HilfMahl

Initiative „Hilf Mahl“: Schlemmen und Spenden

Lecker essen gehen und damit Obdachlosen über den Winter helfen? Wie das funktionieren kann, zeigt die Aktion „Hilf Mahl“.

Sein Büro hat Mathias Bach in der Innenstadt. Dort, wo es reichlich Wohlstand gibt und sehr viel Geld verdient wird. Hamburg ist eine der reichen Städte Europas.

Es gibt aber auch eine andere Seite: Menschen leben hier auf der Straße, weil sie es müssen. Sie sind mittellos. „Ich sehe täglich viele Obdachlose“, sagt Mathias Bach, „das war und ist meine Motivation, Hilfe zu leisten.“

Deshalb gründete der Immobilienkaufmann zusammen mit seiner Ehefrau Sophie vor zwei Jahren „Hilf Mahl“. Das Projekt verbindet Schlemmen und Spenden, um mit den Einnahmen die akute Notlage der Obdachlosen im Winter zu lindern.

Der Euro extra ist bei „Hilf Mahl“ gut angelegt

Wer in einem der teilnehmenden Restaurants speist, zahlt einen Euro zusätzlich zum eigentlichen Rechnungsbetrag. Das Geld kommt ausschließlich Organisationen zugute, die sich um Obdachlose und deren Unterbringung in der kalten Jahreszeit kümmern.

Das sind zum Beispiel die Winternothilfe des Straßenmagazins „Hinz & Kunzt“, ein Container-Projekt für Frauen der Caritas oder der Hamburger Wohlfühlmorgen, an dem unter anderem der Malteser-Hilfsdienst beteiligt ist.

Laut der letzten Erhebung des Senats aus dem Jahre 2009 gibt es in Hamburg 1000 Obdachlose. Hilfsorganisationen gehen von einer drei Mal so hohen Zahl aus. Viele dieser Menschen schämen sich, andere sind psychisch krank. Oder sie können die Zustände in den Notunterkünften nicht ertragen und melden sich deshalb nicht bei den zuständigen Stellen. Vor allem im Winter sind Obdachlose aber in Lebensgefahr.

Ein Essen in London brachte das Ehepaar Bach auf die Idee

Die Initialzündung für „Hilf Mahl“ erlebte Mathias Bach bei einem Besuch in London. In einem Restaurant wurde auf die Rechnung ein Pfund draufgeschlagen. Der zusätzliche Obolus ging an das britische Obdachlosen-Hilfsprojekt „Streetsmart“.
Das Ehepaar Bach war von der Kombination aus Essensgenuss und Fürsorge sofort überzeugt. „Das war eine so simple Idee, dass man es einfach machen musste“, sagt Mathias Bach, der auch dem Beirat von „Hinz & Kunzt“ angehört.

In Hamburg Restaurants für die Initiative zu gewinnen, sei anfangs nicht leicht gewesen, gibt Mathias Bach zu. Viele Gastronomen stellen nicht gerne Bittkärtchen auf den Tisch. „Ich nutzte meine Kontakte, um einen Türöffner zu haben“, so der 52-Jährige.

Inzwischen machen 20 Restaurants mit, Ulrich Tukur ist Schirmherr

Bis auf wenige Ausnahmen war die Resonanz dann überwältigend. Zudem sagte auch noch der Schauspieler Ulrich Tukur zu, als Schirmherr von „Hilf Mahl“ zu fungieren. Insgesamt sind 20 eher gehobene Restaurants dabei.

„Der durchschnittliche Betrag ist dort hoch genug, damit der eine Euro für den Gast verkraftbar ist“, sagt Mathias Bach. Hotels täten sich im Übrigen oft schwer, da sie sich bereits bei anderen Hilfsaktionen engagieren.

Und die Kunden? „Bei den Menschen haben wir in Hamburg keine Spendenkultur wie im angelsächsischen Raum“, räumt Mathias Bach ein. Doch diejenigen, die spenden, tun es gerne. So sind im vergangenen, eher kurzen und milden Winter rund 12.000 Euro zusammengekommen.

Die Bereitschaft, Geld für Obdachlose zu geben, hängt wesentlich von den Temperaturen ab: je kälter, desto größer die Freigiebigkeit. Mit Beginn des Frühlings pausiert „Hilf Mahl“. Mathias Bach begründet es so: „Die Initiative ist saisonal, da sonst sowohl Gastronomen als auch Gäste überfordert wären.“

Aktion kann Probleme lindern, aber Ursachen nicht bekämpfen

Dass Aktionen wie „Hilf Mahl“ durchaus Symptome lindern, aber nicht die Ursachen von Obdachlosigkeit beheben können, ist Mathias Bach bewusst. „Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das wahrscheinlich nie ganz zu beseitigen ist.“ Aber: „Das heißt nicht, dass man tatenlos bleiben soll.“

Entbinden solche Projekte nicht die öffentlichen Einrichtungen von ihrer Verantwortung? „Der Staat tut natürlich immer zu wenig, und Privatinitiativen sind für diesen sicher bequem“, sagt Mathias Bach. Aber er selbst könne nicht beobachten, dass der Staat sich deshalb zurückziehe.

Wenn man wirklich die Ursachen bekämpfen wolle, müsse man sehr viel tiefer gehen. „Wir haben mit der Linderung der Obdachlosigkeit gestartet“, sagt Mathias Bach, „aber Ursprung und Schlüssel von allem ist Bildung.“ Doch das sei ein Zukunftsprojekt.

Autor: Redaktion
Bildbeschreibung Titelfoto: Die Idee zu Hilf Mahl kam Mathias und Sophie Bach bei einem Restaurantbesuch in London.

4. Januar 2016 von Redaktion

Kategorien: Hamburg hilft, Tatkraft

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