturblüte an einer unbekannten Straßenecke in Harburg entstanden?

Nomaden aus London bauen Kulturcafé in Harburg auf

Vor etwa drei Jahren kamen Britta Barthel und Mansen Chu aus London nach Harburg und haben im Nirgendwo ihr Zelt aufgeschlagen.       Mit sich brachten sie eine kleine Kaffeepflanze und das Wissen, wie man köstlichen Kaffee für jeden Geschmack herstellt. Ob ich am frühen Morgen oder am späten Nachmittag in das Café komme, da findet sich immer ein ruhiges Plätzchen, ein gutes Buch und ein großer Cappuccino mit einem noch größeren Milchschaumberg.

Freiraum für Künstler und Geschichtenerzähler 

Schon bald entwickelte sich das Café an einer unauffälligen Straßenecke zu einem künstlerischen Freiraum, an dem sich Singer und Songwriter, Autoren und Schauspieler aus aller Welt treffen, um ihre Geschichten zu erzählen. Von Donnerstag bis Samstag wird die Bühne im hinteren Teil des Cafés zum kulturellen Hotspot für Lesungen, Performances und Konzerte. An besagtem Donnerstagabend genoss ich also ein Swing Konzert, während das bunte Publikum um mich herum in knusprigen Gemüsebällchen und selbstgebackenem Kuchen schwelgte. Im Nirgendwo oder nicht, das Komm du ist längst zu einem Magneten für Menschen von überall geworden und die Luft vibriert von Tönen und Stories, die mich immer wieder hierher ziehen.

 

Das Kulturcafé logistisch:

  • 150 Musik- und Performance Acts im Jahr
  • Alle 2 Monate neue Kunstausstellungen
  • 40 vegane Cookies und Kuchen im Monat
  • 25 Kerzen erleuchten jeden Abend das Café
  • Freunde und Familie legen 500 Kilometer pro Woche zurück,
    um im Familienbetrieb zu helfen

 

Foto: © Kulturcafé Komm du

Autorin: Julia Barthel

12. August 2016 von Redaktion

Kategorien: Hamburg künstlert, Kulturgenuss

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