Starke Frauen schaffen Frieden

„Women for Women International“ unterstützt Frauen in Kriegs- und Krisengebieten. Die Wahl-Hamburgerin Preeti Malkani mit indisch-deutschen Wurzeln hat 2018 die deutsche Organisation der NGO ins Leben gerufen. Sie ist heute Vorsitzende des Aufsichtsrats und überzeugt: Wer in Frauen investiert, schafft langfristig Frieden.

Sie sind in Norddeutschland geboren, in Paris aufgewachsen und durch Ihre Arbeit in internationalen Marketingagenturen sehr viel in der Welt herumgekommen. Was hat Sie in Ihre Wahlheimat Hamburg geführt?

Tatsächlich die Liebe. Mein Mann und ich haben zusammen an der Hamburger Uni studiert, nach dem Studium bin ich nach Düsseldorf in eine Agentur gegangen. Als mein (inzwischen) Mann sich im Jahr 2003 für die Gründung eines Unternehmens in Hamburg entschied, war klar – hier bleiben wir definitiv länger. Daraus sind inzwischen 20 Jahre geworden.
Auch wenn ich nach wie vor meine Reisen nach New York, Paris oder London sehr genieße – zum Leben, insbesondere mit Familie, hat Hamburg einfach unglaublich viel zu bieten. Die Lebensqualität ist gemessen an den Mega-Cities sehr hoch und trotz „Tor zur Welt“ immer noch überschaubar.

Neben Ihrer Haupttätigkeit als Marketingleiterin der Hamburger Immobilienfirma Matrix Immobilien engagieren Sie sich ehrenamtlich für die NGO Women for Women International. Wie sind Sie auf diese Organisation aufmerksam geworden und was hat Sie dazu bewegt, sich dafür zu engagieren?

In einem britischen Magazin hatte ich einen Artikel über eine Afghanin und eine Nigerianerin gelesen, die in ihren Heimatländern durch die bewaffneten Konflikte Traumatisches erlebt hatten. Mit Unterstützung von Women for Women International konnten sich beide eine neue Existenz aufbauen. Das hat mich zutiefst beeindruckt. Und ich habe mich gefragt, warum in Deutschland keiner diese Organisation kennt. Das wollte ich unbedingt ändern.

Sie sind also viel beschäftigt. Wie verbringen Sie Ihre freien Tage in Hamburg?

Ich liebe vor allem die Kunst und die Natur. Zu beiden Themen hat Hamburg viel zu bieten. Neben den zahlreichen Ausstellungen in Museen oder Galerien, genieße ich lange Spaziergänge mit unserem Hund Filou. Ich wohne im Alstertal und habe jede Menge Grün direkt vor der Haustür. Jeden Monat entdecke ich wieder ein neues Gebiet, einen Wald, ein Moor, einen See – einfach großartig.

Was ist die Mission von Women for Women International?

Women for Women International möchte eine Welt schaffen, in der alle Frauen den Verlauf ihres Lebens selbst bestimmen und ihr volles Potenzial ausschöpfen können. In Ländern, die von Konflikten und Kriegen betroffen sind, unterstützen wir durch verschiedene Programme die am stärksten ausgegrenzten Frauen dabei, ihr Leben wieder aufzubauen und sich eine unabhängige Zukunft zu schaffen. Mithilfe beruflicher Fertigkeiten, Wissen und Ressourcen, können marginalisierte Frauen nachhaltige Veränderungen für sich selbst, ihre Familie und ihre Gemeinschaft schaffen.

Warum ist diese Arbeit gerade jetzt so wichtig und woraus schöpfen Sie Inspiration bei der Beschäftigung mit diesem Thema?

Noch nie waren globale Abhängigkeiten und Zusammenhänge so offensichtlich wie in den letzten Wochen und Monaten. Erst die Pandemie, dann der Krieg vor unserer Haustür, Afghanistan, Syrien, Irak – Millionen von Menschen, die aufgrund von Krieg und Gewalt ihre Heimat verlassen müssen, und über alldem schwebt das Damoklesschwert der Klimakrise und ihrer Folgen. Gerade bei der Bewältigung von Krisen kommt Frauen eine besondere Bedeutung zu und ich bin fest davon überzeugt:

Wenn wir langfristigen Frieden in Ländern herstellen und sichern wollen, muss in Frauen investiert werden. Frauen sorgen dafür, dass Familien und Gesellschaften funktionieren, bei eigenem Einkommen reinvestieren sie den größten Anteil in ihre Familie und die Gemeinde, sie setzen sich für Friedensprozesse ein, wenn ihre Stimme gehört wird.

