Poetry Slam op Platt

Poetry Slam – dat geiht ook op platt

Der Norden reimt los. Bei „Poetry Slams“ auf Plattdeutsch treffen sich Trend und Tradition.

Der gute Mann ist ein alter Hase. „Meine Eltern haben immer platt mit mit geschnackt“, erzählt Jan Ladiges. Das war in Holm, dem kleinen 3000-Einwohner-Ort im Kreis Pinneberg. Plattes Land, eher nicht viel los. Der 53-Jährige hat sich bis heute seine Liebe zum Niederdeutschen bewahrt. Inzwischen bringt es Ladiges sogar zu einer gewissen Berühmheit, auch wenn er in diesem Beritt Novize ist. Local Hero wider Willen sozusagen: Ladiges ist einer der erfolgreichsten Vertreter des „Poetry Slam op platt“.

2013 nahm er zum ersten Mal am gleichnamigen Wettbewerb teil, bei der diesjährigen Auflage räumte Ladiges unlängst in Husum den ersten Platz ab. Sein Stück „Rap-Snuten“ ist gewissermaßen eine Hymne ans Plattdeutsche: „Düsse Schenkelklopperee / deit mi in de Ohrn weh / Wenn di Plattdütsch thumb dücht / sabbelst du doch dumm Tüch.“ Zur Sicherheit hier die Übersetzung ins Hochdeutsche: „Diese Schenkelklopferei tut mir in den Ohren weh / Wenn dir Plattdeutsch einfältig vorkommt / redest du doch dummes Zeug.“

Zunächst war Ladiges mit kleinen Sketchen und Gedichten auf privaten Feiern erfolgreich. „Ich kam da wohl ganz gut an“, sagt er. Später wurde der Landschaftsgärtner dann ermuntert, mehr aus seinem Faible für die bodenständige Mundart zu machen. Mit seinem ersten „anlassfreien“ Werk im Gepäck fuhr Ladiges zu einem Treffen mit Freunden nach Wedel. Und dann? „In der Kneipe, in der wir uns verabredet hatten, fand an diesem Abend ein Poetry Slam statt“, erinnert sich Ladiges. Bis heute fragt er sich: glücklicher Zufall oder Schicksal?

Auf die Bühne geschnackt

„Ich wurde nach anfänglichem Zögern auf die Bühne geschnackt und habe gleich den vierten von elf Plätzen belegt“, sagt Ladiges. Der Erfolg spornte ihn an, er blieb dran und hat bis heute Spaß, sich mit anderen beim „Dichterwettstreit“ zu messen.

Seit die coolen „Poetry Slams“ aus den USA zu uns herübergeschwappten, sind Reime und schöne Sprache selbst bei Jugendlichen wieder in. Die Wortkünstler von heute stehen mit Mikrofonen in Kneipen oder Clubs auf der Bühne und lesen ihre Werke von Spickzetteln ab. Alle Genres sind erlaubt – ob Roman, Gedicht, Rap oder Comedy. Allerdings ohne Requisiten und Kostüme. Das Publikum kürt am Ende des Abends den Sieger.

Die deutsche Poetry-Slam-Szene ist neben der englischsprachigen die größte der Welt. Hamburg ist eine Hochburg und bietet wöchentlich Dichtershows. Besonders beliebt ist die Stadtmeisterschaft „Kampf der Künste„.

Trotz des Booms der Sprach-Battles macht sich Ladiges keine Illusionen. „In der Generation 70 plus wird noch platt gesprochen, in meiner leider kaum noch“, bedauert er. Solange es Enthusiasten wie Ladiges gibt, sollte man die Hoffnung aber nicht aufgeben. Word up!

Autorin: Anja-Katharina Riestrer
Foto: Jan Ladiges

22. April 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg künstlert, Kulturgenuss

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