Werner Momsen

Werner Momsen ihm seine Disco

Exklusiv-Interview mit Werner Momsen, der berühmten Klappmaulpuppe, über Hamburg und die Zukunft der Norddeutschen.

Man muss es zugeben, irgendetwas hat er an sich. So etwas versteckt Charmantes, eben richtig Norddeutsches. Wenn der gebürtige Klappmaulianer mit leicht plattdeutsch-angehaucht rollendem „R“ aus dem Nähkästchen plaudert, spürt man sofort, dass er ein Hamburg-Liebhaber ist. Jetzt lässt sich auch leicht erkennen, wie er es versteht, Alt und Jung gleichermaßen zu begeistern. Von liebevoll-bissig in die Jahre gekommenen Ehepaaren weiß er ebenso Heiteres und Dramatisches zu berichten, wie über Wacken und seine Live-Heavy-Metal-Erfahrung auf dem jährlichen Kult-Festival. Der Mann weiß eben, wovon er schnackt. Ganz nebenbei macht es enorm Spaß, ihm zuzuhören.

Herr Momsen, im Moment sind Sie mit Ihrer schillernden Disco Show und Ihrem grandiosen Soloprogramm viel bei uns im Norden unterwegs. Was hat Sie denn zu dem Discothema gebracht?

Es wurde überlegt, andere Ikonen als Ilja Richter zu verpflichten, aber die waren alle nicht mehr aufzutreiben: Der Tchibo-Mann soll als dicke Bohne im Sonderangebot gelandet sein, Tilly von Palmolive ist angeblich beim Test, ob ihr Spülmittel auch bei spröder Gesichtshaut hilft, ertrunken, und Clementine wäscht wohl bei Petrus die Ado-Gardinen von Petra Schürmann. Deshalb musste ich selbst ran und präsentiere nun ein Potpourri der schönsten, schrägsten und lustigsten Songs der 70er-Jahre, alle gespielt und gesungen von Boerney und seinen Tri Tops, einer Band, die selbst Totgeglaubte wieder zum Leben erwecken wird. Naja und bei diesem tollen Publikum in Hamburg, geht die Post dann richtig ab.

Womit würden Sie am liebsten Ihrem Hamburger Publikum eine Freude machen?

Ach wissen Sie, ich träume ja davon, jede Hamburgerin und jeden Hamburger einmal persönlich von Zuhause abzuholen. Ich würde sie am liebsten in mein Theaterwohnzimmer mitnehmen, um mit ihnen eine grandiose Zeit zusammen zu verbringen. So kommen auch mal die ganzen Sesselpupser aus ihrer Höhle und haben die Chance von der Komfortkoma-Erstarrung ins Lachkoma aufzusteigen. Da fühlt man sich doch gleich viel lebendiger. Mensch, so ein amüsanter Disco-Abend ist doch mehr wert als so mancher Arztbesuch. Lieber mit dem Taxi zur Kultur als Kurtaxe bei ´ner Kur!

Wie viele der Dinge, die Sie in Ihrem Buch und der gleichnamigen NDR-Sendung „50 Dinge, die ein Norddeutscher getan haben muss“ konnten Sie denn bisher selbst genießen?

Schon gut die Hälfte. Oha, da waren vielleicht ein paar Knaller dabei, aber ich werde von dieser tollen Sammlung der Vorschläge nicht alle erleben. Wissen Sie, da bleibt mir als Klappmaulpuppe doch das Beste verwehrt. Zum Beispiel Poppen am Strand. Ach (Herr Momsen seufzt an dieser Stelle herzzerreißend), das wird wohl nichts. So´n Schiet aber auch.

Hat er das jetzt wirklich gesagt? Ja, so etwas kommt bei ihm schon mal ganz trocken heraus. Gibt es denn etwas, womit man sich darüber hinweg trösten kann? Was sollte ein Hamburger aus Ihrer Sicht unbedingt einmal gemacht haben, um für die Zukunft in Norddeutschland gut gerüstet zu sein?

Och, das ist doch ganz klar: Labskaus essen!

Und wo ist aus Ihrer Sicht der schönste Platz in Hamburg?

An den Alsterfleeten in Winterhude. Das ist so schön norddeutsch und gemütlich. Da kannst du stundenlang sitzen und aufs Wasser gucken – auch acht Stunden lang. Wenn du das kannst, bist du ein waschechter Norddeutscher.

Was ärgert Sie am meisten an Ihrem Spieler Detlef Wutschik? Und was finden Sie an ihm besonders gut?

Werner Momsen

Oh, das ist heikel und sehr persönlich. Aber hier bei HAMBURG schnackt! kann ich das mal im Vertrauen erzählen: Es sind seine feuchten Hände! Natürlich bin ich auf sie als Klappmaulianer ja angewiesen, weil sie mich zum Leben erwecken. Zum Ende einer Show bekomme ich davon aber im wahrsten Wortsinn Stoffwechsel-Probleme: Ich fussel dann innerlich, – wenn Sie verstehen… Ansonsten liebe ich sein loses Mundwerk! Das ist richtig klasse, mit dem kann ich alles sagen, was sich andere niemals trauen würden.

Was ist Ihr Lieblings-Schnack?

Der ist echt hanseatisch: Leben und leben lassen.

Herzlichen Dank für diese außergewöhnliche Begegnung, lieber Herr Momsen. Übrigens: Der Händedruck Ihres Spielers Detlef Wutschik war trocken, warmherzig und ausgesprochen sympathisch – wie das gesamte Gespräch. Sie müssen eine glückliche Klappmaulpuppe sein.

Mehr über Herrn Momsen finden Sie hier.

26. August 2014 von Redaktion

Kategorien: Hamburg inszeniert, Kulturgenuss

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