Sie sind sehr gut in Hamburg vernetzt. Inwiefern hilft Ihnen dies bei Ihrem Engagement für Women for Women International?

Interessanterweise hat mir erst mein Engagement für Women for Women International gezeigt, über welch großartiges Netzwerk ich in Hamburg verfüge. Eine Idee in die Realität umzusetzen, ist immer der kritische Punkt einer Gründung. Ohne die zahlreichen wunderbaren Frauen (und Männer), die mich bei dem Vorhaben unterstützt haben, wäre mir dies nicht gelungen. Angefangen von juristischem Beistand und Pro-bono-Arbeit bei der Gründung einer NGO über Unterstützung bei der Organisation von Events bis zur Zusammenstellung eines starken engagierten Boards, welches zur Hälfte aus Hamburgerinnen besteht. Ich bin allen sehr dankbar dafür.

29 Euro im Monat für ein neues Leben! Das Patenschaftsmodell von Women for Women International ermöglicht die direkte Unterstützung einer Frau in den Programmländern. Wie funktioniert das?

Man übernimmt die Patenschaft für eine Frau und unterstützt ein Jahr lang ihre Ausbildung mit 29 Euro im Monat. Wir nennen das „Sponsor a Sister“. Es ist eine persönliche Beziehung. Als Patin oder Pate erhält man regelmäßige Updates über den Werdegang der „Sister“ und hat sogar die Möglichkeit, ihr einen Brief zu schreiben.

Erzählen Sie uns doch von Ihrer „Sister“ in der Demokratischen Republik Kongo.

Meine Sister, die ich in diesem Jahr unterstütze, heißt Mwamini. Sie ist zwischen 25 und 30 Jahre alt und stolze Mutter von drei Kindern – zwei Töchtern und einem Sohn. Mit Women for Women International hat sie einen sicheren Ort gefunden, an dem sie Freundschaften schließen, neue Fähigkeiten erlernen, ihre Stimme nutzen und eine bessere Zukunft für sich und ihre Familie gestalten kann. Sie ist nun Teil einer starken Gemeinschaft und hat ein unterstützendes Netzwerk von Frauen, die ähnliche Erfahrungen wie sie gemacht haben. Gemeinsam können sie eine Bewegung für Veränderungen schaffen, die Hoffnung und neue Möglichkeiten in die schwierigsten Kontexte bringt.

Women for Women International unterstützt aktuell Frauen in 13 Ländern. Um welche Länder handelt es sich hier und welche haben Sie schon besucht?

Inzwischen arbeiten wir über unsere Länderbüros in Afghanistan, Bosnien und Herzegowina, Demokratische Republik Kongo, Irak, Kosovo, Nigeria, Ruanda und Südsudan. Gemeinsam mit Partnerorganisationen arbeiten wir zudem in Äthiopien, Syrien, Myanmar und seit diesem Jahr auch in Polen und der Ukraine.

Vor dem offiziellen Start in Deutschland war es mir sehr wichtig, unsere Arbeit und die Frauen, die wir mit unserem Programm unterstützen, aus nächster Nähe zu erleben. Ich hatte das große Glück, mich von der außergewöhnlichen Wirkung unserer Ausbildung in Ruanda, Nordirak und in Bosnien-Herzegowina überzeugen zu können. Und die Teilnehmerinnen, die ich dort kennenlernen durfte, inspirieren mich jeden Tag, eine Stimme für sie auch in Deutschland zu sein.

Das holistische „Stronger Women, Stronger Nations“-Schulungsprogramm soll die Frauen beim Wiederaufbau ihres Lebens unterstützen. Können Sie uns dazu etwas mehr erzählen?

Das „Stronger Women, Stronger Nations“-Programm ist auf ein Jahr angelegt, um keine langfristigen Abhängigkeiten zu schaffen. Das holistische Programm umfasst nahezu alle Lebensbereiche, darunter Frauenrechte, Gesundheit, Einkommen und Sparen sowie soziale Unterstützungsnetzwerke.

Gibt es schon sichtbare Erfolge? Was konnte Women for Women bisher erreichen?

Women for Women International investiert in Frauen und ihre Wirtschaftskraft, damit sie ihr eigenes Geld verdienen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Wir wissen aus unserer jahrzehntelangen Erfahrung, dass dieser Ansatz wirkt. So verdoppelte sich der Tagesverdienst der Frauen in unserem Programm im Jahr 2021 beispielsweise von durchschnittlich 0,80 US-Dollar bei der Aufnahme in das Programm auf 2 US-Dollar bei Abschluss der Ausbildung. Bisher konnten wir 531.498 marginalisierte Frauen in 13 von Konflikt betroffenen Ländern mit unseren Programmen erreichen.

Was macht Sie besonders glücklich oder stolz, wenn Sie an Women for Women International denken?

Neben unserem 1-Jahres-Programm haben wir 2018 einen flexiblen Krisenfonds, unseren „Conflict Response Fund“ (CRF), ins Leben gerufen. Damit können wir schnell auf schwelende Krisen reagieren, von denen Frauen am meisten betroffen sind. Mit diesem Fonds leiten wir gemeinsam mit lokalen Partnerinnen und Partnern Aktivitäten ein, um zeitnah auf dringende Bedürfnisse weiblicher Betroffener zu reagieren. So sind wir beispielsweise 2019 in einem der größten Flüchtlingslager der Welt, in Cox’s Bazaar in Bangladesch, aktiv geworden, um junge Rohingya-Frauen mit einer Berufsausbildung zu unterstützen, damit sie sich eine Existenz aufbauen und ein Einkommen erzielen können. Ähnliches tun wir aktuell in Polen und der Ukraine, wo wir unseren Partnerorganisationen dabei helfen, geflüchteten Frauen eine Perspektive durch holistische Unterstützung zu bieten. Diese besteht aus der Bereitstellung von Unterkünften, finanzieller Unterstützung, Rechtsberatung und Traumatherapie.

Sie sind mit Ihrer Organisation in Afghanistan aktiv. Ist dort in der heutigen Situation ein aktives Engagement überhaupt möglich?

Seit der Machtübernahme der De-facto-Regierung im August 2021 büßen die Frauen dort immer mehr ihrer Rechte ein. Wir konnten 2022 unsere Programme vor Ort weiterführen und es konnten über 2.600 Frauen an unserem „Stronger Women, Stronger Nations“ Programm teilnehmen. Seit der jüngsten Verordnung der De-facto-Regierung, welche verbietet, dass Frauen in Afghanistan für NGOs arbeiten dürfen, müssen wir unsere Arbeit einschränken. Wir konnten in den letzten Wochen allerdings erreichen, dass wir in einigen Provinzen unsere Arbeit für Frauen durch unsere weiblichen Mitarbeitenden wieder aufnehmen konnten.

Dort, wo wir unsere Programme derzeit nicht umsetzen können, fokussieren wir uns darauf, Bargeldtransfers und Saatgut für den Gemüseanbau zu verteilen, damit die Frauen sich und ihre Familien in dieser humanitären Krise ernähren können.

Sie haben viel von der Welt gesehen. Was lieben Sie besonders an Hamburg?

Wer mich kennt, weiß: Ich bin ein Wasser-Mensch! Ob es stimmt, dass Hamburg mehr Brücken als Paris, Venedig und Amsterdam hat, kann ich nicht beurteilen – aber ob Alster, Elbe, Hamburger Hafen, Strandperle oder die Nähe zur Ost- und Nordsee – ich liebe es! Im Vergleich zu vielen anderen Großstädten empfinde ich die allgemeine Lebensqualität als sehr hoch und das Wasser und die vielen Grünflächen machen die Stadt lebens- und liebenswert. Auch wenn die Hamburger zu Beginn etwas kühl und unnahbar wirken, wenn man uns näher kennenlernt, wird man schnell vom Gegenteil überzeugt. Auch das hat mir die tolle Unterstützung beim Aufbau von Women for Women International Deutschland einmal mehr gezeigt.

Sponsor a Sister

Auch Sie möchten Women for Women International unterstützen, dann geht es hier direkt zur Patenschaft.

 

 

 

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Fotos:
Preeti Malkani, Vorsitzende des Aufsichtsrats „Women for Women International“ © PR Babor
Preeti Malkani vor Hamburger Fleet © Preeti  Malkani

3. Januar 2024 von Redaktion

Kategorien: Hamburg hilft, Tatkraft

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